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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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quälend lange. Die letzte Ziffer war eine Null. Ich wünschte mir sehnlichst, gleich die Ansage Kein Anschluss unter dieser Nummer zu hören.
    Eine junge Frauenstimme, leicht näselnd. »Sound Unlimited, Home of Progressive Music, Sie wünschen?«
    Sie hatte es freundlich gesagt, aber ich verstand etwas ganz anderes. Was willst du kleiner Scheißer?
    »Ist Pop-Fürst da, ich wollte sagen, ist Herr Fürst im Hause?«
    »Sie möchten Herrn Fürst, den Chef von Sound Unlimited, sprechen?«
    Vor meinem inneren Auge stellte ich mir vor, wie sie grinste. Spätestens jetzt würde sie mich abservieren.
    Ich bemühte mich, ruhig und gelassen zu klingen.
    »Ja, bitte. Genau den möchte ich sprechen.«
    »Um was geht es, und wen darf ich melden?«
    »D-Management. Künstlervermittlung und Showproduktion.«
    Das war mir einfach so eingefallen. Prompt fühlte ich mich besser, mein Selbstvertrauen war wieder da.
    »Einen Moment, bitte.« Es knackte in der Leitung.
    Ich zählte mit. Zwei Sekunden, drei Sekunden, vier Sekunden.
    Es knackte noch einmal.
    Messerscharf zischte es aus dem Hörer: »Fürst spricht, was gibt es?«
    »Spreche ich mit Herrn Fürst? Dem Underground-Impresario, der jede Menge Bands groß rausgebracht hat?«, fragte ich.
    Erst mal Honig um den Bart schmieren, aber nicht zu schleimig und unterwürfig, sondern ganz normal das Anliegen rüberbringen, dachte ich.
    »Ja, genau der bin ich. Und wer bist du?«
    »Nennen Sie mich Satti.«
    »Wer denkt sich so einen Namen aus, deine Eltern?«
    »Meine Freunde nennen mich so, weil ... na, ist ja auch egal.«
    »Also, was willst du, Satti?«
    »Mein Partner und ich von der Firma D-Management veranstalten ein Festival in unserer Stadt. Sie müssen sich das so vorstellen, in diesem Kaff mit gerade mal zwanzigtausend Einwohnern bricht von heute auf morgen das Musikfieber aus. Innerhalb von sechs Wochen sind es einundzwanzig Bands, die praktisch aus dem Nichts entstehen. Und alle machen abgefahrene, schrille Sachen, von schräg über avantgardistisch bis psychedelisch. Wir dachten, das würde Sie interessieren.«
    »Hör auf, mich zu siezen, davon kriege ich die Krätze. Warum sollte mich das interessieren?«
    »Weil es hier Talente zu entdecken gibt. Allein mit Dreamlight und Fra Mauro haben wir zwei Bands unter Vertrag, die wir Ihnen, äh, dir wärmstens empfehlen können. Dazu müsstest du aber mal vorbeischauen. Und das ist der eigentliche Grund meines Anrufs. Wir machen ein Vorspielen mit allen Bands, eine Vorentscheidung für das Festival. Bei der Gelegenheit könntest du in unserer Jury mitwirken. Kosten übernehmen wir, ich meine, mein Partner und ich, wir laden dich ein.«
    Don machte große Pleitegeieraugen an seiner Hörmuschel.
    »Fra Mauro, das ist ein toller Name für eine Band, könnte von mir sein. Aber Dreamlight, das klingt nach Schülercombo«, knurrte Fürst.
    »An deiner Stelle wäre ich nicht so voreilig«, gab ich zurück.
    »Du sagst, bei euch in der Kleinstadt ist das Musikfieber ausgebrochen, innovative Rockmusik und der ganze Scheiß, und darunter sind mindestens zwei echte Talente? Sag mal, du willst mich doch nicht etwa verarschen? Ich habe keine Zeit für so einen Mist«, antwortete Fürst.
    Ich schmiss mich ins Zeug. »Wenn du mir nicht glaubst, können wir es gern auch jemand anderem anbieten. Aber wir dachten zuerst an dich, du bist doch bekannt als Förderer und Impresario. Hier hast du die Chance, dein Label um eine neue Attraktion zu bereichern, so wie bei Witthüser & Westrupp, die du von der Bühne weg engagiert hast.«
    »Du kennst Witthüser & Westrupp?«
    »Trips und Träume, eine tolle Platte, läuft bei mir rauf und runter. Am besten finde ich das Stück ›Lasst uns auf die Reise gehn‹. Genau darum dreht es sich doch! Wir befinden uns alle auf einer Reise, auf einer Reise des Lebens oder so ähnlich. So muss man heutzutage Songs schreiben.«
    Hoffentlich schluckt er das, dachte ich. Denn ich kannte Witthüser & Westrupp nicht wirklich. Trips und Träume war erst vor einer Woche erschienen, und im Pop-Shop, der neuen Sendung für progressive Musik beim Südwestfunk, hatten sie ein einziges Lied, nämlich »Lasst uns auf die Reise gehn«, vorgestellt. Witthüser & Westrupp, hatte der Moderator gesagt, seien ein Liedermacherduo aus dem Ruhrpott, das wie Straßenmusiker daherkam und psychedelische Texte verfasste.
    »Na gut«, antwortete Fürst. »Ich gebe dir und deinem Partner eine Chance, um mich zu überzeugen. In zwei Wochen

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