Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
Vom Netzwerk:
besorgen. Gitarren und Bässe wie die von Framus und Ibanez eben, Verstärker wie die von Dynacord und Echolette. Auch wenn es nicht das Profi-Equipment war, handelte es sich dennoch um solide Ware, und was das Wichtigste war – sie war bezahlbar.
    Seit dem Ausbruch des Musikfiebers liefen Wills Geschäfte bestens. Laut Don prahlte er damit, dass er kaum mit den Lieferungen hinterherkomme, da schon ein paar andere Bands bei ihm vorstellig geworden seien.
    Don und Will hatten schließlich einen Deal getroffen. Und der ging so: Will stellte Dreamlight Instrumente und Verstärker zur Verfügung – auf Kommission. Als Gegenleistung verpflichtete sich die Band, für ihren Gönner Werbung zu betreiben und bei ihren Auftritten (welche Auftritte? Die Band hatte noch nicht mal ein Programm) zwanzig Prozent der Einnahmen an Will abzudrücken, als sogenannten Schuldenabtrag.
    Dons Vorgehensweise faszinierte mich. Seine Methoden waren nichts Neues, er hatte sie sich bei den großen Bands abgeguckt. Aber dass er die Chuzpe besaß, diese Strategien in unserem Kaff anzuwenden, imponierte mir.
    Led Zeppelin oder die Rolling Stones bekamen ihr Equipment auch kostenlos von den Herstellern. Jimmy Page hatte nie im Leben auch nur einen Dollar für seine Gibson und den Marshall-Turm hingelegt. Wenn Keith Richards eine neue Gitarre brauchte, ließ er bei Fender anrufen und bekam sie persönlich in die Garderobe geliefert. Danke, Herr Richards, es ist uns eine Ehre, dass Sie unsere Instrumente benutzen. So lief das.
    Dreamlight waren aber nichts weiter als vier Typen mit Flausen im Kopf. Doch sie hatten Don, und der hatte alles clever eingefädelt.
    Selbst Mark profitierte von der Vereinbarung. Er hatte einen Satz neuer Felle bekommen, dazu Trommelstöcke, einen komfortableren Hocker, zwei zusätzliche Becken und eine zweite Hängetom. Nicht zu vergessen die neue Fußmaschine.
    Außerdem hatte Don sich verpflichtet, die Gesangsanlage für das Festival sowie das nötige Zubehör bei keinem anderen als Köfers Willi zu leihen.
    Für den Anfang war das, was Don geleistet hatte, beachtlich. Er hatte was bewegt. In diesem Licht betrachtet, erschien mir mit einem Mal sein Plan, Pop-Fürst für das Festival zu begeistern, doch nicht so blöd.
    »Ich denk darüber nach«, sagte ich. »Ich komm bei dir vorbei, wenn ich diesen Artikel fürs Lokalblatt fertig habe. Dann reden wir über alles, einverstanden?« Er kratzte sich grinsend die Fünftagestoppeln. »Dann muss ich mir also doch keine Matte wachsen lassen und Sartre lesen, damit du mich ernst nimmst.«
    Er brummelte noch was von wichtigen Angelegenheiten, rief »Ciao« in die Runde und war durch die schwere Eisentür verschwunden.
    »Hey, alle mal herhören«, meldete sich Mark zu Wort, »wenn die Managergespräche beendet sind, kann es weitergehen. Wir wollen das Stück noch einmal probieren. Ich hoffe, ihr seid so weit.«
    Ach ja, die gab es ja auch noch. Die Herren Künstler wollten wieder zur Tat schreiten. Würden sie nun endlich die Kuh zum Fliegen bringen?
    *
    Ich hatte mit meiner Einschätzung gar nicht so falschgelegen.
    Wenn Mark das rhythmische Herz von Dreamlight war, dann war Gero das musikalische Hirn der Gruppe.
    Er beherrschte ein paar Sachen aus Béla Bartóks »Mikrokosmos«. Aber immer nur die ersten acht Takte, mehr hatte er aus dem Klavierunterricht nicht behalten. Da Skip und Paul in puncto Notierung schwach waren, hatte er ihnen eine Art Tabulatur aufgeschrieben, aus der genau ersichtlich war, wie viele Takte Paul sein Riff und welchen Lauf Skip spielen musste, wann ein Tonart- oder Tempowechsel anstanden.
    Sie hatten sich mit ihren Instrumenten und Verstärkern kreisförmig um Marks Schlagzeug aufgebaut. Gero links, Skip und Paul rechts davon. Ich trat in ihre Mitte, sodass mich alle sehen konnten.
    »Wollt ihr nur eine Coverband sein, oder was?«, rief ich, bevor sie erneut loslegten. Vorsichtig näherte ich mich Paul und seinem Gitarrenturm.
    »Was soll das, seit wann sagst du, wo es langgeht«, knurrte er, »du bist doch hier nur der Tintenquäler!«
    »Soll ich in meinen Artikel etwa schreiben, dass ihr nur eine lausige Nachspieltruppe seid?«, provozierte ich.
    Mark schaute mich entgeistert an. »Wir spielen ›Atom Heart Mother‹ bloß deshalb, weil es uns allen gefällt.«
    »Aber warum keine eigenen Stücke? Euer Krach, den ihr vorhin fabriziert habt, der war eigentlich gar nicht schlecht. Wenn es euch gelingt, den in die richtigen Bahnen zu lenken, dann seid

Weitere Kostenlose Bücher