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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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über den Ärmel und schlenderte neben Esau dahin. »Als Himmler selbst einmal eines dieser Lager besuchte, stand er zu dicht bei einer Reihe von Gefangenen, die gerade exekutiert werden sollten. Seine Jacke und sein Gesicht bekamen Spritzer von Hirnmasse ab! Selbst er hat so ausgesehen, als müsste ihm gleich schlecht werden. Aber er ist auch darüber hinweggekommen. Jeder kann das. Kopf hoch!«
    Von der anderen Seite des Lagers hallten Schüsse zu ihnen herüber. »Ah, anscheinend gibt es heute auch wieder Exekutionen. Die machen das gewöhnlich donnerstags, glaube ich. Sie haben sich eine gute Zeit ausgesucht.«
    Esau hatte sich bemüht, es nicht zu bemerken, aber jetzt kniff er die Augen zusammen. Irgendwie hatte man in dem gefrorenen Boden einen Graben ausgehoben. Jetzt trottete eine Reihe Gefangene in den Graben und stellte sich mit dem Gesicht zur Erdwand auf. Die Wachen erschossen sie. Als sie zu Boden sackten, schlurfte die nächste Reihe Gefangene von Bajonetten getrieben an die Plätze, die sie freigemacht hatten.
    »Warum kämpfen sie nicht? Warum leisten sie keinen Widerstand?«, fragte Esau. »Sind sie so dumm?«
    Stadt zuckte die Achseln. »Wohin sollen sie denn laufen? Das sind Tiere, wie Vieh im Schlachthaus.« Er trat mit der Stiefelspitze einen kleinen Steinbrocken aus dem vereisten Boden los. »Da, sehen Sie sich das an. Nackte, hässliche Erde. Die haben jeden Grashalm vertilgt, jeden Busch. Früher war das einmal ein hübsches Lager, als wir hier nur politische Gefangene hatten. Aber wenn man einmal anfängt, Homosexuelle herzuschicken, Zigeuner, Juden – nun, Sie sehen ja selbst, was dann passiert. Ist auch wirklich kein Wunder. Gut, dass wir dieses Geschmeiß aus unserer Gesellschaft vertilgen.
    Möchten Sie die Krematorien sehen? Diese Gräben hier sind eigentlich bloß Fassade, bei Weitem nicht so praktisch. Die füllen sich zu schnell. Jetzt, wo Sie Ihren eigenen Titel haben, Herr Generalbevollmächtigter, interessieren Sie sich sicher für andere effiziente Einrichtungen.« Er sah Esau an und kniff dann die Augen zusammen.
    »Sie müssen solche Leute einfach als Material betrachten, als sonst gar nichts. Der Krieg zwingt uns, alles Material und alle Hilfsmittel, die wir besitzen, so gut wie möglich auszunützen. Und deshalb verwerten wir alles – ihre Brillen, ihr Haar, das Gold aus ihren Zähnen, eben alles.«
    Esau wusste, dass Stadt ihn ganz bewusst ärgerte, weil er in seinen Augen zimperlich gewesen war. Und deshalb herrschte er ihn an: »Ich bin nicht als Tourist hier! Ich muss sicherstellen, dass mein Reaktor richtig funktioniert. Vielleicht haben Sie die Güte, Ihre Bemerkungen auf sachdienliche Themen zu beschränken. Und jetzt will ich den Atommeiler sehen.«
    Stadt zuckte zusammen, weil er sichtlich nicht gewöhnt war, dass man so mit ihm redete. Aber dann bemerkte Esau, dass der Major vor etwas anderem Angst hatte. »Professor Esau, ich will Ihnen die Anlage erklären. Aber ich weigere mich, dorthin zu gehen. Ich gehe nicht hinein und auch nicht viel näher heran. Im Augenblick sind wir auf der vom Wind abgewandten Seite – deshalb habe ich Sie durch das Seitentor hereingeführt.« Er hielt kurz inne und fügte dann, wie um sich zu verteidigen hinzu: »Selbst Dr. Diebner hält sich nur möglichst kurz im Reaktorgebäude auf.«
    Esau war empört. »Und warum? Deshalb ist er doch hier!«
    Stadt rückte sich die Mütze mit dem SS-Abzeichen zurecht. »Wir haben das Reaktorgebäude in Rekordzeit gebaut, Herr Professor, und noch dazu bei schlechtem Wetter. Wir haben erreicht, dass der Meiler innerhalb weniger Wochen funktioniert hat. Wir hatten keine Zeit, Schutzmaßnahmen einzubauen – Abschirmung nennt das Dr. Diebner. Es ist ungesund, wenn man zu nahe herankommt. Die Wissenschaftler wissen, dass die Strahlung gefährlich ist, und sie führen Tests durch, um das Ausmaß dieser Gefährlichkeit zu bestimmen.«
    Aus vier eher bescheiden wirkenden Schloten aus dem großen Bau im äußersten Winkel des Lagers quoll weißer Dampf. Im Vergleich mit den schwarzen Rauchschwaden aus den Krematoriumsbauten wirkte der Dampf fast unbedeutend. Stadt war jetzt stehengeblieben und starrte auf den Reaktorbau.
    »Wir haben Arbeitstrupps einen Kanal zur Amper graben lassen, um Wasser hierherzubringen, das in Röhren durch den Meiler zirkuliert und damit die Komponenten kühlt. Das Wasser ist radioaktiv, wir leiten es in die Duschen für die Gefangenen und auch in ihre

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