Tristan
alles für ihn. Er benutzte sie auch für die Befriedigung seiner Begierden, vor allem wenn er morgens mit steifem Glied auf seinem Bett erwacht war. Die eine oder andere holte er dann an sich heran und zwang sie, seine Gelüste zu stillen. Ihm war gleichgültig, wer das war, ob Leigh oder Vern, Brigh oder Kirringh - er konnte sie ohnehin nicht voneinander unterscheiden. Sie waren alle rotblond, hatten lange Haare und fraßen ihm das Essen weg, für das er tagsüber unterwegs war und den Zins eintrieb für seinen Fürsten. Er tat seine Pflicht und er machte seine Arbeit gern. Was in seiner Hütte geschah, ging niemanden etwas an.
Die Alte, wie er Elbeth nannte, lauerte ihm auf, wenn er aus seiner Tür trat und warf ihm sogar Steine hinterher. Anfangs hatte er sich darüber gewundert und sie zur Rede gestellt. Da hatte sie den Mund geöffnet, und er hatte in ein schwarzes Loch geblickt, aus dem nur ein Krächzen hervorkam. Vor Entsetzen war er zurückgeschreckt und davongegangen. Später ärgerte es ihn, sich vor einem alten Weib so bloßgestellt zu haben, obwohl ihn doch sonst nichts aus der Fassung brachte. Zum Glück, dachte er, kann sie es niemandem erzählen! Als er am Abend dieses Tages zurückkam, fand er vor seiner Tür Zeichen: vier aufgebrochene Kastanienschalen, in denen je ein Holzstäbchen steckte. Tage später fand er dort auch große Stücke von abgeschabter Baumrinde, in deren Innenseite Figuren eingekerbt waren, die vier Männer zeigten, die sich über Kinder mit langen Haaren beugten. Erst verstand er diese Einritzungen nicht. Warum vier Männer? Bis er spürte, dass jeder dieser Männer er selbst sein sollte. Aus dem Gürtel der Figuren ragte ein langes Glied hervor, während aus den Augen der Kinder Tränen spritzten.
Von diesem Tag an sann Darragh darüber nach, wie er Elbeth beseitigen könnte. Ihren Namen hatte sie selbst nicht sagen können, als sie zur Burg kam, aber ein Stück Pergament war bei ihr gefunden worden, auf dem er geschrieben stand. Die Menschen um sie herum verehrten sie, weil sie Kräuter und Blüten mit Wasser aufbrühte, das heilende Wirkung hatte. Sogar seine eigene Frau war von der Alten gerettet worden, als sie einmal hoch fiebernd auf ihrem Lager schreckliche Verwünschungen gegen Darragh ausstieß. Die Frauen aus den anderen Hütten standen dabei um sie herum, wechselten die feuchten Tücher, um die tödliche Hitze zu drücken, und hatten die Worte gehört: »Er hat so viel Blut an seinen Händen, das lässt sich nicht mehr abwaschen. - Die Töchter haben seinen Samen in ihrem Mund, als gäbe es sonst nichts zu essen. - Er mordet die Söhne der anderen, weil er selbst keinen hat. - Verflucht sei sogar der Regentropfen, der auf ihn fällt!« Endlos lang war die Litanei dieser Klagen und Anschuldigungen. Auch die Alte hörte sie mit an, stand lauernd zwischen den Leuten und blickte ihn an - als sei sie nur dazu da, ihn zu bestrafen.
Das hätte nun mit dieser Sonnenfeier ein Ende! Alles war von Darragh wohl bedacht. Der Knappe, den er beauftragt hatte, war ohne Skrupel und hatte schon oft Menschen getötet, weil es ihm befohlen worden war. Das Säcklein mit den Silbermünzen hatte Darragh ihm bereits gezeigt. Der Sand musste das Stundenglas nur noch einmal durchlaufen, dann konnte die Alte ihr Unwesen im Jenseits treiben.
Darragh freute sich schon auf diesen Augenblick. Er stand neben seinem Fürsten in der Nähe der bronzenen Scheibe, gegen die bald der schwere Hammer schlagen würde, sah die Alte und hinter ihr seinen Knappen. Ihm zuzuwinken, um sich des Auftrags zu vergewissern, wagte er nicht. Aber stand die Sonne erst im Zenit und der Sand hätte aufgehört zu rinnen, wäre schon alles so gut wie geschehen.
Plötzlich schoben sich dichte Wolken vor die Sonne, sodass für die nun folgenden Augenblicke nur noch das Zeitmaß des Glases gelten würde. Dieses Glas, das Morgan vom Überfall auf eine Burg mitgebracht hatte, wurde durch die Verdunklung des Himmels wie zu einem heiligen Gefäß. Warum konnte der Sand nicht rascher durch die schmale Öffnung rinnen, als er es tat? Warum konnte die Sonne an diesem Tag nicht ein bisschen schneller über den Himmel laufen? Warum schafften es die Druiden und Mönche nicht, auf den Himmel einzuwirken, wo sie doch sonst so viel zu bestimmen hatten?
Da stürmte ein Reiter vom Tor heran und verkündete mit großem Geschrei, die Ritter von Parmenien seien gekommen, um ihren Jahreszins abzuliefern. Mehr als fünf Doppelhände hoch
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