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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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»Aureum!«
    »Sag mir erst, was du weißt! - Dann bekommst du etwas, das ich um den Hals trage.«
    Thomas sah auf und entdeckte auf der fleckigen Haut Pints eine dünne Schnur. »Zeig’s mir!«, zischelte er.
    Pint fischte etwas aus dem krustigen Ausschnitt seines Hemdes hervor - es sah aus wie eine Münze - und ließ es gleich wieder verschwinden. »Jetzt sag mir, was du weißt!«
    »Die Königin der Iren sucht Drystan«, sagte Thomas.
    »Das ist er!« Pint war wie vor den Kopf gestoßen. Er blickte sich zu Hoggard um, der keine Ahnung hatte, was da geschah. »Wir haben ihn«, flüsterte ihm Pint zu und wandte sich wieder an Thomas: »Was kannst du uns noch über ihn sagen?«
    »Conoêl«, sagte Thomas, als wäre es ein Zauberwort. »Und Blancheflur?«
    »Gold.«
    »Was?«
    »Ich will das Gold und die Hälfte eurer Belohnung vom König.«
    »Und ich brauche einen Beweis, dass sie es wirklich ist.«
    »Auf Conoêl«, sagte Thomas an Pints Ohr gebeugt, denn der Britannier war um einen Kopf kleiner als er, »gibt es ein Grab, und da liegt ein Königspaar. Der König heißt Riwalin, die Königin aber - was niemand weiß - Blancheflur.« Die Nennung des letzten Namens hatte er hinausgezögert, um Pints Reaktion zu beobachten.
    »Blancheflur? - Du kennst Blancheflur?«
    Thomas schüttelte den Kopf. »Sie ist tot!«
    »Und woher weißt du das?«
    »Erst das Gold!«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Von dem Mönch. Ich habe ihn belauscht.«
    »Von welchem Mönch?«
    »Courvenal.«
    »Der Mönch, den die Eruis in - wie hieß es noch? - getroffen haben?«
    »Ich war dort auch, in Bobbio.«
     
    Übertreibungen ~ 157 ~ Betrug
     
    Es dauerte zwei Tage, zwei lange, beschwerliche Ritte durch eine Gegend, die immer sumpfiger wurde. Sie waren mit dem Trupp vom Rand der Berge geradewegs ins Tal vorgestoßen, immer auf Schleichwegen und alle Gehöfte vermeidend, und Thomas hatte dabei, neben Pint hergehend, dem Mann mit seiner bunten Mütze, die er auch bei größter Hitze auf seinem Kopf behielt, alles erzählt, was er von Tristan und Courvenal, von Blancheflur und Riwalin wusste.
    Hoggard lief währenddessen mit einigen Packpferden voraus und schien von den Gesprächen, die sein Freund mit Thomas, verzögert durch endlos erscheinende sprachliche Missverständnisse, führte, nur wenig mitzubekommen. Mehr als seine Reiter spornte nun Don Silvio seine Knechte an und versprach ihnen höhere Belohnungen, wenn sie endlich in Venecia ankommen würden.
    Thomas, der sich nach all den Strapazen kaum mehr auf den Beinen halten konnte und auf den langen Wegen wie ein Arbeitstier nur noch Fuß vor Fuß setzte, forderte nach jeder Auskunft über Tristan, die er mit schleppender Zunge wie ein Trunkener von sich gab, immer wieder das Gold ein, das er als Gegenleistung von Pint forderte. Der zeigte ihm, um ihn zu beschwichtigen, dann und wann die Münze, die er an der Schnur um seinen Hals trug. Thomas sah etwas schimmern und leuchten, und als wäre er schon durch diesen Anblick des Versprochenen belohnt, berichtete er weiter über die Reise, die er durch das germanische Reich und über die Alpen zurückgelegt hatte, durch Italien bis nach Sizilien und durch die halbe iberische Insel. Wenn es ihm passte, prahlte er mit seinen angeblichen Heldentaten, hatte Räuber und Diebe vertrieben, Wegelagerer erschlagen und ein Dutzend Mal das Leben seiner Herren gerettet. Zur Belohnung hätte er zwei Monde lang auf ihrer letzten Station in einem herrschaftlichen Trakt gewohnt, umgeben von schönen Frauen, die ihn bedienten. Das sei in Toledo g ewesen.
    Von diesem Ort hatte der Britannier noch nie etwas gehört, doch über den Schilderungen der Reise vergaß Pint manchmal seinen Auftrag und hörte Thomas einfach nur zu. Dann wieder war er in Gedanken schon dabei, sich zu überlegen, wie er und Hoggard, den er als seinen Zeugen brauchte, auf schnellstem Weg an König Markes Hof gelangen könnten. Er kannte nur den Weg über das Gebirge zurück nach Norden und den rhin hinauf bis zur Küste. Selbst wenn sie unablässig unterwegs wären, würden sie zwei, drei Monde brauchen. Schnelle Pferde würden die Zeit vielleicht etwas verkürzen. Und womit sollte er sie kaufen? Don Silvios Lohn brauchten sie, um die Bootsfahrten zu begleichen, dafür würde auch seine goldene Münze ausreichen, wenn er sie günstig tauschen könnte. Aber die Münze wollte dieser germanische Knecht mit seinem flusigen Bart. Und woher sollten die Pferde kommen?
    Pint grübelte nun

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