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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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wird.«
    »Wie bitte, ich soll den Spitzel für Sie machen?«, entfuhr es mir.
    »Ganz ruhig bleiben. War nur ein Scherz, Junge. Ich ernenne dich hiermit zum Chronisten des Musikfiebers. Was Moses treibt, kriege ich auch so raus. Immerhin können Sonny und er froh sein, dass ihnen das Müsli nicht abgenommen wurde.«
    »Was haben Sie mit dem Müsli zu schaffen?«
    »Ich habe den Mietvertrag unterzeichnet. Wer gibt zwei jungen Burschen, die noch über kein eigenes Einkommen verfügen, eine Wohnung? Ich habe dem Vermieter gesagt, mein Neffe brauche einen Ort, wo er lernen kann, als Vorbereitung fürs Studium.«
    »Das ist ja die ganz große Onkelliebe!«
    Er grinste. »In dem Alter, in dem ihr jetzt seid, hätte ich auch gern die Möglichkeit gehabt, Partys zu feiern mit vielen Mädels und so, ohne dass die Alten einen stören.«
    Schirmer erhob sich vom Tisch, was dieser mit einem freudigen Seufzen quittierte. Er ging zu seinem Jackett, um ein Taschentuch zu holen. Damit wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Dann öffnete er den Schrank neben dem Fenster und drückte mir einen größeren Stapel Manuskriptpapier in die Hand – von der Sorte, wie richtige Redakteure es benutzten.
    Nun, was ist, bist du dabei, schreibst du die Serie?«, fragte er.
    »Ich könnte mit Don anfangen, dem Organisator des Festivals.«
    »Mach das. Bis zum Festival werden wir jeden Samstag eine neue Folge abdrucken. So halten wir das Thema am Kochen. Und denk dran, wo der Rock ’n’ Roll ist, da sind auch viele hübsche Mädels!«
    Er lachte wieder und stopfte sich das Hemd in die Hose, das sein Bauch inzwischen gänzlich herausgequetscht hatte.
    »Das gleiche Honorar?«, fragte ich.
    »Sicher.«
    »Wie komme ich überhaupt an das Geld?«, fiel mir plötzlich ein.
    »Hinterlass deine Adresse, wir schicken dir einen Scheck.«
    *
    Ich trat auf die Straße und verspürte sofort einen höllischen Schmerz.
    Irgendetwas war mir über den Fuß gefahren. Etwas sehr Hartes. Es waren die Räder eines Einkaufswagens aus dem Supermarkt.
    »Mist, was soll das?«, fluchte ich und verzog das Gesicht. Ich bückte mich und tastete durch den Turnschuh meine Zehen ab. Anscheinend war nichts gebrochen, aber es pochte heftig. Erst dann blickte ich auf, um den Übeltäter in Augenschein zu nehmen.
    Don. Er materialisierte sich immer, wenn keiner damit rechnete.
    »Alter, wenn ich dich mal brauche, bist du nicht da«, sagte er.
    Sein T-Shirt hatte Schmutzflecken, als hätte er Schwerstarbeit geleistet. Im Einkaufswagen, den er vor sich herschob, entdeckte ich zwei große Eimer, Quasten, eine Schere, Tesafilm und verschiedene Rollen Papier.
    »Wovon redest du?«
    »Ich hab bei dir angerufen. Du weißt doch, dass ich Unterstützung gebrauchen kann. Aber deine Großmutter sagte, du wärst nicht da. Also bin ich allein los.« »Deshalb musst du mir nicht gleich den Fuß abfahren! Was hast du mit dem ganzen Klumpatsch vor?«
    »Plakate kleben! Für heute bin ich schon durch«, antwortete er.
    Das Pochen im großen Zeh ließ nach. Stolz reckte ich meine Brust. »Ich habe gerade meinen Artikel fürs Lokalblatt abgegeben. Das ist doch die Unterstützung, die du wolltest? Außerdem möchten die, dass ich eine Serie mache, übers Musikfieber, das Festival und alles. Im ersten Teil schreibe ich über dich. Was hältst du davon?«
    Er grinste zustimmend und zog etwas aus dem Einkaufswagen hervor. »Schau dir das mal an, ist das nicht abgefahren?«
    Er entrollte ein Plakat und hielt es mir vor die Nase.
    Blau, rot und gelb leuchtete es mir entgegen. Ein psychedelischer Witz. Paisley-Muster und verlaufende Formen. In fetten Lettern stand dort:
    1. UNDERGROUNDFESTIVAL
    Samstag, 29. September
    Festzelt am Nassauer Hof
    Beginn: 18 Uhr
    Eintritt: 5 Mark
    Ich versuchte ihn ein bisschen hochzunehmen. »Sieht verdammt profimäßig aus, das Design. Hätte es nicht noch ein wenig ausgeflippter sein können?«
    »Das habe ich mir von einem alten Fillmore-West-Poster abgeguckt. Du verstehst vielleicht was vom Schreiben, aber Promotion und Marketing, das überlass mal mir«, sagte Don.
    »Da stehen ja nicht mal die Bands drauf! Und wieso in einem Festzelt? Davon hast du bisher noch gar nichts erzählt.«
    »Das Plakat soll erst mal neugierig machen. Alle werden denken, Undergroundfestival? Wow, da muss ich hin. Glaub mir, das wird funktionieren.«
    »Das mit dem Zelt habe ich noch immer nicht kapiert«, sagte ich.
    »Ich habe den Eckfritz getroffen. Er war total begeistert von der

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