Trinken hilft
sind erdverbunden, tatkräftig und wollen handeln. Der Aszendent, die unausgelebte Seite des Charakters, ist beim Fisch sinnlich, aber auch voller Zweifel, und beim Krebs, meinem Aszendenten und ebenfalls Wasserzeichen, verträumt und etwas zaghaft. Nach drei Grogs von meiner Seite und vier Hefeweizen bei Albin war von Zweifeln nichts mehr zu spüren.
Auch beim Frühstück am nächsten Morgen nicht. Business - Spanisch war der Kurs, der ihn mir in die Arme getrieben hatte. Ich sagte, das hätte er auch bei mir lernen können, dafür brauche er keine VHS. Ich sei ein halbes Jahr Kellnerin auf Ibiza gewesen, und eine Fremdsprache lerne man immer noch am schnellsten im Bett. Aber doch nicht Geschäftsspanisch, meinte er, und ich erwiderte: » Y cómo! Und ob! – Gerade die Spanier sind auch als Geschäftsleute Romantiker, die leben aus dem Bauch heraus und wollen gebauchpinselt werden. Wenn du mit ihnen ins Geschäft kommen willst, zitier Neruda, und würdige ihre glanzvolle Geschichte.«
Albin nickte versonnen, wie jemand nickt, der an etwas Romantisches denkt. Das war sein Aszendent, behaupte ich. Doch nach drei Atemzügen brach der realistische Stier in ihm durch, und er fragte mich, ob ich ihn begleiten wolle. »Bis ans Ende der Welt«, kam es mir über die Lippen, bevor ich überhaupt zu denken anfing. Dann kriegte ich mich wieder ein: »Aber du meinst wahrscheinlich als Dolmetscherin auf einer Geschäftsreise nach Spanien?«
»Nein, nein.« Er winkte ab. »Die Geschäftsreise ist reine Männersache. Werksberatung, weißt du. Tagsüber mit Schutzhelmen durch Fertigungshallen marschieren und abends im Club bei unzähligen Pisco Sour über Materialsteifigkeiten fachsimpeln. Nichts für Frauen. Außerdem ist es nicht Spanien, es ist Chile.«
»Wow«, entfuhr es mir spontan, Chile gilt als Geheimtipp unter den Langzeitlinken.
»Nicht Santiago, sondern ein Barackennest am Rande der Wüste«, erklärte Albin. »Desolación, in keinem Atlas verzeichnet. Fünftausend Seelen. Fünfhundert davon arbeiten im Kupferwerk und füllen sich erst abends mit Rum ab. Der Rest bereits mittags.«
Normalerweise hätte ich mich zu diesem Statement geäußert. Man hat schließlich ein politisches Bewusstsein. In diesem Fall versagte es. In diesem Fall ging es nicht um irgendeine gesellschaftskritische Sichtweise, es ging um mich .
»Wohin soll ich dich dann begleiten?«, fragte ich geschmeichelt. War sein Angebot womöglich ein verblümter Heiratsantrag, Begleitung im Alltag, Begleitung durchs Leben damit gemeint? Man hört immer wieder, dass manche Männer nach drei Stunden die Frage der Fragen stellen. Psychologen warnen vor solchen Männern. Sie behaupten, solche Männer haben etwas zu verbergen, deshalb die Eile. Nun gut, ich kannte ihn seit zehn Stunden. Kannte seinen Geruch, sein erotisches handling … das sind Fakten, die man vor fünfzig Jahren erst nach der kirchlichen Trauung überprüfen konnte. Dafür wusste man damals etwas mehr über den familiären Hintergrund, über Einkommen und Lebensperspektive.
Sollte ich kleinkariert werden und ihn vorher noch fragen, wie viele Kinder und Exfrauen er zu alimentieren und welche Partei er beim letzten Mal gewählt hat? Es ist sehr schwierig, eine Entscheidung zu treffen, wenn man gleichzeitig erdverbunden und zaghaft ist. Wenn man Schulden und zwei konsumsüchtige Töchter, aber auch die Hoffnung auf ein Happy End nicht aufgegeben hat.
Bevor ich zu zweifeln begann, klärte er mich auf: »Die Iberia schenkt mir einen Freiflug in Begleitung einer Person. Egal wohin. Ein Bonus für Stammkunden sozusagen.«
»Du bist Stammkunde bei einer Fluggesellschaft?« Ich war beeindruckt. Ich war nur Stammkunde in einem Secondhand-Laden.
»Beruflich natürlich. Weil ich alle paar Monate nach Chile fliege«, sagte er. »Ich muss den Freiflug allerdings noch in diesem Jahr einlösen, sonst verfällt er. Mir bleiben genau zwei Wochen Zeit, denn nächste Woche bin ich auf Geschäftsreise, und ab Anfang Dezember braucht mich die Firma hier. Wegen dem Jahresabschluss.«
»Das heißt, du hast vierzehn Tage Urlaub und willst mich einladen.« Mir blieb der Mund offen stehen.
»Nur der Flug ist umsonst«, korrigierte er mich, und ich beschloss, cool zu bleiben. Man darf ja nicht so bedürftig erscheinen, nur weil der ewige Traum von Palmenstränden plötzlich Konturen annimmt. »Den Aufenthalt im Zielgebiet müssen wir natürlich selbst bezahlen«, fügte er hinzu.
»Ach, der Aufenthalt in
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