Trips & Träume
ein Haus besaß. Und prompt wurde das Anwesen von zwei deutschen Kamerateams (die US-Sender interessierten sich nicht dafür) belagert.
Professor Sprenger erlebte eine für ihn wohl ungeahnte Medienpräsenz. Jeder noch so kleinen Tageszeitung gab er bereitwillig Auskunft. Marks Plattenfirma verhielt sich vorerst noch still, dafür meldete sich sein TV-Sender und verkündete, dass sich die Produktionsleitung bis zur vollständigen Klärung des Falles dazu entschlossen habe, Mark aus der Jury für die geplante neue Staffel der Nachwuchs-Popstar-Sendung zu nehmen.
Irgendwann stöpselte ich das Telefon wieder ein. Maja und ich mussten schließlich für Mila erreichbar bleiben. Prompt hatte ich beim ersten Läuten jemanden aus der Chefetage von Marks Plattenfirma in der Leitung, der sagte, man wolle mich unbedingt mit auf dem Podium haben. Auf was für einem Podium? Bei einer Pressekonferenz in Berlin.
Ich lehnte ab. Er drängte, ich müsse unbedingt kommen. Immerhin hätte ich die Affäre aufgedeckt. Sie hätten von all dem nichts gewusst, seien arglistig getäuscht worden.
Sie wollten offensichtlich ihre Hände in Unschuld waschen – öffentlich und mit meiner Hilfe. Warum sonst machten sie sich die Mühe mit einer Pressekonferenz? Ein Fax mit einer offiziellen Stellungnahme der Geschäftsleitung an die Nachrichtenagenturen und die Redaktionen der überregionalen Blätter und Magazine hätte es auch getan.
Drei Tage später lag das Flugticket im Briefkasten. Zurückschicken? Nein, insgeheim hatte ich bereits angebissen. Ich war viel zu neugierig.
Neugierig darauf, wie sie es anstellen würden, aus dieser Nummer wieder rauszukommen. Okay, sagte ich mir, auf dem Podium wollte ich zwar noch immer nicht sitzen, aber dieses Spektakel sollte ich mir vielleicht doch nicht entgehen lassen.
zwanzig Come Together
Als ich in Schönefeld aus der Ankunftshalle ins Freie trat, goss es wie aus Eimern. Fünf Grad plus hatten sie im Flieger durchgesagt. Mir kam es kälter vor. Was an dem Wind liegen musste, der mir den Regen ins Gesicht peitschte. Ich winkte ein Taxi heran.
Am Potsdamer Platz ließ ich mich absetzen. Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen. Ich zahlte, ließ mir eine Quittung geben und sah auf die Uhr. Ich hatte noch ein paar Minuten. An einem Kiosk kaufte ich mir ein Stadtmagazin und setzte mich in ein Café, wo ich eine Latte Macchiato bestellte und das Magazin durchblätterte. Als ich zum Impressum kam, stutzte ich. Ich schaute zweimal hin. Da stand sein Name.
Don war als Herausgeber aufgeführt. Ich steckte die Zeitschrift in die Aktentasche, bezahlte und machte mich auf den Weg.
Durch eine automatische Drehtür betrat ich das Gebäude, in dem Marks Plattenfirma residierte.
Hinter dem Empfangsdesk waren mehrere junge Frauen zu Gange. Sie nahmen Gespräche entgegen oder fertigten Fragesteller mit einem Hallo-was-kann-ich-für-Sie-tun-Lächeln ab. Ich marschierte geradewegs auf eines dieser Geschöpfe zu und legte meine Einladung auf den Tresen.
»Herzlich willkommen«, sagte die junge Frau, »die Pressekonferenz findet im sechsten Stock statt. Sie beginnt gleich. Bitte tragen Sie dies hier deutlich sichtbar am Revers.«
Sie hielt mir einen Besucherausweis hin. Ich griff nach dem Ding, steckte es in die Manteltasche und eilte zum Aufzug.
Mit einem Ping! öffnete sich die Tür. Ich trat in den Flur und sah ein Flip-Chart, auf dem mit Schönschrift »Pressekonferenz« geschrieben stand, darunter ein Pfeil, der geradeaus zeigte.
Die Büros, an denen ich vorbeikam, waren leer. Es waren kleine Kabuffs, mit Glaswänden zum Gang hin und somit einsehbar. Am Ende des Flurs erspähte ich ein Stehpult, wie es Redner benutzen, dahinter ein menschliches Wesen. Endlich, das musste es sein, dachte ich und ging schnurstracks darauf zu. Davor stand ein Mann in meinem Alter, Ende vierzig, Anfang fünfzig, Jeans und Jackett. Er sagte etwas zu dem Typ hinter dem Pult, der vom Outfit her einem Green-Day-Video entsprungen schien.
»Sie stehen auf der Liste«, hörte ich.
»Ich stehe wahrscheinlich auch drauf, auf ihrer Liste«, platzte ich dazwischen und nannte meinen Namen. Das Jackett drehte sich zu mir um und musterte mich.
»Sie können Mantel und Tasche hier lassen, ich passe darauf auf«, sagte der Mitarbeiter der Plattenfirma. Das Jackett ging vor und öffnete die Tür. Warme, abgestandene Luft empfing uns. Ich schätzte, dass mit den Musikjournalisten und den üblichen Verdächtigen aus der Branche gut
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