Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trinken hilft

Trinken hilft

Titel: Trinken hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxi Buhl
Vom Netzwerk:
den ganzen Tag lächeln. Nein, nein, dann schon lieber Himalaja. Dort wird man nicht plattgetrampelt.«
    »Himalaja?« Er verzog das Gesicht. »Was willst du dort essen? Madiges Yakfleisch und Buttertee, eine Zumutung.«
    »Die Klöster sollen fantastisch sein. Zentren höchster Spiritualität.« Erst kürzlich hatte ich einen GEO – Artikel darüber gelesen.
    Albin offensichtlich nicht. »Spiritualität, hör mir auf! Und keine Spirituosen, was? In verwanzten Herbergen nächtigen, ohne Duschen, nö, nicht mit mir! Ich möchte schon jeden Tag meine Haare waschen. Schließlich will ich nicht als Yeti herumlaufen.« Er schüttelte sich angewidert, und mir fiel auf, dass seine Haare wirklich ein bisschen seborrhoisch glänzten. Vielleicht hat er recht, wenn er sich nicht allzu weit von Duschen entfernt, dämmerte mir, deshalb schlug ich Kalifornien vor.
    Er winkte ab. »Kalifornien kenne ich. Von Tagungen. Wenn, dann Florida.«
    »Dieses Altersheim? Ich bitte dich! So weit sind wir noch nicht. Dann lieber Südafrika.« Im Hintergrund sang Miriam Makeba.
    »Da braucht man eine Waffe«, gab er zu bedenken. »Habe ich neulich erst im Economist gelesen.«
    »Du liest das Falsche. Lies García Márquez, dann überlegst du nicht mehr lange. Kolumbien muss sagenhaft sein.«
    »Hör mir auf mit Südamerika, da wirst du hinten und vorn beklaut. Ich kenne Chile, das reicht mir. Überall Gangster. Alles dieselbe Bagage.«
    »Mann, du bist ein Chauvinist. Südamerika wird von uns ausgebeutet. Wir haben kein Recht, die Menschen zu verurteilen, und außerdem ist die Landschaft grandios.«
    »Mir egal.«
    Sein Tonfall erinnerte mich daran, dass er im Sternzeichen des Stieres geboren war. Bodenständig bis borniert. Ein bisschen mehr von seinem fantasievollen Aszendenten hätte ich eigentlich schon erwartet. Dafür sind sie zuverlässig, die Stiere, sagte die realistische Jungfrau in mir, und Zuverlässigkeit ist auf Reisen von unschätzbarem Wert. Ich weiß, wovon ich rede, ich bin mal von einem Widder sitzengelassen worden. Im hintersten Atlasgebirge, damals nach Ibiza. Nur die Papiere hat er mir gelassen, der Saukerl, der zugekiffte. Ralf oder Rolf hieß er, aus Basel, eine Stimme wie ein Gott, wenn er zur Gitarre sang. Und überhaupt: Wer hätte denn mitten in Marokko einem Schweizer misstraut? Mit einem Stier wäre das nicht passiert.
    Während ich uns in der Küche aus Gin, Triple Sec, Zitrone und Sekt einen Cocktail namens Flying mixte, griff Albin nach Dierckes Weltatlas im Bücherregal. Er sollte eigentlich in den Schultaschen der Mädels stecken, aber da stecken Schminksachen und Popzeitschriften. Kann ich sie wirklich allein lassen? Mir kamen plötzlich Zweifel. Sie sind 15 und 16, im schlimmsten Alter.
    »Die Malediven sollen schön sein«, schlug Albin vor, als ich ihm sein Glas Flying servierte. Er hatte sich in den Indischen Ozean vertieft.
    »Schön langweilig. Nur Strände mit Kokospalmen, reine Schnorchelgettos.«
    Ich verschwieg ihm, dass die Kaunzingers zwei Stockwerke tiefer immer mit ihrem Maledivenurlaub prahlten, sonst hätte er mich für voreingenommen gehalten. Die Kaunzingers wissen zwar nicht, wo genau die Malediven liegen und welche Sprache man dort spricht, aber die Kellner sprechen Deutsch, betont Frau Kaunzinger, und das Frühstücksbüfett sei reichlicher als das auf den französisch geprägten Seychellen. Auf so einer Insel verbringe ich doch nicht meinen Traumurlaub, ob voreingenommen oder nicht. Die Welt ist riesig, und frühstücken kann ich auch daheim.
    »Da ist Sri Lanka schon ganz was anderes«, hielt ich dagegen. »Eine uralte Kultur, spannendes Hinterland …«
    »… denk an die Bombenanschläge.«
    »Dann eben Indonesien.«
    »Hast du die Waldbrände vergessen? Ich will braun werden, aber verkohlen muss ich nicht«, nörgelte er.
    »Malaysia.«
    »Hör mir auf mit den Muftis. Diese Fanatiker unterstütze ich mit keinem Euro.«
    »Rassist. Sind schließlich nicht alle Moslems Fundamentalisten.«
    »Das hat nichts mit Rassismus zu tun, aber …« Er nahm einen großen Schluck Flying.
    »Okay, okay. Kenia.«
    »Da holt man sich alles Mögliche. Eine Kollege von mir wiegt nur noch 61 Kilo. Hepatitis D oder so. Die Leber kann er sich in Sauer legen, die wird nicht mehr.«
    Langsam schrumpfte der Globus vor meinen Augen. Ich wurde ungeduldig. »Wenn du Angst vor Krankheiten hast, bleiben nur die Kanaren. Dafür braucht man aber keinen Freiflug. Das wäre verschenktes Geld.«
    Albin zuckte die

Weitere Kostenlose Bücher