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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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zerstreuen.
    Courvenal nahm Tristan an der Hand und sagte, sie würden eine Abkürzung zurück zum Kloster nehmen. Tristan verstand nicht, warum Beata sie nicht begleitete und es Courvenal so eilig hatte, aber er folgte ihm. Nachdem sie den Platz verlassen hatten, schlug Courvenal einen Weg ein, auf dem sie nicht gekommen waren.
    »Geht es da zum Kloster?«, fragte Tristan den Mönch, in Gedanken noch ganz bei dem Spiel, das er gerade gesehen hatte.
    »Es gibt viele Wege dorthin«, antwortete Courvenal leise. Er hörte bereits Schritte hinter sich.
    »Wo sind wir?« Tristan ängstigte sich. Es gab kein Licht mehr, alles war dunkel um sie herum.
    »In einer Gasse, in der Eingang und Ausgang gleich sind.« Courvenal hatte Tristans Hand gefasst und beeilte sich.
    »Ihr habt euch verirrt«, rief plötzlich jemand hinter ihnen.
    Tristan erschrak. Er hielt sich an Courvenals Hand fest.
    »Hab keine Angst«, sagte der Mönch, »wir sind gleich da.« Sie stolperten über den unebenen Weg durch die Dunkelheit.
    »Gebt auf!«, war wieder eine Stimme zu hören.
    »Wer ist das?« Tristans Stimme zitterte.
    »Keine Angst, keine Angst.« Courvenal zog den Jungen weiter. Da öffnete sich eine Tür, und der Schein einer Lampe war zu sehen. »Dorthin, schnell!«, befahl Courvenal und stieß Tristan voran.
    Im Lichtschein erkannte er das Gesicht und die Gestalt sceur Beatas, lief auf sie zu und drückte sich an sie.
    Courvenal hörte den Hufschlag der Pferde, sah Fackeln und drei Gestalten, zwei von ihnen hielten blitzende Messer in ihren Händen. Da erreichten Reiter die Gestalten, beschienen mit ihren Fackeln ihre Gesichter. Wirr und verängstigt, voller Furcht und Schrecken streckten die beiden Briefboten ihre Hände den Reitern entgegen, erst drohend, dann um ihr Leben bettelnd, Hiebe mit dem Stumpf der Lanze streckten sie zu Boden. Gleichzeitig kam, gefolgt von einem dritten Reiter mit einer Fackel, eine Gestalt auf Courvenal zu und trat ihm im Licht des Feuerscheins wie eine lebendig gewordene Statue entgegen. Er hielt einen langen Dolch gegen den Mönch gerichtet, der rasch seine Kapuze über den Kopf zog, um nicht erkannt zu werden.
    »Gib auf, Dorran!«, sagte Courvenal.
    Der Rothaarige erstarrte, als er seinen Namen hörte, ausgesprochen von einer ihm vertraut klingenden Stimme. Da betäubte ihn der heftige Schlag einer Lanze.
    Herman sprang vom Pferd, fesselte dem Ohnmächtigen mit Courvenals Hilfe die Hände und verband ihm die Augen.
    »Wir haben sie alle drei«, sagte Herman ruhig zu seinem Freund. »Jeder von ihnen bleibt am Leben, wie du es gewünscht hast. Sie werden mit uns ziehen in den Heiligen Krieg als Sklaven. Du kannst sie vergessen. Von nun an bestimmt das Schicksal über sie.«
    »Ich danke dir für deine gute Tat, du hast einem Kind - und auch mir - das Leben gerettet. Aber nicht das Schicksal bestimmt über die drei, sondern Gott«, erwiderte Courvenal mit leiser, nachdenklicher Stimme.
    »Wie du meinst, mein Freund«, sagte Herman lächelnd. »Leb wohl, bis wir uns einmal wiedersehen!«
    Courvenal sah ihm nach, wie er die steinige Gasse hinunterging, solange die Fackel den Weg beleuchtete. Herman führte das Pferd, auf dem Dorran betäubt lag. Dann stieß er zu den anderen Reitern. Undeutlich sah Courvenal, wie die Körper Dorrans und der beiden Boten auf einen Karren geladen wurden. Plötzlich verschwand das Licht, als wäre es erloschen. Courvenal fand sich wieder in völliger Dunkelheit. Er ertastete die noch offene Tür, die zum Klostergarten führte. Beata hatte Tristan wahrscheinlich längst auf sein Zimmer gebracht. Sie hatte ein Öllämpchen auf einer Mauer zurückgelassen, das Courvenal eine Orientierung gab. Doch mit einem Mal erfüllte den Innenhof des Klosters ein anderes Licht. Courvenal blieb stehen. Schatten bildeten sich vor seinen Augen, geworfen von Büschen und Bäumen, Mauern und Türmen. Der Mond war, wie vorhergesagt, erst mitten in der Nacht aufgegangen. Perpetuum mobile, dachte Courvenal und fand sicher auf dem Pfad hinter den Klostermauern zum Nebeneingang des Hauptgebäudes zurück.
    Als er Tristans und seine Kammer betrat, hörte er an den ruhigen Atemzügen, dass der Junge schon fest schlief. Rasch zog er seine Kutte aus und legte sich in seinen Unterkleidern auf seine Schlafstatt. »Ich habe sie verschwinden lassen«, sagte er flüsternd und starrte in das bleiche Mondlicht, das sich in dem Raum ausgebreitet hatte. »Die fremde Königin wird vergeblich auf eine Nachricht von

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