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Trinken hilft

Trinken hilft

Titel: Trinken hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxi Buhl
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sogar ein Kind zurechtkommen. Solche Karren hat übrigens OBI gerade im Angebot. Achten S’ auf die Größe der Ballonreifen. Mindestens zwölf Zoll, rate ich Ihnen, dann tun Sie sich leichter.« Er setzte den Kompressor vor unserer Haustür ab. »Was haben S’ denn vor, wenn ich fragen darf?«
    »Damit?« Elmar zeigte auf die Maschine. »Ja, unser Keller …«
    »Au weh, das kenn ich. Die alten Kellerlöcher, gell? Ist ja nichts fundamentiert und gar nix. Na, viel Glück! Wenn S’ Hilfe brauchen, kommen S’ rüber.«
    Ich schaute ihm nach, bis er um die Ecke verschwunden war, dann wandte ich mich wieder Elmar zu. »Ohne den Herrn Gschwendner sähen wir alt aus. Nett, dass er uns seine Hilfe angeboten hat.«
    Mein Mann sagte nichts. Beim Abendessen kam ich noch einmal auf das Thema zurück. »Vielleicht sollten wir ihn mal auf ein Glas Wein zu uns rüberbitten«, schlug ich vor. »Jetzt, da er uns so freundlich seine Hilfe angeboten hat, habe ich fast ein schlechtes Gewissen, weil wir uns nie für den Umzugstag mit einer Gegeneinladung revanchiert haben.«
    Elmar winkte ab. »Du hast ihm damals eine Flasche von diesem vorzüglichen Rioja als Dankeschön überreicht, weißt du noch, der so gut mit Thunfisch nach Baskenart harmonierte. Das war doch eine anerkennende Geste.«
    »Aber nicht dasselbe wie eine Gegeneinladung«, beharrte ich. »Eine Einladung ist einfach verbindlicher.«
    »Wir wollten keine Verbindlichkeiten herstellen, wenn du dich erinnerst. Du hast mir nicht widersprochen, als ich feststellte, der Mann wirke nicht sehr kultiviert. Eher von bodenständigem Naturell.« Elmar füllte unsere Gläser nach und sagte abschließend: »Jetzt mach dir keinen Kopf und sag mir lieber, wie dir dieser Merlot mundet!«
    Am Umzugstag damals, Jahre zuvor, hatten die Monteure sich lange mit der Kücheninstallation aufgehalten. Unser Nachbar hatte die Schwierigkeiten mit einem Blick erfasst und uns mitsamt den Umzugsmännern zu einer Gulaschsuppe bei sich eingeladen. In alten Häusern gäbe es nicht eine gerade Wand, da brauche man für jede Montage die dreifache Zeit, sagte er damals zu uns, aber Elmar war nicht geneigt, sich auf ein solches Thema einzulassen. Der Chef der Truppe allerdings war Schreiner und fachsimpelte mit unserem Gastgeber über Hausbock- und Anobienbefall bei tragenden Balken und über dessen Bekämpfung mittels Hochfrequenztechnik. Das Gespräch langweilte Elmar, und die Suppe habe nach Büchse geschmeckt, krittelte er daheim, als ich anmerkte, wie froh ich sei, dass wir schon beköstigt worden wären. Und überhaupt habe er außer einem Stoß Tageszeitungen nichts Lesbares herumliegen sehen, ob mir das nicht aufgefallen sei? Also riet er mir, die nachbarschaftliche Bekanntschaft nicht weiter auszubauen. Ich war müde vom Umzug und ließ es dabei bewenden. Dann planten wir Einladungen, um unseren Freunden das neue Domizil zu präsentieren, aber natürlich nur unseren Freunden … und Gschwendner geriet in Vergessenheit.
    Aber jetzt? »Unser Nachbar könnte uns sicher den einen oder anderen brauchbaren Ratschlag geben«, sinnierte ich laut. Elmar jedoch schien nicht zugänglich für diesen Gedanken. Beim Kyrie aus Mozarts c-Moll-Messe versuchte er, mich aus meinen Grübeleien heraus wieder auf sein Territorium zu locken. Seine Pianistenfinger tasteten sich an meinen Nacken heran. Ich wich seiner Annäherung aus. Ich musste an den Kompressor denken.
    »Was ist los mit dir?« In seiner Stimme schwang Vorwurf.
    »Nichts ist los, aber es ist spät. Morgen sollten wir früh anfangen. Lass uns schlafen gehen.«
    Im Bett drehte er mir sofort den Rücken zu. »Sei doch nicht beleidigt«, raunte ich ihm zu, bekam aber keine Antwort. Nun ja.
    Am nächsten Morgen frühstückten wir in gedämpfter Stimmung. Die Produktbeschreibungen unserer Maschinen gingen zwischen uns hin und her, sie waren achtsprachig, aber wir verstanden kein Wort. Man müsse es einfach ausprobieren, beschlossen wir und stiegen in den Keller hinunter. Der Presslufthammer hatte Zubehör. Bloß wohin damit und wie und wofür, das entzog sich unserer Vorstellung.
    »Warum können die sich nicht klar ausdrücken?«, schimpfte mein Mann und fuchtelte mit dem achtsprachigen Hochglanzblatt herum. »Bohrfutter! Bohrfutter! Ist der Steinboden damit gemeint oder der Strom oder was?« So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt.
    »Beruhige dich. Wir fragen den Nachbarn.«
    »Nein.« Seine Pupillen schossen Blitze ab. »Das machen wir nicht. Ich habe

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