Trips & Träume

einem ging es um Ritter und Burgjungfrauen. Dass sie eigene Stücke spielten, war gut, aber welche Punktzahl sollte ich ihnen in Sachen Darbietung geben? Bei ihrem Vortrag standen sie nur rum. Das hatte ich bei der Festlegung der Kriterien nicht bedacht. Es gehörte zur Eigenart der Folkies, auf Show zu verzichten. Don hatte anscheinend das gleiche Problem. Er schaute mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern.
    Woodman Gun machten auf Deep Purple. Sie versuchten sich sogar an »Child in Time«. Alles war ordentlich dargeboten. Den Freaks gefiel es, sie spendeten reichlich Applaus. Doch wie bei den Bands zuvor, löste es keine Begeisterung bei mir aus, das Original war einfach besser.
    Inri überraschten dann wirklich. Sie besaßen solides handwerkliches Können. Diesmal spielte Fränki fehlerfrei. Achter, der Schlagzeuger, legte ein Solo hin, das zwar für Mark keine Konkurrenz bedeutete, aber das sich hören lassen konnte. Ihre Stücke waren instrumental. Von allen Gruppen, des ersten Tages erhielten sie den meisten Applaus. Sie hatten ihn verdient, denn sie versuchten sich von ihren Vorbildern zu lösen.
    Don gab ihnen in allen drei Kategorien die höchste Punktzahl. Für einen Moment überlegte ich. Alle Bands hätten es verdient. Da Fränki zwar mit Alpha Centaurus versagt hatte, sich dann aber mit Inri mächtig ins Zeug legte, war ich ihm etwas schuldig.
    Ich schloss mich Dons Wertung an. Für Saitenspinner und Staffelbruch tat es mir richtig leid. Doch Fränki und seine Truppe hatten die höchste Punktzahl von allen. Inri waren der erste Finalist.
    *
    Fürst erschien bereits am Samstag.
    Mitten im Auftritt von Waisel-Villwock standen er und Rosie plötzlich am Jurytisch. Fetzer hielt ihn wie einen Eindringling am Arm fest.
    »Der Typ hier behauptet, er sei Fürst«, sagte er.
    Der Pop-Impresario versuchte sich dem Griff zu entziehen. »Könnt ihr mir diesen Bullterrier vom Hals halten?«
    »Fetzer, du kannst ihn jetzt loslassen«, sagte ich.
    Don setzte zu einer Entschuldigung an. »Hier sind alle ziemlich nervös wegen deines Erscheinens.«
    Händeschütteln mit Fürst, Küsschen links und rechts mit Rosie.
    »Euer Kaff liegt echt am Ende der Welt«, grummelte Fürst.
    »Seit wir von der Autobahn runter sind, hat er sich dreimal verfranst«, frotzelte Rosie. Der Herr Plattenboss ist wohl doch nicht immer so gut organisiert und vorbereitet, wie er gern tut. Ohne seine Muse scheint er aufgeschmissen zu sein, dachte ich.
    »Wieso seid ihr heute schon da?«, fragte ich und hoffte, nicht allzu schnippisch zu klingen, hatte ich doch Don versprochen, nichts zu tun oder zu sagen, was den Zampano aus der Großstadt irgendwie in schlechte Laune versetzen könnte.
    Fetzer tauchte wieder auf. Er hatte zwei Stühle besorgt. Dass er das in dem überfüllten Raum so schnell hinbekommen hatte, zeigte, dass er nicht der Blödmann war, den Fürst anscheinend in ihm sah.
    Fetzer ignorierend, fing Fürst an zu schwadronieren. »Weißt du, ich dachte mir, Rosie und ich machen einen kleinen Wochenendausflug, bisschen was von der Gegend sehen und so. Deshalb sind wir schon früher losgefahren.«
    »Wir freuen uns sehr, dass ihr hier seid.« Don klang unterwürfig wie ein Kammerdiener, gleich würde er Fürst die Schuhe putzen.
    Der klopfte sich plötzlich an die Stirn und zeigte zur Bühne. »Die verhunzen das schöne Stück.«
    Waisel-Villwock waren wirklich nicht gut drauf. Das konnte man schon an ihren Gesichtern ablesen. Seit Fürsts Ankunft war Unruhe im Publikum ausgebrochen. Die Freaks reckten die Köpfe zum Jurytisch hin und interessierten sich nicht mehr für die Musik.
    Sonny gluckste gelangweilt ins Mikro, Moses und Porno-Fischer begleiteten ihn mehr automatisch als inspiriert auf der akustischen Gitarre.
    Sie spielten »More Trouble Every Day«, ein Stück der Mothers of Invention. Zappa-Songs akustisch zu präsentieren, das war ihr Konzept. Doch das juckte im Moment niemanden mehr.
    Die Zuschauer hatten nur Augen für Pop-Fürst.
    Um ihm vom Lästern abzuhalten, fing ich an, ihm davon zu berichten, wie der erste Tag des Vorentscheids verlaufen war. Ich zählte die Bands auf, die aufgetreten waren. Und dass Inri den besten Eindruck hinterlassen hätten.
    Mit unbewegtem Gesicht hörte er sich meinen Vortrag an. Seine Miene hellte sich erst auf, als Waisel-Villwock ihre Instrumente einpackten. Das Publikum schien seiner Meinung zu sein. Nur vereinzelt wurde geklatscht.
    Er klopfte sich auf den Bauch. »Bekommt man hier