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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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abzubauen. Sie nahmen sämtliche Bestandteile – die Kohlenstoffziegel, das Uranoxid, die Uranwürfel, die Neutronenquelle – und bauten damit einen größeren Meiler unter Verwendung von zusätzlichem Uran, das irgendwo beschafft worden war. Speer sagte nicht, von woher. Nach eineinhalb Monaten schwerer alliierter Fliegerangriffe war Berlin nicht mehr sicher.
    Die SS hatte alles sorgfältig registriert und aufgezeichnet, um den Reaktor an einem anderen Ort wiederaufbauen zu können, wo die Arbeiten unter strengsten Geheimhaltungsvorkehrungen fortgesetzt werden konnten und wo die Sicherheit der Zivilbevölkerung nicht so gefährdet war. Reichsminister Speer hatte Esau aufgefordert, einen Projektverwalter zu ernennen, jemanden, der die Arbeiten am Reaktor überwachen und irgendwelche beim Bau auftretenden Probleme lösen konnte.
    »Ich würde allerdings nicht vorschlagen, dass Sie jemanden auswählen, den Sie mögen«, hatte Speer gesagt. »Falls Sie die Versuchsstätte, die wir ausgewählt haben, je besuchen sollten, werden Sie verstehen, warum ich Ihnen das nahelege.«
    »Und wo ist das?«
    Speer hatte die Augenbrauen hochgeschoben und glasige Augen bekommen, als wäre ihm etwas unangenehm. »In der Nähe von München, an der Amper. In Dachau.«
    »Ich glaube, ich war schon einmal dort. Ich mag die Gegend um München. Eine sehr schöne Landschaft.«
    »Dort aber nicht«, antwortete Speer. »Nein, dort ganz gewiss nicht.« Mehr sagte er nicht.
    Esaus Wahl für die Person des Verwalters war naheliegend. Dr. Kurt Diebner war über seine Beförderung entzückt und äußerte sich sogar Esau gegenüber freundlich, das erste Mal übrigens. Esau gratulierte ihm und hoffte insgeheim, dass Diebners neue Aufgabe wirklich so schlimm sein würde, wie Speer das versprochen hatte. Inzwischen befand sich Diebner jetzt seit einem Monat im Lager Dachau und überwachte dort den Bau des neuen Reaktorgebäudes und den Wiederaufbau des Meilers. Als Esau ihn dafür belobigt hatte, dass er so schnell vorankam, hatte Diebner darauf mit einem geheimnisvollen Telegramm geantwortet. HIER KEINE PERSONALKNAPPHEIT.
    Major Stadt ging Esau auf der Hauptstraße des Lagers voraus und bedeutete ihm mit einem Fingerschnippen, dass er ihm folgen solle. Sämtlicher Schnee war weggefegt worden, und der zurückgebliebene Schneematsch war wieder gefroren. Esaus Nase war gerötet. Die Sonne strahlte zu hell aus einem Himmel, der für das abstoßende Bild, das das Lager bot, zu blau war.
    Major Stadt machte eine weitausholende Handbewegung auf die vielen Menschen, die sich wie Tiere in einem Pferch zusammendrängten; andere schleppten Kübel, machten sauber, verrichteten alle möglichen Schmutzarbeiten, während Wachen dastanden und ihre Karabiner von einer Schulter auf die andere verlagerten. Rings um den elektrisch geladenen Zaun waren Wachtürme aufgebaut, auf denen Männer mit Maschinengewehren die Gefangenen bewachten. Ein Wachmann fuchtelte dauernd mit seinem Karabiner herum, als würde er gleich ziellos in die Menge schießen wollen.
    Esau hatte Filme von Umsiedlerlagern für Juden gesehen, wo hart arbeitende Menschen Uniformen für deutsche Soldaten nähten und unter zwar spartanischen, aber immerhin erträglichen Lebensumständen Gemüse und Getreide züchteten. Aber so etwas, wie er hier zu sehen bekam, hatte er sich in seinen schlimmsten Träumen nicht vorgestellt.
    »Die meisten sind draußen im Arbeitseinsatz, Straßenbau, Munitionsfabriken und so«, meinte Stadt selbstgefällig. »Die Juden haben uns schließlich in diesen Krieg hineingezwungen, wissen Sie. Da ist es nur gut und richtig, dass sie jetzt mithelfen, den Schaden zu reparieren, den sie angerichtet haben. Wir haben sie bei der Arbeit gefilmt. Die guten Deutschen wollen sehen, dass sie sich das Essen, das wir ihnen geben, mit ehrlicher Arbeit verdienen.«
    Sie kamen am Verwaltungsgebäude vorbei, das auch von einem Stacheldrahtzaun umgeben war und dessen Fenster vergittert waren. Esau versuchte, möglichst flach zu atmen, aber die eisige Luft trug den Gestank von Exkrementen und verbrennenden Leichen an seine Nase. Er hoffte, dass Stadt mit ihm in das Hauptgebäude gehen würde, damit er sich in einen geschlossenen Raum setzen konnte, wo seine Knie vielleicht aufhören würden zu zittern.
    Major Stadt entging Esaus Übelkeit nicht, und er schlug ihm jovial mit der Hand auf die Schulter. »Daran werden Sie sich gewöhnen. Man gewöhnt sich an alles.« Stadt strich sich mit der Hand

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