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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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über einen mit Matten ausgelegten Weg. Essensduft und Stimmengewirr empfingen mich.
    Karen saß an einem zur Kasse umfunktionierten Biertisch. Hinter ihr war ein Büffet aufgebaut. Es gab Schnitzel mit Pommes, diverse Salate, Joghurt und Obst sowie O-Saft und eine Kiste mit Süßigkeiten.
    Tische und Bänke waren alle besetzt. Die Herren Künstler schlugen sich die Bäuche voll, bevor es auf die Bühne ging. Sie hatten den Soundcheck hinter sich gebracht. Essen beruhigte. Das Wohlbefinden der Musiker schien Don tatsächlich am Herzen zu liegen.
    Ich legte Karen den Triple-A-Pass hin. »Ich hoffe, du hast das nicht alles selbst kochen müssen.«
    Sie hatte ihr Janis-Joplin-Outfit an. Mit noch mehr Kettchen um den Hals und Ringen an den Fingern als sonst. Sie sah wieder zum Anbeißen aus.
    »So weit kommt es noch«, protestierte sie. »Der dicke Wirt hat das alles rangekarrt. Die Jungs hier schlagen zu, als wären sie am Verhungern. Dabei müssen sie es auch noch selbst bezahlen.«
    »Was, das gibt es doch nicht, ich dachte ...?«
    »Nix da, die Bands müssen Essen und Trinken aus eigener Tasche löhnen. Eckfritz hat darauf bestanden, entweder zahlt Don das Künstler-Catering, oder sie müssen hungern. Da hat Don einfach festgelegt, dass die Jungs selbst zahlen müssen. Noch hat keiner gemeckert. Die sind so beeindruckt von dem Zelt und der Technik auf der Bühne, dass sie sich nicht trauen, etwas zu sagen. Die, die hier arbeiten, bekommen Essensmarken.«
    »Ist Auftreten vor Publikum keine Arbeit«, wunderte ich mich.
    Bevor ich über diesen erneuten Managerschachzug von Don weiter nachdenken konnte, fand ich mich umzingelt. Ich wusste sofort, was Fränki, Bassist von Inri, die drei Jungs von Stiebel Eltron, Mara, die Sängerin von Tara Folk sowie Mark und Andi von mir wollten.
    »Nicht drängeln. Jeder kommt dran«, sagte ich.
    Mark und Andi drückte ich jeweils vier Pässe für ihre Bands in die Hand. Mark verschwand sofort wieder.
    Fränki kriegte sich gar nicht mehr ein. »Artist. Hammerhart, richtig professionell.«
    Andi steckte die Pässe ins Jackett. »Ich brauche Blättchen für das Saxophonmundstück. Reed Isberg hat seine vergessen«, sagte er.
    »Vergessen? Ein Jazzer ohne sein Handwerkszeug? Frag doch mal Billy, der soll jemanden rüberschicken zu Köfers Willi, der müsste so was haben.«
    »Ich könnte Ersatzsaiten gebrauchen«, mischte sich Fränki ein.
    »Für dein Equipment bist du selbst verantwortlich. Hier laufen genug Bassisten rum, frag einen von denen«, wimmelte ich ihn ab.
    Zwei Typen in Kaufhauslederjacken, Hemd und Schlips traten in mein Blickfeld. Beide machten ein todernstes Gesicht, auch ohne irgendeinen Festivalpass schienen sie sich für ziemlich wichtig zu halten.
    Wer hatte die denn reingelassen?
    »Sind Sie der Veranstalter?«, fragte der mit der Brille.
    »Ich gehöre zum Team, das hier alles organisiert«, antwortete ich.
    »Dann zeigen Sie uns mal die Toiletten«, sagte der ohne Brille.
    »Die Toiletten, ja, warten Sie mal. Die Toiletten, die sind ...«
    »Wir sind vom Ordnungsamt. Wir weisen Sie hiermit darauf hin, dass es auf dem gesamten Gelände keine einzige Toilette gibt. Und damit Sie es wissen, ohne Toiletten kein Festival«, sagte der Bebrillte.
    Die waren doch nicht bei Trost, kein Festival, das wollen wir mal sehen.
    Ich griff zum Walkie-Talkie.
    »Satti an Don, bitte melden«, rief ich in das Gerät hinein, den Finger auf den Sprechknopf gedrückt.
    Nach dem fünften Anfunken knackte es. »Was gibt’s?«
    »Hier sind zwei Herren vom Ordnungsamt und fragen nach den Toiletten.«
    Rauschen in der Leitung. »Toiletten?«, blökte Don.
    »Scheißhäuser, Pissoirs. Drücke ich mich verständlich genug aus?«
    »Kümmer du dich darum, ich kann hier nicht weg. Wir haben gerade die Tür aufgemacht. Hier ist ein unglaublicher Andrang. Bitte übernimm das. Hinterm Künstlercatering habe ich ein kleines Büro eingerichtet. Da steht ein Telefon. Ruf irgendjemanden an. Ende.«
    Ein Knacken, dann Stille. Die Typen vom Ordnungsamt schauten mich an.
    »Wie viel von von diesen Pisshäuschen brauchen wir denn?«, fragte ich. Im Grunde hatte ich keine Ahnung, wovon ich redete.
    »Bei einem Festzelt dieser Größe sind zehn Toiletten vorgeschrieben. Und noch was, eines davon sollte für Behinderte sein«, brummte der Bebrillte.
    Wo sollte ich jetzt zehn Scheißhäuser herbekommen?
    Ich marschierte an Karen vorbei in die hintere Ecke des Backstage-Zeltes. Tatsächlich, in einem Verschlag

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