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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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widmen …«
    »Die Kunst des Kämpfens soll er dort lernen, nicht studieren, das wird er bis dahin genug getan haben«, unterbrach ihn Courvenal.
    »Umso besser«, fuhr Herman fort, »ich werde euch Krieger empfehlen, von denen ihr in eurem kalten Norden nur träumen könnt. Schwertkämpfer, Bogenschützen, Speerwerfer - ihr werdet staunen. Kämpfen heißt nicht Abschlachten, Kämpfen ist eine Kunst. Dein Tristan wird seinen Körper kennenlernen, seine Kraft, seine Ausdauer … - Kommt einfach nur, dann werden wir sehen. Und du, mein Freund, wirst Frauen begegnen, die es so schön nicht einmal im Himmelreich gibt. Doch dafür brauchst du andere Kleider!«
    Herman hatte gelacht, war aufgestanden und hatte Courvenal dazu aufgefordert, ihm in eine Kemenate zu folgen, in der er seine Hosen, Hemden und Jacken verwahrte. Dort hatte sich Courvenal zum ersten Mal während seines mönchischen Lebens weltlich verkleidet, um den Mordbrüdern der irischen Königin nachzuspionieren und Tristan zu beschützen.
    Nun, Jahre später, hatte er sich an diese Jedermannskleider längst so sehr gewöhnt, dass er die Kutten der Mönche, denen sie auf ihren Reisen begegnet waren, als die eigentliche Verkleidung empfand. Gleichwohl konnte er nicht davon ablassen, sich als Frere Courvenal vorzustellen, wenn ihn jemand nach seinem Namen fragte. Er wurde dann oft erstaunt angesehen und ärgerte sich über sein tumbes Benehmen.
    Als er an jenem späten Nachmittag, an dem die Sonne ihre noch immer glühend heißen Strahlen über die Hochebene von Toledo warf, mit Tristan am mächtigen Tor der Burg des Hermano de Buckingen um Einlass bat, rutschte ihm, nach seinem Namen gefragt, wieder das Frere heraus. Doch er unterbrach sich gleich und sagte nur: »Courvenal von Conoêl und Tristan von Parmenien.«
    Der Wachsoldat sah die beiden Gestalten an, musterte ihre Rösser und die Packtaschen, fragte: »Waffen?«
    »Die jeder hat«, antwortete Courvenal.
    »Keine Lieferung?«
    Courvenal verstand die Frage nicht, nickte nur mit dem Kopf. »Parole?«, wollte der Soldat auf Französisch wissen. »Tempus novum«, sagte Courvenal.
    Daraufhin wurde das Tor geöffnet, und sie ritten auf die Brücke, die sich über den breiten und tiefen Graben zwischen den Mauern streckte. Das zweite Tor wurde wie von Geisterhand aufgezogen, sie ritten hindurch, und zu Courvenals Verwunderung stand dort niemand, der sie empfing. Man schien sie für Händler zu halten, denn ihnen wurde der Weg zum Markt und zu den Schmieden gewiesen. Von dort kamen ihnen schwer beladene Maultiere entgegen, geführt von Männern mit Turbanen und von dunkler Hautfarbe.
    »Ist der Burgherr nicht anwesend?«, hatte Courvenal den ein oder anderen Soldaten gefragt, aber nur unverständliche Antworten erhalten. Erst auf dem Markt, der trotz der fortgeschrittenen Stunde immer noch von so vielen Menschen belebt war, dass man den Einzelnen kaum sah, fand sich schließlich ein Priester, der sich in offensichtlicher Eile befand. Als er jedoch den Namen Courvenal hörte, schien er beinahe zu erschrecken, fiel erst ins Lateinische, redete baskisch weiter, warf die Arme in die Luft und bat ständig »um Vergebung«. Wie sich herausstellte, hätte er längst am Tor auf die Ankömmlinge warten sollen, um ihnen den Weg zu weisen. Don Hermano, so nannte er den Burgherrn, befand sich in Madrid, um dort den Bau zweier Stadt- und Lagerhäuser zu beaufsichtigen. Für die lang erwarteten und durch den Knecht schon angekündigten Gäste sei alles vorbereitet. Und wieder bat der Priester, der Cornelius hieß, um Vergebung.
    »Von unserem Knecht sprichst du?«, fragte Courvenal vom Pferd herab. »Meinst du Thomas, diesen faulen Nichtsnutz? Den mit dem Hund?«
    »Gewiss doch, Eure Eminenz!«
    »Eminenz?« Courvenal arretierte sein Pferd. »Warum sagst du Eminenz zu mir? Siehst du nicht, wen du vor dir hast, einen einfachen Reiter?«
    »Gewiss doch, Eure Eminenz«, sagte Cornelius, senkte die Stimme und trat dichter an Courvenals Pferd heran. »Don Hermano hat mich unterrichtet, dass Ihr im Kostüm kommen werdet. Aber es ist eine große Ehre für mich, den Bischof von Parmenien begrüßen zu dürfen, auch wenn ich mich ein wenig verspätet habe, ich bitte um Vergebung!«
    »Genug davon!« Courvenal musste in sich hineinlächeln. Es sah seinem Freund Herman ähnlich, dass er den Leuten hier ein Märchen erzählt und ihn zum Bischof von Parmenien erhoben hatte. Niemand konnte wissen, was Parmenien sein sollte oder wo es

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