Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
schaffen.
Kaum noch zwanzig Meter, fünfzehn, zehn, knapp über die Dächer.
Zu schnell. Keine Chance mehr, müsste hochziehen.
Da, die Wiese.
Immer noch zu schnell. Die Räder knallten auf, die Rumpler sprang und raste über einen Weg, drei Spaziergänger flohen in die Büsche.
Büsche! Lenk sie in die Büsche.
Die Rumpler drehte sich und verfing sich mit der linken Tragfläche im Gesträuch, ich wurde nach vorne geschleudert, schlug mit der Stirn aufs Lenkrad.
Dann stand sie.
Ich blieb benommen sitzen und ließ den Motor ersterben.
Unten.
Lebend.
Oh! Death, where is thy sting-a-ling-a-ling?
Oh! Grave, thy victory?
The Bells of Hell go ting-a-ling-a-ling
For you but not for me.
Ich verstand jetzt diejenigen, die das sangen.
52. FRITZ, DER RETTER
Donnerwetter!
Mang de Bretter
sitzt‘n Kater,
macht Theater!
Berliner Spruch
F alko war um die Mittagszeit überraschend in Charlies Werkstatt aufgetaucht und hatte Fritz angeboten, ihn zur Sammelstelle der Rallyefahrer zu begleiten.
»Bist du mir böse? Ich meine, wegen Nelly?«
»Muss ick dir böse sein?«
Fritz räumte ein paar Werkzeuge in eine Lade. Viel zu tun hatte er heute nicht, Charlie hatte alle Termine abgesagt, sodass er nur Tankdienst machen musste.
»Na, sie ist schon eine Patente. Aber du machst ihr nach.«
»Ick hab noch nie ’ne Freundin jehabt, Falko. In Berlin wollt mich keene. Da war ick ’n Nebbich. Kaum wat zu fressen, keene Penunse und olle Klamotten an.«
Falko fuhr sich durch die Haare.
»Wusste ich nicht. Ging es dir so dreckig?«
»Mehr als. Und ständich Prüjel. Hier isset jut. Hier hab ick richtije Arbeet und Essen und Molle. Und Trinkjeld jibt et ooch.«
»Ein gemachter Mann. Okay, Fritz, ich halt mich zurück bei Fräulein Kuntze. Hey, was knattert denn da so?«
Sie drehten sich zur Tür, eilten nach draußen und sahen den Doppeldecker kaum eine Handbreit über sich fliegen.
»Der hat Probleme!«, rief Falko. »Pass auf, das gibt ’ne Bruchlandung.«
Und schon saß er auf seinem Motorrad und startete.
Fritz sprang auf den Sozius und musste sich heftig an Falkos Taille festhalten, um nicht abgeworfen zu werden. Das Flugzeug war direkt vor ihnen, und er schrie seinem Freund ins Ohr: »Innen Park! Da vorne rechts.«
Und während sie die Straße hinunterrasten, kam die Maschine auch schon auf der Wiese auf, sprang noch ein paarmal hoch, fuhr dann in die Büsche und erstarb.
Falko raste ebenfalls über die Wiese und kam gleich darauf neben dem Flugzeug zu stehen. Fritz stieg ab und näherte sich dem Cockpit. Er hatte Angst, einen blutüberströmten Verletzten darin zu finden, aber trotzdem ging er weiter und kletterte todesmutig auf die Tragfläche, um in die Kabine zu schauen.
Der Pilot hielt noch immer das Steuerrad umklammert, aber Blut war nicht zu sehen. Fritz klopfte an die Scheibe.
Langsam drehte sich der lederbehelmte Kopf zu ihm.
Er lebte.
Und jetzt löste er auch die Kabinenverkleidung.
»Steijen Se aus. Ick helf Ihnen«, sagte Fritz.
Mühsam wie ein alter Mann kletterte der Pilot aus der Maschine und lehnte sich mit zitternden Beinen an den Rumpf. Mit ebenso zitternden Fingern löste er die Brille und nahm den Helm ab. Halblange, braune Haare kamen darunter zum Vorschein, und Fritz verschlug es den Atem.
»Jroßer Jott. Ihnen kenn ick doch«, entfuhr es ihm.
Braune Augen, noch von Angst geweitet, sahen ihn an. Dann schimmerte auch in ihnen Erkenntnis auf.
»Der Taschendieb vom Tiergarten. Die Welt ist klein.«
»Mann«, sagte Falko hinter ihm. »Sie sind ja eine Dame.«
»Ja, irgendwie schon. Emmalou Schneider.«
»Falko Quandt und Fritz Papke. Können wir Ihnen helfen?«
»Ich weiß nicht. Ich bin ein bisschen durcheinander. Das … das Höhenruder hat versagt.«
»Die werden gleich die Gendarmen rufen«, meinte Falko und wies auf die Leute, die sie aus einiger Entfernung anstarrten. »Das hier ist nämlich der Klosterbergegarten. Da ist Landen nicht gestattet.«
»Ich hätte auch eine andere Stelle vorgezogen, meine Herren.«
»Ick frach Charlie, ob er den Fliejer inne Werkstatt schleppen kann. Charlie is mein Chef, und er kennt sich mit allen Maschinen aus.«
»Das wäre wohl sehr hilfreich.«
»Da, fahr zur Werkstatt, Fritz. Ich helfe der Dame, den Flieger zu sichern.«
Fritz schwang sich auf das Motorrad und tuckerte davon. Charlie hatte ebenfalls die Bruchlandung beobachtet und nickte, als er ihm vorschlug, das Flugzeug aus dem Park zu schleppen.
»Fahr zu Hegmann,
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