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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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bepackter Pferde seien schon im Anmarsch, die Reiter ohne Waffen und deshalb bereits eingelassen worden - und der neue König von Parmenien, Tristan mit Namen, reite allen voran. Gleich träfe er ein!
    Die nahe des Markteingangs Stehenden erblickten schon den chevalier der mit einer lustren Rüstung aufritt, die blitzender nicht hätte sein können. Neben ihm ging ein Mönch wie zum göttlichen Schutz und dahinter ein Knappe, der kein Schwert trug. Nur der Fürst von Parmenien war mit allem ausgerüstet, was ein Ritter tragen durfte. Das Zinsgut schien so sorgfältig in die Satteltaschen und Etuis der Packpferde verbracht, dass es aussah, als würde ein König mit Geschenken und Schmuck zu einem hohen Fest aufreiten.
    Morgan, umstellt von seinen Leuten, verlangte gleichwohl, dass Tristan zuerst von seinem Pferd abstieg. Als Nächstes wollte er wissen, wen er da vor sich habe.
    »Riwalins Sohn!«, sagte Tristan.
    »Riwalin?« Morgan dehnte den Namen. »Hieß er nicht Riwalon? War das nicht jener Fürst, den ich vor ein paar jähren dorthin schickte, wo er hingehört?«
    »Er war mein Vater.«
    »Woher weißt du das?«
    Tristan atmete heftig und fand keine Worte.
    »Das will er«, flüsterte ihm Courvenal zu, »er will dich kleinmachen. Sag ihm, warum du gekommen bist.«
    »Ich bin gekommen«, rief daraufhin Tristan laut in die Menge und ließ seinen Blick über die umstehenden Leute schweifen, »um Fürst Morgan den Zins der Grafschaft Parmenien …« Er stockte.
    »Weiter!«, flüsterte Courvenal.
    Tristan konnte nicht mehr sprechen. Er hatte zwischen den Umstehenden, die ihn alle wie eine Erscheinung anstarrten, eine alte Frau entdeckt, die ihren zahnlosen Mund wie zu einem Schrei weit aufgerissen hatte und ständig mit ihrem Finger erst auf ihren Mund, dann auf Tristan deutete. Tristan konnte den Blick nicht von der Frau lassen. Courvenal stieß ihn mahnend an.
    »Wenn der Sand ausgelaufen ist«, unterbrach Morgan das plötzlich eingetretene Schweigen, »feiern wir hier unser Sonnenfest. Fass dich kurz, wer du auch immer sein magst!«
    Unter Morgans Leuten entstand Gelächter.
    »Zieh jetzt dein Schwert!«, flüsterte Courvenal Tristan zu.
    Da stieß Tristan einen Namen hervor: »Elbeth!«
    Sofort drängte sich Blancheflurs frühere Magd durch die Reihen der Männer und Frauen und sank lautlos vor Tristan auf die Knie. Darraghs Knecht, der sie hätte erschlagen sollen, folgte ihr und versteckte ungeschickt den Knüppel unter seinem Mantel. Darragh selbst ahnte nicht einmal, was da vor sich ging, er sah nur, dass das Weib seine Pläne durcheinanderbrachte, und die Sanduhr entleerte sich immer mehr.
    »Elbeth!«, sagte Tristan noch einmal und beugte sich zu der Frau hinunter. Courvenal folgte ihm in dieser Bewegung, aber nur, um ihm zuzuflüstern, das wäre jetzt nicht der Moment für gute Taten. Gleichzeitig schrie Morgan: »Genug jetzt, Sohn eines Drecksweibs. Oder ist etwa die Alte deine Mutter? Lade deine Packpferde ab und mach dich mit deinen Leuten wieder davon!«
    Da Tristan nicht einmal auf diese Beleidigung reagierte, sondern Elbeths Kopf in seine Hände nahm und ihr Haar streichelte, trat Darragh vor seine Ritter und forderte in scharfem Ton, der Parmenier solle in sein Land zurückkehren, bevor man ihm die Hände abschlage, mit denen er gerade ein dreckiges Weib anfasste.
    »Denn schmutzige Hände …«, fuhr Darragh fort und tat einen weiteren Schritt nach vorn, wusste aber offensichtlich nicht, wie er den Satz zu Ende bringen sollte.
    Da richtete sich Tristan auf. »Ich kenne deine Stimme«, sagte er. »Wir sind uns schon einmal begegnet, als du vor der Zeit der Abgabe auf Conoêl den Zins verlangt hast. Der Marschall war nicht auf der Burg, du wusstest davon, wolltest mit deinen beiden Mannen trotzdem den Tribut einfordern, der dir nicht zustand, um deinen Herrn, den Mörder meines Vaters, zu betrügen. Erinnerst du dich noch daran? Erkennst du mich wieder? Ich bin das Kind, das dir damals die goldene Kugel entgegenhielt. Weißt du das noch?«
    »Was für ein Geschwätz!«, schrie Morgan und trat neben seinen Hauptmann. »Was glaubst du, wer du bist, dass du hier Anklage erhebst.«
    Tristan hatte mit einer einzigen Handbewegung Elbeth dazu gebracht, aufzustehen und hinter ihn zu treten. Gleichzeitig holte er aus seinem Beutel die goldene Kugel Riwalins hervor, streckte sie mit den Worten »Erinnerst du dich noch daran« Darragh entgegen, spürte, wie die Kugel seiner Hand entglitt, wie sie losschnellte,

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