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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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nicht mehr viel zu sagen hat, zu einem Segeltörn eingeladen. Auf dem Schiff entpuppt sich der Ehemann als Despot, der alles besser weiß und den Tramper herumkommandiert.
    Der Anhalter rebelliert und legt sich mit dem scheinbar so erfahrenen Segler an. Seine wesentlich jüngere Frau greift nur ein, wenn der Junge und ihr Mann sich zu sehr in die Haare geraten. Die Situation eskaliert.
    Der Ehemann ist plötzlich im Besitz eines Klappmessers, das eigentlich dem Tramper gehört, und rückt es nicht mehr raus. Bei dem Streit fällt das Messer ins Wasser. Der Junge springt hinterher und taucht nicht mehr auf. Er bleibt verschwunden.
    Ich erinnere mich noch genau, dass von der ersten Sekunde an eine düstere Stimmung von dem Film ausging. Am Ende stieg das Paar wieder in das an einer Waldkreuzung geparkte Auto. Sie fuhren los und kamen an eine Weggabelung. In die eine Richtung ging es nach Hause, in die andere zur Polizei.
    Das schleifende Geräusch der Tür zum Ruderhaus holte mich zurück. Selbst in der Allwetterjacke und der roten Schwimmweste sah Karen umwerfend aus.
    »Freaky Willy und seine Leute sind gut drauf. Sie haben Musik aufgelegt und zischen ein paar Grolsch«, berichtete sie.
    Tom schaute mich an. »Wir haben Südwestwind, da werden wir öfter kreuzen müssen. An Deck gibt es wieder viel zu tun. Hol die Jungs her.«
    »Kommst du mit?«, fragte ich Karen. Ich wollte von ihr den neuesten Stand ihrer Friedensbemühungen erfahren.
    Sie schob die Tür auf. In diesem Moment peitschte Gischt aufs Deck, Wasser spritzte ins Ruderhaus. Nicht viel, doch ich bekam ein wenig auf Hose und Jacke ab. Sofort spürte ich wieder das Salz.
    »Immer schön festhalten«, rief Tom uns hinterher.
    »Gibt es was Neues?«, fragte ich, als wir auf Deck standen.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe sie in den letzten zwei Stunden nicht gesehen.«
    Sie klang enttäuscht. Anscheinend war sie nicht weitergekommen. Ich spürte, dass sie nicht wirklich darüber reden wollte.
    Ich überlegte kurz und beschloss es ihr zu sagen. »Ich habe Mark von dem Song erzählt.«
    »Ja, und?«
    »Andi hatte mich doch gebeten, Stillschweigen zu bewahren.«
    »Ich hasse Geheimniskrämerei. Ich habe Mark auch von dem Song erzählt. Ein Lied extra für mich, so was bekommt man nicht alle Tage. Darf ich die Freude darüber nicht mit meinen Freunden teilen?«
    »Ich hab ein komisches Gefühl«, antwortete ich.
    »Du hast ein schlechtes Gewissen. Das ist alles.«
    »Wo ist der Song jetzt?«
    »In meinem Rucksack. Die Noten und auch das Band.«
    »Du hast doch hier gar keine Möglichkeit, es zu hören!«
    »Ich wollte ihn bei mir haben, so wie man ein Bild bei sich trägt.«
    Mittlerweile hatten wir die Luke erreicht, von der aus eine kleine Treppe hinunter in den Bauch der Mother Universe führte.
    Sie drehte sich um und ging zurück nach achtern.
    »Wo willst du hin?«, rief ich.
    »Ich muss nachdenken.«
    Es war wie ein Flüstern, ein kaum hörbarer Ruf, der vom Wind hinweggetragen wurde hinaus aufs Wattenmeer.
    Eine Schar Möwen flog tief über das Wasser. Ihr Kreischen ließ mich aufhorchen. Es klang wie eine Warnung.
    *
    Aus dem Salon drang eine jaulende Gitarre. »All Along the Watchtower« von Jimi Hendrix.
    Ich stand an der Türschwelle und beobachtete die Szenerie. Die Rheinländer waren voll in Fahrt. Sie hatten die Stühle beiseite geräumt und tanzten zu Jimis Gitarrenriffs. Sie stimmten sich wohl schon auf die Feier auf Vlieland ein.
    Freaky Willy tauchte auf. Grinsend hielt er mir einen Joint unter die Nase. Es roch verführerisch nach Gras.
    »Eine Seefahrt, die ist lustig. Hier, zieh mal«, sagte er.
    Ich winkte ab. »Tom sagt, alle sollen auf Deck kommen.«
    »Jetzt?«
    Ich nickte. »Er sagte was von Kreuzen. Da müssten alle ran.«
    Den Flur runter aus Richtung der Zweierkabinen vernahm ich Stimmen.
    Kein Zweifel, Mark und Andi.
    Sie brüllten sich an.
    »Du mieses Arschloch.« Das war Andi.
    Ich hatte ihn noch nie so schreien, geschweige denn fluchen hören.
    Verdammt, was war da los?
    Durch die offene Tür sah ich gerade noch, wie er ausholte.
    Es war zu spät, um einzuschreiten. Andi landete einen Treffer mitten im Gesicht von Mark. Das Klatschen, das der Schlag verursachte, ließ mich zusammenzucken. Mark sank im Durchgang zwischen den Betten zu Boden und hielt sich die Nase. Blut trat zwischen den Fingern hervor und rann am Handrücken hinunter.
    Er stöhnte leise.
    »Seid ihr noch ganz klar im Kopf?« Ich packte Mark an der

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