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Trinken hilft

Trinken hilft

Titel: Trinken hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxi Buhl
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diesen Bilderbuchländern! Der kostet fast nichts, den finanziert man aus der Rucksackkasse«, resümierte ich und schlug Neuseeland vor.
    »Neuseeland, exakt daran dachte auch ich gerade«, sagte Albin begeistert und ließ einen lüsternen Blick auf mir ruhen. »Ich sehe, wir haben auch auf diesem Gebiet dieselben Neigungen. Ein Glück, dich getroffen zu haben. Wir sind Seelenverwandte. Ich buche vom Betrieb aus, und heute Abend treffen wir uns wieder.« Er schaute auf die Uhr, es war allerhöchste Zeit für ihn, um noch pünktlich in die Firma zu kommen.
    Den ganzen Tag über lebte ich meine ungelebte Seite, die der Träume, aus. Ich telefonierte mit meiner besten Freundin, bat sie, täglich einmal nach meinen Töchtern zu schauen, wenn ich demnächst am anderen Ende der Welt Urlaub machen würde. »Mann, wie ich dich beneide«, sagte sie, »mein Männe will jedes Jahr ins Mühlviertel zum Angeln.«
    »Schrecklich, wie hältst du das nur aus?«, bedauerte ich sie, aber eigentlich wollte ich es gar nicht wissen.
    Auch die Töchter waren ganz aus dem Häuschen. »Zwei Wochen sturmfreie Bude, dürfen wir nach der Schule bei McDonald’s essen gehen?« Normalerweise erlaube ich das nicht, auch aus ethischen Gründen. Jetzt war es mir egal. Hauptsache, sie überlebten ohne mich. Die Waschmaschine ist fünfzehn Jahre alt, überlegte ich, als ich mit ihnen die Problemstellen des Haushalts durchging. Wenn sie das treue Stück in ihrer Gedankenlosigkeit nun zu Grunde richteten? »Vergesst bloß nicht den Kalklöser«, erinnerte ich, aber sie beugten sich bereits über das Kinoprogramm, unerreichbar für meine Mahnungen. Sie hatten sich schon verabschiedet. So sind Töchter.
    Am Abend erwartete ich Albin bei gedämpfter Ethnomusik mit einer Flasche Mumm im Kühlschrank. Diese Liebschaft fängt richtig an, sagte mir mein Gefühl. Eine gemeinsame Reise, um sich ungestört kennenzulernen, kann man es besser treffen? Meine Gedanken bewegten sich zwischen heißen Quellen, schneebedeckten Gipfeln und menschenleeren Stränden, als er endlich eintraf.
    »Schlechte Neuigkeiten. Neuseeland, daraus wird nichts«, eröffnete er mir bereits an der Garderobe, und beim Sekt erfuhr ich dann, dass alle Neuseelandflüge von Iberia für diesen Zeitraum ausgebucht seien.
    »Dann fliegen wir halt mit Qantas«, entfuhr es mir, bevor mir einfiel, dass uns der Freiflug an Iberia band. Ich schwemmte meine Enttäuschung mit einem Schluck vom guten Mumm hinunter, der nicht mehr ganz so köstlich prickelte. »Komm, lass den Kopf nicht hängen«, tröstete mich Albin, »wir fliegen einfach woanders hin. Was hältst du von Thailand?«
    »Da brauchst du mich nicht als Begleitung«, brummelte ich beleidigt und sah ihn mir genauer an. »Bist du etwa einer von denen …?«
    »Quatsch, nimm’s nicht persönlich. War nur so eine Idee. Wegen der leckeren Küche. Wenn du einverstanden wärst, ich könnte mir auch Australien vorstellen.«
    »Australien … ach nö. Zu heiß, zu viel Ozon und giftige Schlangen. Meine Töchter brauchen mich noch ein paar Jahre, musst du wissen.« Ob er mir das abnahm? Er hatte die Gören noch nicht zu Gesicht bekommen. Mamas angegrauter Macker lockte sie nicht hinter dem Bildschirm hervor.
    »Mit der Hitze hast du recht«, stimmte er mir zu. »Tasmanien ist milder. Es wäre ein Kompromiss zwischen den Kängurus und den Kiwis.«
    Wenn man sein ganzes verfluchtes Leben zu Kompromissen gezwungen ist, hält man nicht viel davon bei der Wahl eines Traumurlaubs, ist meine Meinung. Und außerdem: »Kulinarisch sollen die Tasmanier nichts zu bieten haben. Britische Sträflingsküche.«
    »Ach so.« Er nickte. »Gut essen kann man in der Karibik. Die kreolische Küche …«
    »Die Küche mag okay sein«, unterbrach ich ihn vehement. Im Geiste sah ich meinen früheren Chef vor mir, der Weihnachten immer auf Barbados verbrachte. Ein trunksüchtiger Banause, der uns nach jedem Urlaub mit seinen Fotos quälte: Chef mit Daiquiri in der Hängematte, Chef beim Schunkeln in der Strandbar, Chef zwischen zwei Schönen am Pool. Man konnte depressiv davon werden. »Das Publikum ist dort das Tragische«, belehrte ich Albin. »Wie auf Mallorca. Bloß um zwei Nullen reicher.«
    »Ach so.« Er nickte wieder. Er begriff schnell. »Du willst was für Individualisten. Ich eigentlich auch. Wie wär’s dann mit Japan? Für Sushi steig ich sogar auf den Fuji.«
    »Dieser Ameisenhügel im Fernen Osten? Du machst Witze! Ich will mich entspannen, Mann, und nicht

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