Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
Vom Netzwerk:
Walkie-Talkie am Gürtel und dem Pass auf dem T-Shirt marschierte ich quer über die Bühne und schlüpfte durch den Boxengang.
    *
    Das Ding war die größte Törnpfeife, die ich jemals gesehen hatte.
    Es war aus Holz und ruhte auf einem dreibeinigen Gestell. Als ich mich davorstellte, reichte es mir bis zum Bauch. Der Kopf der Pfeife hatte die Größe eines Medizinballs. Aus ihm ragte ein dünner Holm heraus von der Länge eines Baseballschlägers, der wie ein Arm drohend den Weg in Richtung Kifferhimmel wies.
    Keine Ahnung, wo sie das Mörderteil aufgetrieben hatten. Tonis Gesicht war rot angelaufen. Seine Lippen klebten am Rohr, die Augen waren weit aufgerissen. Sie hatten wieder Tennisballgröße angenommen. Wenn er saugte, machte es schmatzende Geräusche.
    Erwin hing mit dem Kopf im Füllloch der Pfeife. Er versuchte das Ding zum Brennen zu bringen. Die Haare kamen der Glut gefährlich nahe. Das Einmalfeuerzeug in seiner Hand musste sehr heiß sein, denn auf einmal rieb er sich hektisch die Finger. Die Pfeife knackte und spuckte eine Kaskade von Funken in die Luft. Aber angehen wollte sie nicht, sosehr sich Erwin auch abmühte und Toni auch saugte.
    »Mist, Mann«, brummte er.
    »Alter, so klappt das nie«, sagte Erwin und wischte sich den Schweiß, der ihm rinnsalartig von der Stirn ins Gesicht lief, am Hemd ab.
    Toni schaute ratlos drein. »Was machen wir jetzt?«
    »Seid ihr des Wahnsinns? Wenn das die Feuerwehr sieht, schicken die glatt einen Löschwagen vorbei«, sagte ich.
    »Mach dir um die mal keine Sorgen Die haben wir im Griff, da haben wir uns schon was einfallen lassen«, knurrte Erwin.
    »Und was, wenn ich fragen darf?«
    Toni kicherte. »Wir stellen denen einen Kasten Bier hin. Aber keinen gewöhnlichen, die bekommen etwas Besonderes serviert. So wie sie das in San Francisco immer machen.«
    Der ist ja schon völlig weggeschossen, dachte ich, und sagte: »Jetzt spinnst du dir aber Kiffer-Garn zurecht.«
    »Alter, ich hab gelesen, dass Grateful Dead bei ihren Konzerten das so machen. Der Feuerwehr was Leckeres ins Bier träufeln. Dann sind die gut drauf, und wir haben nichts zu befürchten«, sagte Toni grinsend.
    »Weiß Don, was ihr hier treibt?«
    »Der Chef hat uns doch persönlich engagiert. Ihr seid mir für das Wohlergehen der Bands verantwortlich, ihr müsst dafür sorgen, dass die bei Laune bleiben, hat er gesagt«, antwortete er und griff in die obere Tasche seines Parkas. Er holte etwas heraus, das wie zwei Tafeln Schokolade aussah.
    In Silberpapier eingewickeltes Dope.
    Erwin strahlte. »Zweimal 50 Gramm roter Libanese vom Feinsten. Haben wir im Zoom besorgt.«
    Das Zoom war legendär. Ich selbst war nie dort gewesen. Gegen diesen Frankfurter Rockschuppen kam das Rats nicht an.
    »Und wie viel gehen in eine Pfeifenladung?«, fragte ich.
    »Zehn Gramm dürften reichen«, antwortete Toni. Er sah Erwin an, und beide brachen in schallendes Gelächter aus.
    Ich glaubte es nicht. »Zeigt den Shit bloß nicht in der Gegend herum. Ihr solltet euren Job mit etwas mehr Diskretion erledigen.«
    Toni steckte die Tafeln wieder weg. »Alter, nur die Ruhe. Wenn wir das Ding nicht zum Brennen kriegen, können wir es sowieso vergessen.«
    »Ihr müsst euch einen richtigen Pfeiferanzünder besorgen. Mit so einem Ding habt ihr ausreichend Flamme«, sagte ich.
    Ich drückte Toni und Erwin »Working Stage«-Pässe in die Hand und ermahnte sie, die Dinger deutlich sichtbar anzubringen, damit man sofort sah, dass sie zur Crew gehörten.
    Ich wollte weiterziehen, da tauchten Sonny und Moses vor mir auf. Jeder von ihnen schleppte einen Eimer. Daraus lugte ein in Blöcke gepresstes, dampfendes weißes Etwas hervor.
    »Was habt ihr denn vor?«, rief ich.
    »Das ist tiefgefrorenes Kohlendioxyd, auch Trockeneis genannt. Das darf man nicht mit der bloßen Hand anfassen, sonst bleiben die Finger daran kleben. Damit können wir so viel Nebel machen, dass du auf der Bühne die Hand nicht mehr vor Augen siehst«, erklärte Moses.
    Sonny und Moses grinsten übers ganze Gesicht. Sie waren breit, das sah ich sofort. Wahrscheinlich hatten Toni und Erwin schon alle auf die Reise geschickt. Das mit dem Nebel war eine Superidee. Wie bei einer Profishow.
    »Habt ihr Karen gesehen?«, fragte ich.
    Moses stellte seinen Eimer hin. »Die wirbelt backstage herum. Hast du unsere Pässe?« Aha, er war heiß auf so ein Wichtigtuer-Ding.
    Ich gab ihnen »Working Stage«-Ausweise, verließ die Bühne über die hintere Treppe und lief

Weitere Kostenlose Bücher