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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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Überredung bedurft, Giulia dazu zu bewegen, zum Gynäkologen zu gehen. Die Untersuchung hatte dann für Gewissheit gesorgt. Don sei kreidebleich geworden und habe angefangen zu lamentieren. Als Veranstalter stehe er erst am Anfang, er könne kein Kind ernähren, und überhaupt, wie solle er das seinen Eltern erklären. Schließlich habe er vorgeschlagen, nach Holland zu fahren und das Kind abzutreiben. Das sei dort erlaubt. Giulia sei in Tränen ausgebrochen und habe nur noch weggewollt.
    Ich unterbrach sie nicht. Das meiste wusste ich schon von Don, doch ich wollte ihre Version hören.
    »Weißt du, wie es ihr jetzt geht?«, fragte ich.
    Sie lächelte. »Ich habe mit ihr telefoniert. Mit oder ohne Don, sie will das Kind. Aber eigentlich wolltest du mich doch etwas anderes fragen?«
    Ein heißer Schauer lief mir über den Rücken. Karen hatte mich von Anfang an durchschaut. Hektisch zog ich an der Kippe.
    »Hast du sie gesehen?«
    »Ja, klar.«
    Karen wusste es. Dachte ich es mir doch.
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Mit Rike nach Kopenhagen. Vermutlich kommen sie jetzt gerade an.«
    Mein rechter Arm, auf den ich mich gestützt hatte, rutschte vom Tresen. Der Barhocker fiel um wie in Zeitlupe und knallte zu Boden.
    Ich würde Miti nie wiedersehen.
     

dreizehn Snow Queen
    »Wo Huguette nur bleibt«, sagte ich.
    »Sie kommt schon noch«, antwortete Auguste.
    Einmal im Monat, eher so alle sechs Wochen, liebte es meine Großmutter, sich und ihren Lieben etwas zu gönnen, wie sie es nannte.
    Das Ritual war immer das gleiche. Erst ging sie zum Friseur. Genau in den Laden, der ihr früher einmal gehört hatte und in dem sie hin und wieder aushalf. Sie erhielt eine Sitzung mit allem Drum und Dran, die meist zwei Stunden dauerte. Als ehemalige Chefin wurde sie natürlich kostenlos bedient. Anschließend lud sie Huguette und mich zum Essen ein.
    Den jeweils nächsten Termin für ihren Ausflug in die Stadt trug sie auf dem Sparkassenkalender ein, der an der Wand in unserer Küche hing.
    Gegessen wurde jedes Mal in einem anderen Lokal. Gutbürgerlich musste es aber schon sein. Auguste liebte Deftiges. Diesmal wollte sie Sauerbraten mit Rotkraut und Klößen. Den gab es bei Eckfritz.
    Dass ich vor noch nicht allzu langer Zeit mit dem dicken Wirt eine Auseinandersetzung gehabt hatte, davon wusste Auguste nichts. Ich schlug ihr den Griechen in der Hochstraße vor, nur um die Spießerkneipe mit den Kleinstadtnazis nicht noch einmal betreten zu müssen. Das hatte ich mir nach der Aktion beim Pokalfinale geschworen.
    Ich versuchte sie umzustimmen, musste aber einsehen, dass Souvlaki, Tsatsiki und Bauernsalat nichts für Auguste waren. Außerdem funkte mir Huguette dazwischen. Gegen Sauerbraten hatte sie nichts einzuwenden.
    Um den Frieden zu wahren, fügte ich mich.
    Ich redete mir ein, dass er bestimmt nicht da sei, schließlich habe er seinen vielen geschäftlichen und politischen Verpflichtungen nachzukommen. Während des Vorentscheids und beim Festival selbst hatten sich unsere Wege zum Glück nur ein- oder zweimal gekreuzt.
    Auguste blätterte in der Speisekarte auf der Suche nach einem Dessert. Ich schaute mich um. Eckfritz war nicht zu sehen.
    Wir bestellten bei der älteren Bedienung, die immer hier herumwuselte. Schuss, also Bier mit Cola, für mich und Weißwein für Auguste. Und den Sauerbraten natürlich, davor eine Suppe. Für Huguette orderte sie den Braten gleich mit. Als Nachspeise nahm sie Vanilleeis mit Himbeersoße.
    Auguste war weit über siebzig. Man sah es ihr nicht an. Meist wurde sie zehn Jahre jünger geschätzt. Die frische Eins-a-Dauerwelle verstärkte diesen Eindruck noch. Meine Großmutter achtete stets auf ihr Äußeres. Sie trug zwar ein einfaches, knielanges, dunkelbraunes Kleid. Doch darin sah sie gut aus. Wenigstens das mit dem Äußeren hatte sie an meine Karrieremama weitergegeben. Auguste und ich waren mit der Suppe gerade fertig, da stürmte Huguette herein.
    Das Lokal war um die Mittagszeit gut besucht. Es waren die gleichen Gesichter wie bei meinem ersten Besuch anwesend. Die Rentner und Skatbrüder, die kein Zuhause mehr zu haben schienen. Selbst die mürrisch dreinblickenden Kerle im Blaumann hockten zwei Tische weiter. Ich ignorierte sie. Sie aber mich nicht. Der Große mit den Muckis, diesmal hatte er ein Holzfällerhemd an, schielte dauernd zu uns herüber.
    Huguette begrüßte Auguste mit Küsschen links und rechts. Meine Stirn legte sich sofort in Falten, was sie natürlich registrierte. Sie

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