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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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schließlich begann er zu berichten. Andi stamme aus der Gegend von Köln. Sein Vater sei Musiklehrer am Gymnasium gewesen, von ihm habe er das musikalische Talent geerbt und ersten Unterricht erhalten. Mit siebzehn, achtzehn habe sich Andi politisiert und machte bei der trotzkistischen Gruppe Internationaler Marxisten mit. Dies führte über Jahre hinweg immer wieder zu Streitereien mit seinem Vater und dann zum Zerwürfnis mit der Familie. Einen kommunistischen Klavierspieler dulde er nicht, habe der Vater gesagt. Andi packt seine Klamotten und kam beim Onkel, der ein Kaff weiter von unserem wohnte, unter. Ein paar Wochen danach sei bei seinem Vater ein Krebsleiden diagnostiziert worden. Keine drei Monate später sei er gestorben.
    »Dann hat mich Bernd angerufen« erzählte Kief. So hieß Andis Onkel. Und der habe ihn sein Leid geklagt. Der Junge habe nur das Konservatorium und seine Musik im Kopf. Er übe täglich bis zu sechs Stunden. Das ewige Klavierspielen halte er nicht mehr aus, er habe dem Jungen gesagt, er müsse sich was eigenes suchen, er habe ja jetzt Geld durch die Erbschaft, und ob er, Kief, nicht eine Unterkunft wüsste. Da das Apartment über dem Rats gerade frei geworden war, hätte sich so alles gefügt, meinte Kief.
    Seit Andi aber in unserer Szene aufgetaucht war, fühlte ich mich in seiner Gegenwart, daran hatte auch der Besuch auf seiner Bude nichts geändert, ständig dazu aufgefordert, es ihm gleichzutun, mit Sartre und den Existenzialisten zu protzen. Insgeheim gefielen mir ja diese intellektuellen Reibereien. Wovon er lebte, das konnte ich mir noch immer nicht so richtig erklären, die Erbschaft konnte ja nicht ewig halten.
    Egal, Andi wusste einfach verdammt viel über Musik. Ohne seine Plattensammlung, mit der er im Rats den Discjockey machte, wäre ich nicht auf Musiker wie Gato Barbieri und John Coltrane gestoßen. Er war der Korona Lichtjahre voraus. Verglichen mit ihm waren wir Anfänger.
    »Die beiden sind Freunde, mehr ist da nicht. Aber wahrscheinlich bist du nur sauer, weil das hübscheste Mädchen der Stadt nicht mit dir, sondern mit dem Szeneguru abhängt«, sagte ich.
    Er ging nicht darauf ein. »Weißt du eigentlich, wo die proben?«, fragte er.
    Ich atmete schwer, nicht nur, weil die Kreidler zu schieben Kraft kostete, sondern auch wegen unseres Gesprächs.
    Ich war ein bisschen gereizt. »Wer probt wo?«
    »Na, all die anderen Bands?«
    »Electric Junk, Storm und Pharos haben im Schulzentrum einen Raum gefunden. Inri und Alpha Centaurus proben unter der Tankstelle in der Hochstraße. Staffelbruch, Occulta, Oxygen Factory und Stiebel Eltron sind im katholischen Kindergarten untergekommen.«
    »Im Kindergarten, wie soll denn das gehen?«
    »Sie teilen sich alle einen Raum, ihre Verstärker und Boxen haben sie zu einer gemeinsamen Anlage zusammengestellt«, berichtete ich.
    »Dann ist bei denen nicht mehr als einmal die Woche proben drin.«
    »Kannst du mal sehen, wie gut du es getroffen hast. Dreamlight haben einen eigenen Proberaum, ganz für sich allein. Übrigens, Andi soll inzwischen einen Saxophonisten an Land gezogen haben. Der hat ein kleines Studio, und da proben Fra Mauro.«
    Das schien Mark zu interessieren. »Weißt du, wer dieser Saxophonist ist?«
    »Ich habe Kief gefragt, ob er ihn kennt. Er sagte, der sei wirklich gut, ein echter Jazzer mit Erfahrung, hätte sogar schon einige Platten gemacht.«
    »Ein erfahrener Jazzer – dann ist der schon älter, oder wie?«
    »Vielleicht Ende fünfzig. Je älter, desto besser, so ist das bei den Jazzern. Er heißt übrigens Reed Isberg«, antwortete ich.
    »Ist das sein echter Name?«
    »Für mich klingt das nach Pseudonym«, sagte ich.
    Mark meckerte drauflos. »Andi ist ja richtig auf der Gewinnerstraße. Einen Top-Saxophonisten hat er aufgerissen, einen eigenen Song hat er, und Karen hat er auch. Ich kann den Typ nicht leiden.«
    »Wenn du Karen näher kennenlernen willst, dann zeig ihr, wie du wirklich bist, und spiel nicht den Macker.«
    Er hörte nicht zu. Über Karen zu reden war ihm zu viel.
    »Was hältst du von Don, traust du ihm zu, dass er das hinkriegt mit dem Festival?«, fragte er.
    »Er scheint es wirklich ernst zu meinen«, antwortete ich.
    »Ich sag dir was. Scheiß auf Fra Mauro. Wir werden sie an die Wand spielen«, schnaubte er im Brustton der Überzeugung.
    »Na endlich, so gefällst du mir.«
    Wir hatten den Park verlassen und die Kirche nahe dem Bahnübergang erreicht. Mark wohnte in der Westallee;

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