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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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an den ersten beiden Tagen gelaufen war, berichtete von Inri und Stiebel Eltron.
    Fürst gesellte sich zu uns. »Mir ist aufgefallen, in eurer Szene gibt es sehr viele Einzelkönner. Was ich aber suche, sind Bands, die etwas Neues, Außergewöhnliches, etwas noch nie Dagewesenes wagen.«
    Ich entdeckte Andi und ließ Mark und Fürst stehen. Andi steuerte zielstrebig auf die Tür mit dem Schild Privat neben der Toilette zu. Dahinter ging es ins Treppenhaus hinauf zu seiner Wohnung.
    Ich hielt ihn am Arm fest. »Hey, alles klar?«
    Er zwirbelte seinen Schnurrbart, klemmte sich hektisch die Haare hinter die Ohren. Müde Augen blickten mich an. »Wir haben den ganzen Tag geprobt. Ich bin komplett am Arsch. Wieso ist Fürst überhaupt schon da?«
    »Keine Ahnung, auf jedem Fall meckert er nur rum.«
    »Manager sind so. Die kannst du nie zufriedenstellen«, sagte Andi. Bevor ich etwas erwidern konnte, war er durch die Tür verschwunden.
    Morgens um drei brachte Don Fürst und Rosie ins Hotel. Wie er auf die Schnelle ein Zimmer aufgetrieben hatte, war mir ein Rätsel. Aber im Kaff einen Platz zum Übernachten zu finden war nicht schwer, unsere Gegend war keine Touristenhochburg. Mark war schon gegangen. Wahrscheinlich war er genauso kaputt vom Proben wie Andi.
    Die beiden schenkten sich nichts.
    »Du musst dir unbedingt mal das Tarot legen lassen. Ich habe die Karte der Erkenntnis gezogen«, sagte Karen.
    War sie von Rosie zur Esoterik bekehrt worden? Dieser Hippie-Quatsch konnte mir gestohlen bleiben.
    »Das ist nichts für mich«, antwortete ich.
    »Gerade die, die sich am meisten dagegen wehren, erhalten die richtigen Antworten«, sagte Rosie.
    *
    An Tag drei unseres kleinen Vorentscheids tauchte Anführer auf.
    Hätte mich auch gewundert, wenn nicht.
    Seit der Müsli-Aktion hatte er sich nicht mehr blicken lassen. Jetzt mischte er sich unauffällig unter die Freaks im Mehrzweckraum. Dachte er.
    Wie ein Undercoveragent aus einem schlechten Hollywoodfilm schlich er durch den Saal. Er trug Cordhose und Jeansjacke, das sollte unauffällig und lässig wirken. Er wurde begafft wie eine Model auf dem Laufsteg. Anführer schien plötzlich zu bemerken, dass er angestarrt wurde. Er schwitzte, das sah ich sofort, als er auf den Jurytisch zusteuerte.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie sich für Musik interessieren«, begrüßte ich ihn und lächelte so freundlich, wie ich nur konnte.
    »Ich hoffe, die Veranstaltung ist genehmigt«, bellte er los.
    Ich blieb ruhig. »Mein Boss wird Ihnen gleich weiterhelfen.«
    Ich tippte Don an die Schulter. Der tat so, als sei er beschäftigt und drehte sich nicht einmal um. Ohne aufzusehen, hielt Don ein Papier in der ausgestreckten Hand. Anführer griff es sich.
    Ein mehrseitiger Schrieb vom Ordnungsamt, der Stempel war deutlich zu erkennen.
    »Gestern hat es Beschwerden wegen Ruhestörung gegeben. Davon will ich heute nichts hören, es wird pünktlich Schluss gemacht, sonst drehe ich euch persönlich den Strom ab«, schnaubte Anführer und gab Don den Wisch zurück. Grußlos drehte er ab.
    »Was war denn das für ein Auftritt?«, sagte ich zu Don.
    »Wir müssen aufpassen, der hat uns auf dem Kieker. Der will auf Kosten der Freaks Karriere machen. Drogen und Sexorgien und so ein Scheiß, darauf ist der scharf. Dass er im Müsli keine richtige Handhabe hatte, das wurmt den noch heute. Aber der kann mich mal«, antwortete Don.
    Was war nun los, wurde Don plötzlich zum Rebellen?
    Er sah in mein fragendes Gesicht und erklärte: »Ich bin Unternehmer, ich tu was für das kulturelle Leben. Die Polizei sollte froh sein, ich hol die Freaks von der Straße und führe sie einer sinnvollen Beschäftigung zu.«
    »Das hättest du ihm ruhig mal genau so sagen können.«
    »Jetzt lass uns unseren Job machen«, antwortete er ausweichend.
    Direkt nach Einlassbeginn füllte sich der Saal in Windeseile. Um den Jurytisch herum entstand ein Gedränge wie in der U-Bahn nach Büroschluss. Sie wurden immer mehr, schoben und drückten. Fürst, Don und mir blieb dadurch der freie Blick auf die Bühne verwehrt. Kurzerhand zogen wir um und bauten uns neben Billys Mischpult auf.
    Fetzer stand wie Meister Proper mit verschränkten Armen an der Tür. Wer reinwollte, musste warten, bis genügend Leute die Halle verlassen hatten. Drei raus, drei rein. Da sich die Toiletten auf dem Flur rechts neben der Kneipe befanden, herrschte ein Kommen und Gehen wie auf einem Bahnhof.
    Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, obwohl

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