Tristan
lang hatte er geschlafen, irgendwo in irgendeinem Stall. Dann hatte er gegessen, irgendetwas, und wollte trinken. Er sah den roten Wein in seinem Becher, rannte nach draußen, erbrach sich über der Rinne, in der der Dreck der Bewohner von Corenio schwamm, und sah das Bild von Signore Don Silvio vor sich, wie er das Blut aus der Kehle Asperios getrunken hatte. Asperio, dachte Thomas, hieß der Knecht wirklich so mit Namen? Woher stammte er? Aus Galizien? - Thomas’ Erinnerung schwächte sich ab, er starrte vor sich hin. - Wie nannten sie den Ort, in dem sie waren? - Er kroch zurück auf sein Lager und schlief wieder ein.
Martin, der Reiter, weckte ihn, indem er ihm gegen sein Bein trat. »Steh auf!«, schnauzte er ihn an. »Es geht weiter. Bis Venecia sind es nur noch zweihundert Meilen, das wirst du wohl schaffen! Oder willst du auf dein salario verzichten? Der Herr hat zwei neue Knechte verpflichtet, zwei Burschen aus Britannien. Denen zeigst du, was sie tun sollen.«
Martins Stimme vermischte sich mit Befehlen, die hinter einer Bretterwand gegeben wurden. Das Wiehern der Pferde war zu hören, Hunde bellten.
Wenig später versammelte Thomas die Knechte um sich, die dem Trupp geblieben waren. Die beiden neuen wies er in ihre Aufgaben ein. Sie sollten vor allem immer dicht bei ihm bleiben, und er verbot ihnen, auch nur ein einziges Wort über den Transport zu verlieren - wer auch immer sie auf dem Weg fragte, er, Tomasio, sei der einzig Berechtigte, Auskünfte zu geben. Und auch dies wäre nur möglich, wenn er zuvor die Reiter um Erlaubnis gebeten hatte, und diese wiederum könnten eine Weisung erst erteilen, wenn sie mit Signore Don Silvio gesprochen hätten.
»Jetzt sagt mir, wer ihr seid«, fuhr Thomas fort und sah die beiden Knechte an.
»Man nennt mich Pint, und das ist Hoggard«, sagte der Ältere.
»Was hast du da auf dem Kopf, Pint?«, fragte Thomas scharf.
»Eine Mütze.«
»Eine Mütze, Herrl, heißt das. Glaubst du etwa, dass ich nicht erkennen kann, dass du eine Mütze auf dem Kopf hast? Woher hast du sie?« Thomas spürte, wie mit seinen Worten und seiner Aufgabe, die er in dem Trupp zugeteilt bekommen hatte, auch seine Kraft in ihn zurückkehrte. Der lange Schlaf hatte ihm gutgetan. »Woher du deine Mütze hast, will ich wissen!«, schrie er den Mann an, der vor ihm bei den Pferden stand.
»Aus Britannien, Herr«, sagte Pint kleinlaut.
»Und was hast du unter deiner Mütze?«
»Meine Haare, Herr.«
»So so, deine Haare. - Und du, hast du deine Mütze auch aus Britannien?«, wandte sich Thomas an den anderen.
»Ja, Herr, mein König hat sie mir gegeben.«
»Dein König?«
»Ja, Herr.«
»Wie nennt der sich?«
»König Marke, Herr.«
»Marke? Nie gehört! - Warum hat er euch solche Mützen verpasst? Sie sehen aus, als ob ihr bunte Töpfe auf dem Kopf hättet. Von welchem Land ist euer König denn der König?«
»Von Cornwall, Herr«, sagte Pint leise.
»Wie? - Ich verstehe dich nicht!«
»Von Cornwall.«
»So ist es besser! Wenn ihr mit den Pferden geht, müsst ihr schon ein wenig lauter sprechen, um sie anzutreiben. Und wenn wir auf Wege geraten, die an einem Abhang liegen, geht ihr neben ihnen her, greift ihnen in den Kinnriemen und drückt sie gegen den Berg, damit sie nicht abrutschen, ist das klar?«
»Ja, Herr.«
»Und warum seid ihr hier in … Wie war der Name? Wisst ihr noch, wo ihr seid?
»Er heißt…« Hoggard stockte. »Corenio«, sagte Pint und freute sich. »Richtig! - Und wohin wollen wir?«
»Nach Venecia.«
»Auch richtig. Und was wollt ihr dort?«
»Nichts, Herr. Wir wollen nur unseren Sold. Wir wollen zurück nach Britannien.«
»Und warum seid ihr in Italien unterwegs? Gehört ihr etwa zu diesen Kreaturen, die aus ihrer Truppe weggelaufen sind auf dem Weg zum Heiligen Grab?«
»Nein, Herr!« Pint und Hoggard antworteten beinahe gleichzeitig.
»Wir sind im Auftrag unseres Königs unterwegs«, setzte Hoggard hinzu und wirkte dabei ein wenig stolz. »Wir suchen nach einer Frau.«
»Ihr sucht eine Frau? Welcher Mann tut das nicht!« Thomas lachte.
»Es ist die Schwester unseres Königs. Sie heißt Blancheflur.« Hoggard sah Thomas lauernd an und blickte schnell zu Pint, als der Germane abrupt aufhörte zu lachen.
Daraufhin fühlte sich Pint dazu aufgefordert zu sagen: »Sie soll nach Parmenien geflohen sein vor vielen Jahren. Seitdem ist sie verschwunden. Habt Ihr vielleicht von ihr gehört, Herr?«
Thomas schwieg.
Pint witterte seine Chance und wurde
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