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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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im Exotarium hatte Maja so müde gemacht, dass von ihr keine Widerrede kam, als ich ihr vorschlug, ein kleines Schläfchen zu halten.
    Mit klopfendem Herzen las ich die Expertise, sog jedes Wort in mich auf. Endlich hatte ich es schwarz auf weiß. Mein Verdacht war nun zur Gewissheit geworden.
    Mark hatte sich auf der Mother Universe des Tonbands bemächtigt. Irgendwie musste ihm dies gelungen sein. Mehr als dreißig Jahre später war dieses Lied, das Andi einst für Karen geschrieben hatte, auf allen Kanälen zu hören. Ein Hit, wie ich es damals schon prophezeit hatte. Aktuell stand der Song auf Platz drei der Media-Control-Verkaufscharts, gesungen von einem nicht mehr ganz so jungen Ding. Eigentlich war sie schon eine erwachsene Frau, etwa in Williams Alter, die in engen Jeans und bauchfrei über die Bühne hüpfte und sich Regina della Luna nannte. Königin des Mondes. Na ja, das war wohl besser zu vermarkten als Regina Amato, wie sie richtig hieß. Ihre Mutter sei Italienerin, und nach der Scheidung ihrer Eltern habe sie den Mädchennamen ihrer Mutter angenommen, konnte ich auf der Bravo -Website nachlesen.
    Amato, irgendwie kam mir das bekannt vor. Nein, das konnte nicht sein. Mark hatte Regina in seiner Casting-Show entdeckt, dort war sie mit einer Interpretation von Madonnas »Papa Don’t Preach« auf dem ersten Platz gelandet. Laut Bravo -Starbiographie war sie in Berlin geboren und aufgewachsen, hatte eine Ausbildung als Sängerin und Tänzerin absolviert und bereits in diversen Musicals mitgewirkt. Ich schaute mir ihr Foto genauer an. Eine hübsche Frau mit langen schwarzen Haaren und einem geheimnisvollen Botticellilächeln um die Lippen. Ein Gesicht, das ich zu kennen glaubte, je länger ich es mir ansah. Nein, das war unmöglich.
    Mark hatte dem Song mit einem Housebeat unterlegt. All diese mittels neuester Studiotechnik vorgenommenen Schönheitsoperationen, all diese digitalen Veränderungen konnten nicht verschleiern, dass es sich eindeutig um Andis Lied handelte. Denn trotz des Brimboriums, das Mark mit dem Song angestellt hatte, schimmerte Andis Geist durch. Und Mark hatte tatsächlich die Chuzpe besessen, ihn als sein eigenes Werk auszugeben.
    Das Gutachten von Professor Strenger war in dieser Hinsicht unwiderlegbar. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf meinen Herzschlag.
    Was hatte Isani gesagt? Schreiben Sie die Geschichte nach allen Regeln des seriösen Journalismus. Ich musste der Gegenseite die Möglichkeit einräumen, ihre Version der Geschichte darzustellen.
    Ich kramte die Visitenkarte hervor, die Don mir auf dem Friedhof gegeben hatte, und rief an. Er konnte mir sagen, wo ich Mark finden würde, er konnte einen Kontakt herstellen.
    Von der Sekretärin erfuhr ich, dass Don in einem Meeting saß. Voller Terminplan, eine Sitzung jage die andere, ob es wichtig sei, fragte sie. Ja, sagte ich, sie möge ihm bitte einen Zettel hinlegen und hinterließ meine Nummer. Zwei Stunden später probierte ich es noch einmal.
    Sie habe ihn benachrichtigt, antwortete sie, doch nun sei er außer Haus, auf dem Weg zu einem Geschäftspartner. Ich möge es bitte auf dem Handy probieren. Das tat ich. Doch immer wieder sagte die automatische Stimme, der Teilnehmer sei nicht zu erreichen.
    Was tun? Die Abgabe rückte näher. Um elf Uhr am nächsten Vormittag saß ich vor dem Mac, mit einem Auge schielte ich aufs Telefon. Ich googelte und suchte nach Mark. Gleich der erste Eintrag brachte mich zu ihm. Dreamlight Productions.
    Ich wurde ohne Umschweife zu ihm durchgestellt.
    Er war sofort auf hundertachtzig. »Du hast was vor?«
    »Ich will dir die Gelegenheit geben, dich zu äußern«, sagte ich.
    »Du trittst unsere Freundschaft mit Füßen«, schimpfte er erregt.
    Jetzt war ich sauer. »Wie du meinst. Aber komm nachher nicht damit, ich hätte dich übergangen.«
    »Wenn du den Artikel veröffentlichst, mach ich dich fertig«, antwortete er und legte auf.
    Zehn Minuten später schickte ich die Story per E-Mail los. Zuvor hatte ich noch folgenden Satz eingefügt: Auch auf Anfrage verweigerte der bekannte Produzent jegliche Stellungnahme.
    Es war keine saubere Lösung, aber es zeigte: Ich hatte die journalistischen Regeln eingehalten. Trotzdem blieb ich den Rest des Tages angespannt.
    Natürlich hatte ich Gewissensbisse. Immer wieder überlegte ich, ob ich ihn nicht noch einmal anrufen sollte. Ich beruhigte mich, indem ich mir sagte, ich hätte es ja immerhin versucht. Er besaß jetzt meine Nummer, ich

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