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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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redselig. »Kennt Ihr Parmenien? Ein kleines Fürstentum an der Küste gegenüber von Britannien. Da herrscht ein Ritter, der heißt Riwalin. Doch das wissen wir nicht genau. Man sagt, er sei nicht mehr dort. Deshalb sind wir weitergezogen, immer weiter nach Süden. Und vor vielen Monden - wie viele genau?«, wandte er sich an Hoggard, redete aber gleich weiter: »… trafen wir auf zwei Knechte aus Erui - Ihr wisst sicher, wo Erui liegt, oder? -, die waren der Sklaverei entflohen und suchten auch jemanden aus Parmenien, einen Jungen, der heißt Drystan. Habt Ihr von dem schon mal gehört?«
    Thomas stockte der Atem. Es schien ihm, als wäre es merkwürdig still um ihn herum, obwohl doch überall Pferde scharrten und beladen wurden. Die Tiere waren abgemagert, auf dem Platz, auf dem sie zusammengepfercht standen, häufte sich der Unrat, die Kleider der Knechte starrten vor Dreck, alles um ihn herum stank. Die Sonne kroch über den Bergen hervor und begann, auf seinem Gesicht zu brennen, von dem er sich den Schorf kratzte. Noch zweihundert Meilen, dachte er, muss ich überstehen, dann lass ich mir die Pferde, die der Signore mir versprochen hat, in Münzen auszahlen! In Silber und Gold!
    Einen Moment lang hing Thomas diesem Traum nach, als wäre er gerade erst aufgewacht. Die beiden Britannier standen immer noch vor ihm wie zwei Bettler und starrten ihn an mit ihren scheckigen Mützen auf dem Kopf. Hinter ihnen begannen die Reiter die Leute zu gruppieren und die Packpferde in eine Reihe zu bringen. Da durchflog Thomas’ Kopf der Name Tristan.
    »Ihr sucht eine Blancheflur?«, fragte er vorsichtig die Britannier.
    »Ja, Herr, aus Cornwall«, sagte Pint sofort. »Sollt ihr sie fangen?«
    »Nur melden, wo sie sich aufhält.«
    »Wie sieht sie aus?«
    »Das wissen wir nicht. Es gibt noch keine Münze von ihr.« Pint lachte kurz, Hoggard fiel in das Lachen ein.
    »Gelbe Haare soll sie haben«, setzte Pint hinzu. »Welches Alter?«
    »Welches Alter! - Hoggard, welches Alter? - Jedenfalls älter wie wir.«
    »Und der Junge?«
    »Ein Jüngling vielleicht. Ein Mönch soll ihn begleiten.«
    Thomas schwieg und dachte nach. »Ich kann euch vielleicht helfen«, sagte er.
    Pint und Hoggard traten gleich einen Schritt näher an ihn heran, Thomas wich um den Schritt zurück. »Was bekomme ich dafür?«, wollte er wissen. Seine Augen verengten sich.
    Zwischen Pint und Hoggard entstand Ratlosigkeit. Was sollten sie dem Germanen geben? Was war, wenn er sie an der Nase herumführte, wie sie es schon einige Male erlebt hatten?
    »Wir können dir nichts geben, Herr. Wir haben nichts. Sieh uns doch an!«
    »Aber wenn ich euch sage, wo diese Blancheflur jetzt ist und auch dieser Drystan - was bekomme ich von euch?«
    »König Marke wird dich belohnen, Herr.«
    »Womit?«
    »Gold.«
    Da war es wieder, dieses Wort, das er in den letzten zwei Jahren so oft gehört hatte. Er dachte an die goldene Kugel Tristans. Er hatte sie immer nur als ein Spielzeug des Jungen angesehen. Nun allerdings, mit dem Wort, das in ihr steckte, bekam sie eine andere Bedeutung, weil er auch schon oft gehört hatte, dass Könige mit Gold bezahlten, was sie anderen schuldig waren. Noch nie hatte Thomas eine Goldmünze gesehen, nie würde er ihren Wert einschätzen können, weil er auch gar nicht wusste, was Gold eigentlich war und woher es kam. Eisen und Kupfer, das weiche Silber - damit konnte er etwas anfangen.
    »Wie viel Gold?«, fragte er die Britannier.
    Pint und Hoggard sahen sich erschrocken an. Da schloss der Reiter Martin zu ihnen auf und befahl, dass die Packpferde aufgestellt werden müssten. »Schon ausgeführt!«, sagte Thomas - und »Gold« dachte er.
    Martin machte kehrt, rief einen Befehl, und Thomas winkte Pint zu sich heran. Als der Britannier sich ihm näherte, beugte Thomas seinen Kopf nach unten und zur Seite, um zu zeigen, wie angewidert er war von dem Gestank, den der Knecht verströmte. Fast flüsternd sagte er: »Ich kenne eure Blancheflur und euren Drystan, ich sage dir, wo sie sind, wo sie sein werden und wo ihr sie findet. Doch dafür will ich etwas haben!«
    Pint bekam einen roten Kopf, als er das hörte. Es klang überzeugend, zumindest ernsthafter als alles, was er an Beteuerungen bislang gehört hatte. »Was willst du haben?«, flüsterte er zurück.
    »Gold!«
    Pint erschrak, als er dieses Wort hörte. Es war dasselbe Wort in seiner wie in der Sprache des Germanen, der es aber nochmals auf Lateinisch wiederholte, nur noch leiser:

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