Tristan
Fuchs?«
Dorran war lachend mit Ella beschäftigt und verstand ihn nicht.
Courvenal wiederholte langsam seine Frage und erwähnte wie nebenbei, dass er einen Jungen begleiten müsse, den Sohn eines bretonischen Freundes, der im Kloster der Angelinerinnen wohne.
»Er heißt Tristan, komischer Name«, sagte er laut in Dorrans Ohr. »Kommst du mit? Danach gehen wir noch etwas trinken, wenn ich den Jungen wieder ins Kloster zurückgebracht habe.«
Dorran war, als er das hörte, wie verwandelt. Die Botschaft war angekommen. Courvenal ließ bereitwillig Violettas Hand an seiner Hüfte hochgleiten und tat so, als würde er nichts bemerken.
»Ich kann nicht«, sagte Dorran hastig und klang unglaubwürdig. »Ich sehe morgen einen alten Freund aus …«
Es schien ihm kein Name einzufallen.
»Aus …?«, wiederholte Courvenal.
»… Italia!«, stieß Dorran hervor, erleichtert, einen Namen als Ausrede gefunden zu haben.
»Dann sehen wir uns morgen hier wieder, um diese Zeit, oder?«
»Natürlich.« Dorran war sichtlich mit seinen Gedanken woanders. Der Zufall hatte ihm das Glück zugespielt, nun genau zu wissen, was am kommenden Abend geschehen würde.
Courvenal nutzte die kurze Verwirrung seines neuen Freundes und stand in dem Moment auf, als sich Violetta bis zu seinem Schoß vorgetastet hatte. »Ich gehe jetzt. Morgen muss ich mit der Sonne aufstehen. Salve, meine Freundinnen, mein Freund. Die Zeche ist bezahlt. Der Morgen naht. Gönnt mir noch ein wenig Schlaf!«
Er warf ein paar Münzen auf den Tisch, für die sie noch einige Becher Wein mehr bestellen konnten, ging schnell an den Ständen vorbei und versuchte, sich auf seinem Rückweg zu den Pfahlbauten in der Helligkeit der Mondnacht in den spärlichen Schatten der wenigen Büsche und Bäume zu verstecken. Morgen wird dies schwieriger sein, dachte er, da endet die Nacht bereits, wenn sie erst halb vorüber ist.
Courvenals Rückkehr ~ 134 ~ Die Entführung
Am späten Nachmittag des folgenden Tages kehrte Courvenal ins Kloster zu-. rück, freudig begrüßt von Tristan, der ihm von seinen Gesangs- und Lautenstunden bei sceur Beata so lebhaft und begeistert erzählte, dass Courvenal sich nicht erklären musste, was er die vergangenen Tage getrieben hatte. Gegen Mittag war er noch einmal bei Herman gewesen, sie waren erneut den Plan durchgegangen, und schließlich, nach einem guten Essen, hatte er ein Bad genommen, das von ihm all den Schmutz abwaschen sollte, mit dem er während seiner Verkleidung in Berührung gekommen war. Es war wie eine Erlösung. Das warme, nach Mandelmilch duftende Wasser hatte ihn erfrischt und ihm neuen Mut gegeben. So war er zurück zum Kloster geritten. Dort spielten die beiden Gesellen bereits wieder ihr Münzenwerfen, Dorran lauerte hinter der Sandsteinmauer, und gleich neben dem Tor hockte Thomas. Er hatte Nella Courvenals Zingulum um den Hals gebunden und hielt sie daran fest, als die Hündin den Mönch freudig begrüßen wollte.
»Herr«, rief Thomas, »seht nur diese Kordel - eine, wie Ihr sie sonst tragt! Nella wollte nur spielen und hat sie einem Mönch da drüben in der Gasse von der Kutte gezogen. Ich wollte sie ihm noch hinterhertragen, doch er ist hinkend wie der Teufel davongerannt. Und wie ich sehe, seid Ihr nicht umgürtet, also könnt Ihr gar nicht, wie ich zuerst…«
Courvenal ließ ihn nicht ausreden. »Und«, fragte er vom Pferd steigend zurück, »hast du gut auf Tristan aufgepasst?«, und klopfte dabei ans Tor.
Thomas beteuerte sofort, der junge Herr sei ihm drei Tage lang nicht zu Gesicht gekommen, er habe ihn aber durch ein Fenster oft singen hören.
Courvenal klopfte noch einmal ans Tor. »Aber Nella hast du laufen lassen, dass sie meine Brüder im Herrn anfällt? Und wie kommst du dazu, vom Teufel zu reden?« Seine Stimme klang streng, Thomas zuckte zusammen, gleichzeitig wurde das Tor geöffnet und Courvenal eingelassen, ohne dass er ein weiteres Wort mit Thomas wechseln musste. Verärgert gab er sein Pferd ab und fragte sich, wie er seine mit Goldfäden durchwirkte blau-rote Kordel wieder zurückbekommen könnte, ohne dass ein Verdacht aufkäme.
Nach dem Abendmahl und dem Gebet fanden sich die Äbtissin, Courvenal und Tristan vor dem Tor des Klosters ein, dazu kamen noch zwei ältere Nonnen und auch sceur Beata, der Angelina zur Belohnung ihrer guten Erfolge beim Unterrichten Tristans erlaubt hatte, mit zu dem Spektakel zu gehen.
Um zu dem Festplatz zu gelangen, auf dem es stattfinden sollte,
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