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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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soll er seinen Scheiß doch selber machen. Manageraufgaben interessierten mich nämlich überhaupt nicht. Ich war noch in Gedanken, als er mir auf einmal ein Blatt Papier reichte.
    Ich riss es an mich und las:
    PHAROS · STORM · INRI · ZOON POLITIKON
    FRA MAURO · ELECTRIC JUNK · STIEBEL ELTRON
    STAFFELBRUCH · CELLOPHANE DREAM BAND
    FRAGILE AGE · WAISEL-VILLWOCK · OCCULTA
    SISYPHOS · TARA FOLK · DREAMLIGHT
    VOX JUVENTUTIS · SAITENSPINNER · WOODMAN GUN
    ED GEED · ALPHA CENTAURUS · OXYGEN FACTORY
    Na klar, das hatte ich fast vergessen, gestern war Anmeldeschluss fürs Festival. Ich las die Liste noch einmal. Alle Bands aus dem Rats.
    All die, die ich in meinem Artikel für Das Auge erwähnt hatte, und ein paar andere mehr hatten sich beworben.
    Don plusterte sich auf. »Einundzwanzig Bands! Innerhalb von sechs Wochen! Das ist der reinste Wahnsinn. Ich hätte nie mit so einem Echo gerechnet. Die kann ich unmöglich alle auftreten lassen. Genau dafür brauche ich dich. Du musst dir dazu was einfallen lassen.«
    »Ist doch ganz einfach. Du musst eine Auswahl treffen.«
    Seine Ratlosigkeit war nicht gespielt. »Und wie, bitte schön? Ich habe keine Ahnung, wer von denen welche Musik macht, geschweige denn, dass ich je einen Ton von denen gehört hätte. Von Dreamlight mal abgesehen.«
    Ich setzte mich an den Sekretär, schob alles beiseite, spannte Papier in die Schreibmaschine und legte sofort los. Don schaute mir über die Schulter. Er strahlte und gab Tipps, als er kapierte, worum es ging.
    Nach einer Stunde stand das Konzept.
    Wir würden eine Jury einberufen, vorläufige Mitglieder: Don und ich. Alle Bands müssten ein Vorspielen absolvieren. Jede Gruppe dürfte drei Titel vortragen.
    Die Jury sollte bewerten:
    1. Performance – stehen die Musiker nur herum, oder passiert auch was auf der Bühne?
    2. Handwerkliches Können – wie gut oder wie schlecht ist der Vortrag?
    3. Originalität des Stils – eigene Stücke oder nur Coverversionen?
    In jeder Kategorie würde die Jury Punkte vergeben. Ein Punkt bedeutete »mangelhaft«, sechs Punkte »sehr gut«. Die fünf Bands mit den meisten Punkten zögen ins Finale ein.
    Auf dem Festival selbst wollten wir die Besucher entscheiden lassen. Über Stimmzettel, die beim Eintritt ins Zelt verteilt werden sollten. Darauf die Namen der Gruppen, das Publikum kreuzte seinen Favoriten einfach an. Es würden Urnen aufgestellt werden, in die man Zettel einwerfen konnte. Dann käme es zur Auszählung. Mindestens zweimal, der Kontrolle wegen.
    »Das ist es, so machen wir es«, nickte Don.
    Er zog das Papier aus der Maschine. Ich musste ihn bei der Ehre packen. Er durfte jetzt nicht kneifen.
    »Etwas fehlt noch«, sagte ich.
    »Und was bitte?«
    »Wo ein Sieger ist, muss es auch einen Gewinn geben.«
    Er jammerte sofort los. »Bitte kein Geld. Wenn du das denkst, Alter, das kannst du glatt vergessen. Ich bin jetzt schon fast pleite.«
    »Dann irgendetwas anderes, denk nach«, versuchte ich sein Impresario-Ego anzustacheln.
    »Wie wär’s damit, wir rufen Fürst an und fragen, ob er uns nicht helfen kann«, antwortete er.
    »Den Vorschlag hast du schon einmal gemacht. Und was habe ich dir geantwortet? Dass du das vergessen kannst.«
    »Wir müssen ihn dazu bringen, dass der Gewinner des Festivals im Vorprogramm einer seiner Bands auftritt oder vielleicht mit auf Tournee gehen darf. Und wenn es einer schafft, Pop-Fürst von dieser Idee zu überzeugen, dann bist du das. Los, jetzt ist die Gelegenheit, ruf ihn an. Ich habe seine Telefonnummer, sie stand auf irgendeiner Platte.«
    Ich bekam Muffensausen. »Bist du dir sicher, ich meine, ist das auch seine Nummer, du verarschst mich nicht?«
    »Mann, immer cool bleiben. Ich habe das gegengecheckt, das ist die Nummer des Plattenlabels. Und das Label gehört ihm, richtig? Das heißt, es arbeiten Leute für ihn. Also, wenn du dort anrufst, wirst du ihn entweder erreichen, oder die wissen, wo er gerade steckt, alles klar?«
    Mit einer Handbewegung, so schnell, dass ich es mir nicht mehr anders überlegen konnte, schob Don das Telefon zu mir rüber. Jetzt sah ich, dass noch eine Hörmuschel daran angeschlossen war. Er setzte sich die Muschel ans Ohr und zeigte mit einer unmissverständlichen Geste auf den Zettel mit der Nummer. Es gab kein Zurück. Ich holte Luft wie beim Sprung vom Fünfmeterbrett. Die Lungen vollpumpen, als hätte ich Angst, dass mir beim Reden der Sauerstoff ausgehen könnte.
    Die Wählscheibe ratterte und brauchte

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