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Trinken hilft

Trinken hilft

Titel: Trinken hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxi Buhl
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Betreuung von mir, obwohl ich mich selbst kaum bewegen konnte. Aber meine vom Schleppen strapazierten Bänder sah und hörte man ja nicht.
    Als die Container abgeholt und die Kellerwände abgekratzt waren, boten wir unser Haus zum Verkauf an. Zuerst zu dem Preis, den wir dem Apotheker gezahlt hatten. Dann zu der Summe, die wir der Bank schuldeten. Von da an gingen wir nach jedem Quartal um zehntausend runter. Alle paar Wochen kratzten wir den neu sprießenden Pilzrasen von Boden und Wänden. Die Zeiten waren ungünstig für Immobiliengeschäfte. Drei Interessenten sahen sich das Objekt an.
    »Nicht einmal einen Wintergarten? Ach nein«, krittelten die Ersten.
    »Wo ist denn der Carport?«, erkundigten sich die Zweiten.
    »Ohne Sauna … tut uns leid«, verabschiedeten sich die Dritten im Keller, den wir kurz davor noch mit Zitrofrisch eingesprayt hatten. Allmählich wurde uns klar: Keiner würde uns vom Schwamm befreien. Der Schwamm nahm unser ganzes Leben in Beschlag. Er wucherte so aggressiv, dass wir mittlerweile jedes Wochenende mit Spachtel und Essigessenz in den Keller steigen mussten. So konnte es nicht weitergehen. Wir nahmen Kontakt zu einer Firma auf, die auf Bautenschutz spezialisiert war. Schließlich gibt es für jedes Problem eine technische Lösung, sofern man sie bezahlen kann. Der Spezialist zog seinen Kopf ein, gebückt blickte er um sich und gestikulierte abweisend.
    »Ihretwegen kann ich keine Pygmäen als Bauhelfer einfliegen lassen«, sagte er mit einem trockenen Lachen. »Was glauben Sie, was mich das kostet, wenn meine Männer nach dieser Maßnahme ihre Bandscheiben auskurieren?«
    »Ja, aber …«, setzte Elmar unsicher an.
    Der Bautenschutzspezialist unterbrach ihn. »Wissen Sie was? Sie stemmen den Kellerboden um einen halben Meter aus, und dann sehen wir weiter. Sobald der Keller Stehhöhe hat, sagen wir zwei Meter, können wir mit dem Substanzschutz beginnen. Also Teilentkernung, Kupfersulfatinjektionen und Abflammarbeiten nach den gültigen WTA-Verordnungen. Wenn Sie einige Tausender sparen wollen, empfehle ich Ihnen, die Balkenköpfe selbst freizulegen.« Er verließ uns, nicht ohne seine Visitenkarte überreicht zu haben.
    »Was sind eigentlich Balkenköpfe?«, richtete ich mitten in der Nacht das Wort an meinen Mann, weil mir nicht entgangen war, wie er sich schlaflos von einer Seite auf die andere wälzte.
    »Darüber sinniere ich schon die ganze Zeit«, gestand er und tastete sich aus dem Bett. Im Techniklexikon fand er keinen Eintrag unter dem Stichwort. Vielleicht war es ein neudeutsches Wort? Wir blätterten im ehemaligen DDR-Duden. Auch da nichts. Seltsam. Wir hatten uns immer als Meister der Sprache gewähnt.
    »Übrigens, verstehst du , was er mit Ausstemmen meinen könnte?«, hörte ich ihn gegen vier fragen.
    »Stemmen … stemmen heißt doch so viel wie hochheben, oder?«
    »Ja, ich glaube, das kommt hin.«
    »Na ja, den Kellerboden aus stemmen bedeutet dann wahrscheinlich: heraus und hoch. Also einen halben Meter tief ausgraben und weg damit.«
    »Womit?« Seine Frage bohrte sich durch die Stille, als ich gerade eindösen wollte.
    »Was womit?«, fuhr ich gereizt hoch und erinnerte ihn daran, dass wir in zwei Stunden aufstehen mussten.
    » Womit ausgraben und wegbringen?«, präzisierte er seine Überlegungen.
    »Was weiß ich! Frag morgen im Baumarkt nach!« Schließlich bist du der Mann, lag mir noch auf der Zunge, und dann fiel ich in Tiefschlaf.
    Wir hatten noch nie einen Baumarkt betreten. Eine Weile irrten wir ziellos und verdattert durch die fremdartigen Abteilungen, bis wir endlich einen Angestellten im roten Kittel einfingen, der sich Zeit für unsere Fragen nahm.
    »Ausstemmen? Kein Problem«, sagte er flott. »Dafür gibt’s verschiedenes Stemmgeschirr. Und bei härterer Substanz wie zum Beispiel Beton oder Naturstein entsprechend leistungsfähige Maschinen. Hier das Hobbygerät von Black&Decker zum Aktionspreis von 39,-. Dann haben wir hier die Bosch-Ausführung, etwas solider, für 129,-. Und hier etwas wirklich Gutes für den Profi, die Hilti für zwei eins.«
    »Zweihundertzehn?«, fragte mein Mann erschrocken.
    Der Rotkittel lächelte. »Nee, zweitausendeinhundert. Ist’n günstiges Auslaufmodell. Kommt drauf an, was Sie ausstemmen wollen. Man kann natürlich auch Pickel und Vorschlaghammer einsetzen, ist ’ne Frage der Zeit. Und der Statur«, fügte er hinzu. Der kräftige Berater warf einen Blick auf die Bürohände meines Mannes. »An Ihrer Stelle

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