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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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Gero, als könne er meine Gedanken lesen. Gero, das Goldlöckchen mit der John-Lennon-Brille.
    »Habt ihr Mark gesehen?«, fragte ich.
    »Ja, verflucht«, sagte Paul, »der steht an der Bühne und glotzt das Schlagzeug an, als wäre es das achte Weltwunder. Falls du zu ihm willst, kannst du das abhaken. Nach vorn ist kein Durchkommen mehr.«
    Das Schlagzeug war ein Ludwig. Doppelbassdrum ohne Resonanzfelle, eine richtig fette Snare, vier Hängetoms, zwei Standtoms und sechs golden glänzende Paiste-Becken.
    Alle Trommeln waren mit einer Perlmuttbeschichtung versehen, was diesen Mercedes unter den Schlagzeugen strahlend weiß und unglaublich schön erscheinen ließ. Direkt hinter dem Sitz des Drummers stand ein Gong von der Größe eines Ufos.
    Das war mit Abstand die tollste Schießbude, die ich je gesehen hatte. Seit ich Mark kannte, träumte er von so einem Teil. Wenn wir zusammen in meinem Dachzimmer abhingen, um auf dem Mister Hit seine Platten zu hören – Pink Floyd, Yes, Genesis und King Crimson –, jammerte er mir jedes Mal vor, ein Ludwig, das wäre es.
    Höhepunkt dieser Sessions war Santanas »Soul Sacrifice« vom Woodstock-Album. Mark legte zu dem Stück ein Solo auf den Bongos hin, als ginge es um sein Leben. Wenn Carlos Santana gewusst hätte, was der Junge so draufhat – auf der Stelle hätte er ihn engagiert.
    Gero holte mich in die Wirklichkeit zurück. »Echt abgefahren, das solltet ihr euch anschauen. Der Kerl hat Mut, das muss man ihm lassen.«
    Paul starrte zur Bühne hinüber. »Das gibt es nicht.«
    »Crazy, absolut crazy.« Skips Mund war vor Erstaunen weit offen.
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können.
    Mark blickte nach links und rechts, so, als wollte er eine Straße überqueren. Weit und breit kein Roadie in Sicht. Lässig machte er zwei Schritte nach vorn, niemand hinderte ihn daran. Und hoppla, schon stand er mit beiden Beinen auf den Brettern des Rock ’n’ Roll.
    Ganz langsam zog er den Parka aus. Wie selbstverständlich nahm er hinter dem Ludwig Platz und zauberte einen Satz Trommelstöcke hervor. Bislang hatte niemand von dem Notiz genommen, was auf der Bühne passierte. Doch kaum war der erste Schlag erklungen, richteten sich tausend Augen auf Mark. Er machte ein paar Rolls auf den Toms, um sich warm zu spielen.
    Dann geschah das Unglaubliche. Er donnerte los, und ich erkannte sofort, was es war: das Solo aus »Silly Sally« von Sweet Smoke.
    Wahnsinn, wie gut er es konnte. Ich hatte ihm das Stück vielleicht zwei- oder dreimal vorgespielt, bei einer dieser Sessions auf meinem Dachzimmer. Er konnte sich etwas anhören und anschließend jeden Wirbel, jeden Beckenschlag auswendig. Einfach so. Mark war hochbegabt, ein echtes Naturtalent.
    Mittlerweile hatte auch der Letzte im Saal kapiert, dass das nicht der Schlagzeuger von Guru Guru war, der da trommelte, aber dass da einer saß, der wie ein Großer spielte.
    Skip, Paul und Gero, die Unzertrennlichen, fingen an, im Rhythmus zu klatschen. Plötzlich stiegen die vorderen Reihen im Publikum mit ein.
    Das »Silly Sally«-Solo war anspruchsvoll. Jubel brach aus, als Mark die vertrackten Trommelfiguren in die Felle donnerte.
    Plötzlich tauchte auf der Bühne ein zweiter Typ auf. Er hatte einen Mongolenbart und Haare bis zum Arsch. Dieser Dschingis Khan trug eine Latzhose, seine Füße waren nackt, und ein T-Shirt hatte er auch nicht an.
    Das musste Mani Neumeier sein, oder? Ja, es war dieser verrückte Freak, berüchtigt für seine exzentrischen Bühnenshows, einer der besten Schlagzeuger im Krautrock, die Trommelmaschine von Guru Guru.
    Doch statt Mark von der Schießbude zu verjagen, stieg er ein in einen Tanz, als gelte es, in diesem verrauchten Saal, in dem jetzt alle, wirklich alle, auf dem Rhythmustrip waren, einen gewaltigen Regen herbeizuzaubern, der die stickige Luft hinwegfegte.
    Neumeier tanzte um das Drumset herum und hatte plötzlich einen Paukenschlegel in der Hand. Damit drosch er auf den Gong ein.
    Das war besser als jedes Dope!
    Mark steuerte auf den Höhepunkt zu. Er spielte jetzt so schnell, dass die Stöcke regelrecht übers Schlagzeug flogen. Es war eine Freude, nein, es war absolut gigantisch, ihm zuzusehen. Alles kam locker aus dem Handgelenk und mit unglaublicher Präzision. Mit einem gewaltigen Roll landete er auf dem Crashbecken. Und fiel vom Hocker.
    Er hatte sich total verausgabt, alles gegeben. Neumeier packte ihn am Hemd und zog ihn wieder hoch. Mark strahlte übers ganze

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