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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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Schulter und half ihm auf die Beine. Auf dem Bett lag ein T-Shirt. Ich reichte es ihm, damit er sich das Blut abwischen konnte.
    »Halt den Kopf nach hinten, sonst hört die Sauerei nicht auf zu laufen. Was macht ihr eigentlich im Zimmer von Karen?«
    Keiner antwortete.
    Andi saß auf dem Bett und starrte vor sich hin. Auf seinen Knien lag ein großer brauner Briefumschlag. Ich entdeckte Karens Rucksack auf dem Boden, Schlüpfer, Strümpfe, eine Bluse, eine Hose, alles wahllos verstreut im Zimmer.
    »Andi, was ist mit dem Umschlag?«
    Er deutete auf Mark. »Das musst du ihn fragen!«
    Meine Stimme überschlug sich. »Verdammt, wollt ihr mir jetzt endlich sagen, was das alles soll?«
    »In dem Umschlag sind die Noten. ›Karen’s Song‹. Ich kam zufällig vorbei. Die Tür war offen«, sagte Andi mit einen Seufzen.
    Mark warf das verschmierte T-Shirt in die Ecke. »Nachgeschlichen bist du mir, du Idiot.«
    Ich sah die Wut in seinen Augen. Er war in einer Stimmung wie bei den Handgreiflichkeiten mit seinem Vater. Nur dass er jetzt den Kürzeren gezogen hatte.
    »Seit wir auf dem Schiff sind, hast du mindestens zehnmal nach diesem Scheißsong gefragt. Als ich gesehen habe, wie du nach unten gestiegen bist, war mir alles klar«, antwortete Andi.
    Mark machte eine abfällige Bewegung mit der Hand. »Ich war einfach nur neugierig. Satti hat mir davon erzählt. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hat. Ein Song für Karen.«
    Scheiße, warum erzählte er das jetzt? Konnte er nicht die Klappe halten, musste er ausposaunen, dass er von dem Song durch mich erfahren hatte?
    Ich bohrte nach. »Dafür schnüffelst du in ihren Sachen rum? Wo ist überhaupt das Band? Du kannst doch gar keine Noten lesen.«
    »Da war nur der Umschlag drin« antwortete er.
    Tom stand in der Tür und blickte verärgert drein. »Was ist hier los?«
    »Eine kleine Meinungsverschiedenheit«, antwortete ich beschwichtigend. Es hätte nichts gebracht, Tom die Situation zu erklären.
    »Satti, ich brauche auch dich an Deck, wir machen eine Halse. Mark und Andi, ihr geht ins Netz und holt das Klüversegel ein.«
    »Tom, das halte ich für keine gute Idee«, sagte ich.
    Andi schaute zu mir rüber. Ich konnte nichts in seinem Gesicht lesen. Ich hoffte inständig, er würde mir das nicht krummnehmen, dass ich Mark von dem Song erzählt hatte.
    »Teamwork ist der beste Weg, um zu lernen, sich in die Gemeinschaft einzufügen. Keine Diskussion, los jetzt!«, befahl Tom.
    Wortlos standen wir auf und folgten ihm nach oben.
    An Deck angekommen, wanderte mein Blick über das Wasser. Am Horizont war ein kleiner Streifen Land zu erkennen. Vlieland.
    Tom flitzte los und gab Anweisungen. Alle packten mit an und hingen an den Seilen. Schoten fieren, hieß das. Wie ihnen aufgetragen, machten Mark und Andi sich am Klüver zu schaffen. Aufrecht standen sie in dem grobmaschigen Netz. Mark rechts, Andi links vom Baum, der gut zwei Meter über den Bug hinausragte. Schon bei der kleinsten Bewegung, die sie verursachten, geriet das Netz ins Wanken.
    Noch war die Hafeneinfahrt ein Punkt in der Ferne, doch bald würden wir wieder festen Boden unter den Füßen haben.
    Karen stand an der Reling.
    Don, der an der Fock hantierte, gab mir ein Zeichen. Ich verstand nicht, was er meinte, und schaute genauer hin. Jetzt sah ich es. Karen weinte.
    Die Tränen kullerten nur so. Giulia wollte ebenfalls zu ihr eilen, doch ich schüttelte den Kopf. Bitte, ich muss hier was klären, lass mich das mal machen. Giulia drehte ab und ging zu Don.
    Ich trat neben Karen und legte den Arm um ihre Schulter. Dann kramte ich ein Taschentuch hervor. Sie schnäuzte sich damit die Nase.
    »Das mit der Schiffsreise war eine bescheuerte Idee. Mark und Andi wieder zusammenbringen zu wollen, auch«, sagte sie.
    Der Streit hatte sich also schon rumgesprochen.
    »Die werden sich schon wieder beruhigen«, antwortete ich. »Auf Vlieland gehen wir feiern. Aber dass die jemals Freunde werden, das kannst du vergessen.Siehst du das mittlerweile ein?«
    »Ja.« Ihre Stimme klang traurig.
    »Wo ist eigentlich das Tonband abgeblieben?«
    »Es ist im Rucksack.«
    »Wir sollten mal nachschauen«, sagte ich.
    Ich wusste nicht, was über den Bordfunk zu ihr gelangt war. Aber ich wollte ihr so etwas wie einen Augenzeugenbericht liefern. Deshalb erzählte ich unterwegs, was in ihrer Kajüte vorgefallen war.
    Kaum angekommen, packte uns ein ungeheurer Ehrgeiz. Wir schauten unter den Matratzen nach, klopften Kissen aus,

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