Tristan
ähnlichen Mützen hatten sich Pint und Hoggard sofort mit Dorran zusammengetan. Außerdem war er des Britannischen mächtig und hatte in seinem Lederbeutel Honigmandelwein dabei. Sie tranken und waren gesprächig geworden. Als die Namen Marke, Drystan und Parmenien fielen, ahnte Dorran, welche Quelle er gefunden hatte. Wie aus heiterem Himmel, so schien es Pint, hatte auch ihr neuer Freund Dorran das Bedürfnis, in seine Heimat zurückzukehren. Die Gelegenheit war günstig. Da standen noch einige unbepackte Pferde, die Reiter Don Silvios waren beschäftigt, die Nacht brach herein und machte alle gleich, und der Irländer verfügte über Münzen - Pint und Hoggard wären frei von allen Ansprüchen des germanischen Thomas-Knechts, wie sie ihn nannten.
Es gab also keinen langen Disput, die drei stahlen sich mit den Pferden einfach davon. Sie folgten mehr vorwärtstastend als sehend einem Weg und führten die Gäule einen Hügel hinauf, hinter dem ein Kiefernwald begann und dichtes Gebüsch wuchs. Da es schon tief in der Nacht war, konnten sie sicher sein, dass ihnen niemand folgte. Dorran hatte Zündstein und Zunder bei sich, ein Feuer wurde entfacht, ein Lager bereitet, und über dem Feuer hing sogar ein Topf mit Bohnen.
Pint und Hoggard schlugen sich den Bauch voll und tranken Wein, als wäre es Wasser. Dorran hielt mit, setzte den Becher immer wieder an den Mund, nippte aber nur vom Rand und brachte wie nebenbei Pint dazu, ihm alles zu erzählen, was er von dem germanischen Knecht über Blancheflur, Tristan und seinen Erzieher erfahren hatte.
»Und was führen sie bei sich im Gepäck?«, fragte er nach einem Rülpser, den Hoggard lachend und sich auf die Schenkel schlagend übertönte.
»Woher soll ich das wissen?«, lallte Pint und schielte nach der Pferdedecke beim Gebüsch. »War ich denn dabei? - Was hast du denn in deinem Gepäck?«, fuhr er Dorran an, schlug Hoggard auf die Schulter, verlor das Gleichgewicht und kippte zur Seite. Hoggard wurde übel. »Ich leg mich lang!«, brabbelte er und kroch vom Feuer weg. »Ich hab auch genug«, ließ Pint hören. Er bereitete sich kein Lager, sondern kippte einfach um und blieb mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken liegen. Die rechte Hand geriet dabei nah an das zu einem Haufen Glut zusammengesunkene Feuer, er spürte auch, dass ihm die Finger warm wurden, empfand aber trotz der Hitze keine Schmerzen, schlug noch einmal die Augen auf und sah in den Himmel, entdeckte einige Sterne, die zwischen Wolkenlöchern verschwommen in der Schwärze des Firmaments leuchteten. Dann fiel sein Kopf zur Seite, und von einem auf den anderen Augenblick begann er zu schnarchen.
Dorran stand auf und ging zu seinem Pferd. Seine Beine waren schwer, doch sein Kopf war klar. Von den beiden Britanniern hatte er nichts mehr zu erwarten, kein neues Wort aus ihrem Munde würde ihm noch weiterhelfen. »Ihr habt mir alles gesagt, ihr Dummköpfe«, murmelte er und zog aus dem Schaft am Sattel sein Schwert. Das glimmende Feuer erhellte nur noch die allernächste Umgebung: Schon ein paar Schritt entfernt, wo das Gebüsch anfing, verlor sich alles in Dunkelheit. Der schnarchende Pint war noch gut zu erkennen. Dorran konnte also die Schwertspitze recht genau auf die Stelle der Brust setzen, unter der das Herz schlug. Als er den Druck auf seinen Rippen verspürte, schlug Pints Hand noch einmal in diese Richtung, wie um eine Fliege zu verscheuchen. Da stieß Dorran schon das Schwert in das Fleisch hinein - direkt ins Herz, Pint stöhnte auf, ein wässrig klingendes »Och!« entfuhr seinem Mund, und er blieb so am Boden, wie er zuvor dagelegen hatte.
Dorran zog das Schwert aus dem Körper und wandte sich um zu dem Lagerplatz, den sich Hoggard eingerichtet hatte. Es war kaum noch etwas zu sehen, als er sich ihm näherte. Als er mit dem Fuß gegen etwas stieß, schlug er mit dem Schwert darauf und stocherte mit der Schwertspitze darin herum, merkte aber, dass es Kleider waren oder Tuch und dazwischen Erde und Steine. Nun begann er, wie wild auf den Boden einzudreschen. Was er traf, war hart oder felsig, oder es waren die Äste von Büschen und niedrigen Kiefern. Wütend ging er zur Feuerstelle zurück, legte einen dürren Ast in die Glut und wartete, bis das Holz reichlich Feuer gefangen hatte. Mit einer Fackel in der Linken und dem angehobenen Schwert in der Rechten eilte er zu Hoggards Lager zurück und sah, dass dort kein Mensch lag, sondern nur ein von den Schwerthieben zertrennter Sack, aus dem
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