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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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fand ich einen Tisch mit einem Telefon, daneben ein Telefonbuch. Während ich telefonierte, standen die Ordnungsamt-Typen um mich herum und starrten Löcher in die Luft.
    Genau vier Firmen konnte ich ausfindig machen. Zweimal nahm keiner ab, das Klingeln kam mir endlos vor. Bei der dritten Nummer erklärte mich mein Gegenüber in der Leitung für verrückt, er würde für kein Geld der Welt um diese Uhrzeit mit einem Laster ausrücken und Klos anliefern. Er habe Feierabend, und damit basta.
    Beim vierten Namen wurde ich stutzig. Den kannte ich doch? Ich wählte, beim ersten Klingelzeichen wurde abgehoben.
    »Du und dein Freund, ihr habt mir doch das Schlagzeug abgekauft, richtig?«, sagte die Stimme in der Leitung, als ich mich vorgestellt hatte. »Außerdem wolltet ihr mich zum Festival einladen. Da warte ich heute noch drauf.« Rolf aus Marienfels.
    Ich redete drauflos. »Sorry, Mann, wir haben dich glatt vergessen, der Vorbereitungsstress, du verstehst? Nun brauchen wir ganz dringend deine Hilfe. Aber wieso Container-Dienst, ich dachte, du bist bei der Post?«
    »Bin ich auch, das mit dem Container-Dienst ist ein kleines Nebengeschäft. Raus mit der Sprache, was habt ihr für ein Problem?«
    Rolf versprach, die Ware zu liefern. Das werde aber was kosten. Egal, dachte ich, die Leute mussten ja irgendwo pinkeln gehen.
    »In einer Stunde bekommen wir die Häuschen geliefert«, sagte ich zu den Fuzzis vom Ordnungsamt.
    Der mit Brille grinste. »Sind eh Überstunden, die uns bezahlt werden.«
    *
    Inri standen schon auf der Bühne, als der Laster rumpelnd auf den Platz vor dem Zelt einbog. Noch immer gab es eine Menschenschlange vor dem Eingang. Diesmal von Freaks mit Harndrang. Eckfritz hatte einen Gabelstapler aufgetrieben, mit dem er fluchend ein Häuschen nach dem anderen ablud. Don und Fetzer mussten mit anpacken.
    Die Aktion war erst vorbei, als sich Tara Folk, die zweite Band des Abends, für ihren Auftritt vorbereiteten. Don verfluchte mich durchs Walkie-Talkie. Sein Problem, dachte ich, er hatte es doch selbst versaut. Der Grund für seinen Anfall war, dass die Toiletten teuer für ihn werden würden.
    Ich konzentrierte mich unterdessen auf meinen Job hinter der Bühne. Was da abging, war sowieso nicht von dieser Welt.
    Nachdem Fetzer die Pforten geöffnet hatte, füllte sich das Zelt binnen kürzester Zeit bis auf den letzten Platz mit bekifften, auf Trip befindlichen oder sonst wie abgedrehten Freaks.
    Wie Indianerstämme waren sie aus den Käffern der Umgebung zusammengekommen. Sie hatten im Handumdrehen die Biertische besetzt und vor der Bühne ihre Decken ausgebreitet. Billy ließ Gentle Giant, seine Lieblingsband, zur Einstimmung über die Anlage laufen.
    Die Freaks scherten sich einen Dreck um die Bedienung. Weil es zu lange dauerte, bis jemand an den Tisch kam, um die Bestellung aufzunehmen, hatten sie schnell die Faxen dick und gingen selbst zur Theke.
    Es bildeten sich Menschentrauben vor den Zapfhähnen. Das Personal kam kaum hinterher, die Biere gingen wie am Fließband raus. Dies wiederum führte zu einigem Geschiebe und Gedränge. Gläser gingen zu Bruch. Dass sich niemand prügelte, grenzte an ein Wunder.
    Kurz vor halb acht hatte sich die Situation entspannt. Die Freaks hatten ihre Plätze eingenommen. Der Durst war gelöscht, einige konnten es nicht lassen, sich noch eine Tüte zu bauen. Wenn Fetzer seinen Kontrollgang machte, wären sie dran.
    Don bellte ins Funkgerät. »Schick die erste Band auf die Bühne. Du musst die auch ansagen.« Keine zwei Sekunden später tönte Billys Stimme aus der Blökkiste: »Wir können loslegen, ich bin so weit.«
    Ich trommelte Fränki und seine Jungs zusammen und trieb sie in Richtung Bühne. »Kneifen gilt nicht, die Stunde der Wahrheit, meine Herren. Los geht’s, ihr macht den Anfang« sagte ich.
    Fränki hatte Lampenfieber der allerschlimmsten Sorte. »Ich glaube, ich schaff das nicht.« Er hatte riesige rote Flecken im Gesicht.
    An der Boxenwand hielten sich Toni und Erwin bereit. Die Shitpfeife glimmte knisternd vor sich hin. Den Herren Künstlerbetreuern war es doch noch gelungen, das Teil zum Brennen zu bringen.
    Toni machte eine einladende Geste. »Dürfen wir eine Stärkung anbieten?«
    Das ließen Inri sich nicht zweimal sagen. Alle nuckelten daran wie Babys an der Flasche. Fränki zog, als hinge sein Leben davon ab. »Wir kommen jetzt raus«, gab ich Billy durch.
    Als ich auf die Bühne trat, ging das Licht aus. Nur ein Scheinwerfer war noch auf

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