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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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brummte Schirmer. »In zehn Minuten kommt ein Bote und holt alles ab, um es in die Zentralredaktion zu bringen. Also beeil dich, Junge, wegen dir will und werde ich nicht den Andruck schmeißen.«
    Ich traute mich nicht zu protestieren. Hatte ich vor, als Journalist glänzen, und das wollte ich mehr denn je, dann musste ich die Suppe jetzt auslöffeln.
    Ich fabulierte ins Blaue, schließlich hatte ich ja noch nie einen Kommentar geschrieben. Ich beschwor den kulturellen Aufbruch in der Stadt, initiiert von einer Jugend, die Innovatives leistete. Ich pries das Engagement von Don und Bürgermeister Wagner. Und dass mit Dreamlight ein Sieger gefunden worden sei, der das Zeug zu einer ganz großen Karriere habe. Der eigentliche Sieger sei aber das Publikum, weil es die richtige Wahl getroffen habe. So in der Art. Mir brummte der Schädel immer mehr.
    In meiner Brust regte sich mittlerweile so etwas wie Stolz. Ich hatte tatsächlich die erste Lokalseite komplett zugehauen. Meine erste große Story. Fein säuberlich herausgetrennt, hing die Seite am nächsten Tag eingerahmt über meinem Bett im Dachzimmer.
    »Fein, fein«, sagte Schirmer schließlich, »Und merk dir, Journalismus ist saubere Recherche, gute Schreibe und Schnelligkeit.«
    »Na ja, wenn Sie es sagen«, brummte ich.
    »Ich habe gewusst, dass du das hinbekommst. Aber beim nächsten Mal komm bitte nicht wieder auf den letzten Drücker. Dann lasse ich dir das nämlich nicht mehr durchgehen, verstanden?«
    Beim nächsten Mal? Was hatte das zu bedeuten?
    Schirmer wurde unverhofft von einem seiner Hustenanfälle geschüttelt. Krächzend und ohne die Kippe aus dem Mund zu nehmen redete er weiter. »Bei Gelegenheit sollten wir über deine Zukunft reden. Jemanden wie dich könnte ich hier gebrauchen.«
    *
    Don machte ein verzweifeltes Gesicht. »Das war’s dann.«
    Ich war intuitiv noch einmal zum Zelt gefahren. Als ich eintraf, dirigierte Eckfritz ein paar Helfer herum, die auf Leitern stehend die Dekoration für das Volksfest in der kommenden Woche anbrachten. Girlanden, bunte Glühbirnen und Banner mit irgendwelchen Gebirgsmotiven drauf.
    Fehlte nur noch, dass Marks Onkel Rudi auftauchte und in seiner Krachledernen Soundcheck machte. Der Dicke hatte mich kommen sehen und wies mich in Richtung Backstage. Ich fand Don in seinem Verschlag, wo er über irgendwelchen Rechnungen brütete.
    Ein erfolgreiches Festival, aber pleite? Ich fasste es nicht. »Das Zelt war umsonst, keine Ablöse für die Parkplätze. Fetzer, Billy, Sonny und Moses und ich haben kostenlos für dich gearbeitet. Auch hast du keine Gage für die Bands hinlegen müssen. Was hast du mit der Kohle gemacht?«
    Don hielt dagegen. »Das Anmieten der Anlage, dann die Lightshow samt Crew, die Toilettenaktion, der Gabelstapler – was das alles gekostet hat. Dann die ganze Vorarbeit, die Plakate, die Anzeigen, Telefon, Grafikerkosten. Puh, und das Dope für die Bands.«
    Alles Zampano-Gehabe, ich konnte es nicht mehr hören. »Die Einnahmen der Abendkasse müssen doch gereicht haben, das kann doch nicht einfach so durch den Schornstein geraucht sein? Gib es zu, du hast alles auf ein Konto in der Schweiz transferiert.«
    »Pass auf, was du sagst! Ich habe Schulden bei meinem Vater und bei der Bank. Den Kredit habe ich nicht umsonst bekommen.«
    Das mit dem Kredit stimmte, aber ansonsten glaubte ich ihm kein Wort.
    »Du wolltest doch unbedingt der Impressario sein, dann trägst du auch das Risiko. So ist das nun mal beim Geschäftemachen, oder etwa nicht? Das sind deine Worte. Das hast du immer gesagt.«
    Er konnte mir viel erzählen, wahrscheinlich hatte er die Scheine schon längst in Sicherheit gebracht, sie lagen bestimmt in diesem Kästchen für die Abendkasse, zu Hause versteckt in seinem antiquarischen Sekretär.
    »Ich habe mit Fürst telefoniert«, sagte Don, sichtlich froh, ein anderes Thema anzusprechen.
    Fürst, klar, den gab es ja auch noch, den hatte ich fast vergessen.
    »Und, was sagt unser Plattenboss?«
    »Mark bekommt seinen großen Auftritt, und zwar im Vorprogramm von Witthüser & Westrupp.«
    Fürst hatte Wort gehalten. Trotzdem machte Don ein mürrisches Gesicht.
    »Was passt dir daran nicht?«, fragte ich.
    »Der Auftritt ist schon am Mittwoch. Da bleibt den Jungs nicht mehr viel Zeit zum Proben. Und das mit Charlie, also dem Typ vom Radio, das soll am Samstag sein. Was für ein Stress! Aber dafür gibt es Aufnahmen im Funkhaus, stell dir das vor!«
    »Wenn das keine Neuigkeiten sind.

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