Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
Vom Netzwerk:
ich ganz schön hippelig war. Würden Mark und Andi es schaffen? Ihnen musste es vor Lampenfieber noch schlimmer ergehen. Ihr erster Auftritt und dazu noch vor einer Jury. Ich war froh, nicht in ihrer Haut zu stecken. Die Aufregung rumorte auch in meinem Bauch.
    Fürst, Don und ich hatten endlich Platz genommen. Es konnte losgehen. Ich gab Billy ein Zeichen. Storm enterten die Bühne.
    Rössel stöpselte seine selbstgebaute Gitarre in den Verstärker und rockte sofort los wie Rory Gallagher bei seinem Auftritt in Montreux.
    Der Korpus des Instruments war mit einer Plexiglasplatte versehen, man sah die Innereien, Kabel und bunte Drähte. Rössel hatte sogar Blinklichter eingebaut. Das ergab einen tollen Effekt. Die Gitarre leuchtete wie ein Weihnachtsbaum. Die Freaks johlten und pfiffen.
    Das Lampenfieber versaute Storm alles. Gerd drosch wild in die Felle. Werner am Bass machte auf Pokerface. Doch das täuschte, er war hochkonzentriert. Plötzlich wurden die Jungs von einer Nervosität gepackt, die sie holpern und rumpeln ließ. Sie merkten, wie ihnen geschah, und schauten sich entsetzt an. Hallo, Musikgott, wenn es dich gibt, komm mal kurz vorbei und hilf ihnen aus dieser Bredouille, dachte ich. Doch der Musikgott erschien nicht. Und die blinkende Gitarre konnte sie vor meiner gnadenlosen Bewertung auch nicht mehr retten.
    Zoon Politikon traf es noch schlimmer. Uli, der Gitarrist, wurde von einer Unruhe befallen, die ihn flinker und flinker spielen ließ. Flax, der Bassist, konnte kaum mithalten. Schlagzeuger Matti flogen die Stöcke weg. Er stand auf, doch statt sich neue zu besorgen, marschierte er einfach ab und verschwand in der Menge. Flax und Uli machten ein paar Takte allein weiter, dann brachen auch sie ab. Das Publikum war so überrascht, dass noch nicht mal gepfiffen wurde.
    Bei Fragile Age klangen ganze Passagen nach Yes. Alles prima, alles bestens, aber warum wollten alle Bands immer wie ihre Vorbilder klingen? Wo waren die Eigenständigkeit und das Außergewöhnliche, das Fürst suchte? Und das auch ich schmerzlich vermisste.
    Die meisten Musiker kannte ich aus dem Rats, sollte ich wirklich bei der knallharten Beurteilung bleiben? Zumindest das handwerkliche Können musste positiv bewertet werden. Oder waren die Kriterien der Jury zu anspruchsvoll? Aber die hatte ich doch selbst festgelegt.
    »Das war noch nicht überzeugend«, fasste Fürst das Dargebotene zusammen. Obwohl ich ihn nicht leiden konnte, stimmte ich ihm insgeheim zu.
    Als Nächste waren Dreamlight dran. Als die Jungs ihre Instrumente einstöpselten, taten sie das mit einer Ruhe, die mir Angst einjagte. Wie konnten sie sich so sicher sein? Oder bildete ich mir das bloß ein?
    Die Stunde der Wahrheit war gekommen.
    Schön, reich und sexy. Marks Worte klingelten in meinen Kopf. Würde er seinem Traum heute ein Stück näherkommen?
    Gero, Skip, Paul und Mark nahmen ihre Positionen ein. Mark nickte entspannt seinen Mitspielern zu und zählte mit den Stöcken vier vor.
    Er setzte in einen Rockbeat ein, der mir sofort in die Beine ging. Acht Takte später gesellte sich Skip mit einem rollenden Basslauf hinzu. Wieder acht Takte, und Gero entlockte der Orgel akzentuierte Akkorde.
    Als Paul mit einem schrillen Gitarrenriff einstieg und die Band vollständig im Beat und im Thema war, ging ein Raunen durchs Publikum. Jetzt hielt auch mich nichts mehr zurück, mein Kopf wippte im Rhythmus mit.
    Was Mark & Co. nun entfachten, war einfach sensationell. Damit hatte ich nicht gerechnet. Wenn ich ehrlich war, hatte ich gedacht, dass sie ihre schäbige Version von »Atom Heart Mother« präsentieren und sich in die Liste der Epigonen einreihen würden. Doch das, was aus den Boxen dröhnte, war etwas völlig anderes. Es war neu, es war ungewöhnlich, es war professionell, es hatte Klasse, es war eine geschlossene Mannschaftsleistung und eigenständig, ganz wie Fürst es verlangt hatte.
    Mit offenem Mund schaute ich ihnen zu. Auch Don machte große Augen. Und kaum zu glauben, das Lästermaul von Fürst blieb stumm.
    Und dann begann Gero zu singen.
    Seine Stimme war hell und klar, als hätte er sein Handwerk bei den Thomanern gelernt. Jedes Wort war richtig gesetzt und deutlich zu verstehen. Kein Nuscheln, kein Kauderwelsch. Im Refrain sang er »I’m not what you think I am«. Gero, Goldlöckchen, heute glaube ich dir jedes Wort, dachte ich.
    Eine Kribbeln lief mir über den Nacken bis in die Fingerspitzen. In dieser Musik passte einfach alles.
    Mir kam es so

Weitere Kostenlose Bücher