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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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fressen.«
    Als ich mit dem Essen fertig war, kam der Werkstattbesitzer zurück und berichtete, dass die Rumpler bei ihm im Hof stand.
    »Der Propeller ist hin, die Bespannung des linken Flügels hat gelitten, das Fahrgestell hat sich verzogen. Den Motor muss ich noch überprüfen.«
    »Das Höhenruder ist ausgefallen, Herr Wondracek.«
    »Charlie. Nicht so förmlich, Fräuleinchen.«
    Fräuleinchen? Ich wollte etwas dazu sagen, aber Minnas hochgezogene Braue hinderte mich daran. Also gut, Fräuleinchen.
    »Ich würde mir die Steuerung gerne mal ansehen. Als ich heute Vormittag den Check gemacht habe, schien mir noch alles in Ordnung zu sein.«
    »Dann kommen Sie mal mit.«
    Das arme Ding stand wie ein gerupftes Huhn zwischen einigen Fahrzeugen, und ich ging sofort zu seinen Schwanzflossen. Die Ruder wurden mit starken Seilzügen bedient, die in Ösen an den Klappen befestigt waren. Direkt an der Öse des rechten Höhenruders war das dünne Stahlseil gerissen, das zum Cockpit führte. Auf der linken Seite war das gespleißte Seil ebenfalls gerissen, jedoch dort, wo es in den Rumpf führte.
    »Das ist kein Zufall, Fräuleinchen.« Charlie rieb Zeigefinger und Daumen zusammen, die von schwarzem Öl verschmiert waren.
    »Nein, das ist gewollt.«
    »Angesägt und mit rußigem Öl verschmiert. Sieht man nicht gleich.«
    »Es sollte so lange halten, bis ich in der Luft war.«
    »Jemand will Sie tot sehen.«
    Es klang so endgültig aus Charlies Mund, dass ich schlucken musste.
    »Ganz offensichtlich.«
    »Wissen Sie, wer das sein könnte?«
    Ich strich mit der Hand über die Verkleidung des Rumpfes.
    »Gestern Abend habe ich einen Mann ausgesprochen stark verärgert. Aber … einen Mordanschlag?«
    »Wie sehr verärgert?«
    »Ich habe ein Interview mit ihm geführt und ein paar hässliche Vermutungen angestellt. Vermutlich auch seine Männlichkeit beleidigt.«
    »Vermutungen, die ins Schwarze trafen?«
    Das wäre wohl fatal. Dann hatte er tatsächlich auf illegale Weise sein Geld erworben und fürchtete nun, dass ich ihn bloßstellen würde. Charlie konnte mir nicht helfen, ich brauchte die Zeugen vom Abend zuvor. Und die würden erst in den nächsten Stunden eintreffen. Und ich brauchte Hilfe. Mac, Hans, die Fitzgeralds, ChiChi und ChouChou. Am besten auch Donny Dorsch und die Waldgrubers. Vielleicht sogar den Oberst, der bei dem Gespräch dabei gewesen war.
    »Ich muss zum Sammelplatz.«
    »Fräuleinchen, ruhen Sie sich erst mal aus. Haben Sie eine Unterkunft?«
    »Ein Zimmer im Central-Hotel am Bahnhof.«
    »Das ist nicht weit. Minna wird Sie hinbegleiten. Und von dort ist es ein Katzensprung zum Theater, wo sich die Autos einfinden werden.«
    Es war sehr nett von Minna, dass sie mit dem Koffer neben mir herging. Zwar war der Weg zum Hotel wirklich nicht weit, aber die Schlepperei war lästig. Das Central-Hotel war nicht ganz so vornehm wie das Dom-Hotel in Köln, aber natürlich weit komfortabler als das Lager Staumühle. Ich hatte das Zimmer diesmal für mich alleine, da Geraldine nun im Krankenhaus lag, und gestand mir ehrlich ein, dass ich diesen Luxus genoss. Es war erst drei Uhr, und bis die ersten Wagen eintreffen würden, blieben noch mindestens zwei Stunden. Ich gönnte mir ein langes, heißes Bad, in dem sich nicht nur meine angespannten Muskeln lösten, sondern das mich auch in eine seltsam schwebende Stimmung versetzte.
    Etwas war zu Ende gegangen. Auf dramatische Weise. Dem Tod war ich gerade so eben von der Schippe gesprungen – ting-a-ling-a-ling! Aber das, was dazu geführt hatte, lag in der Vergangenheit und wollte jetzt an den Tag kommen.
    Was hatte Titus seiner Schwester geschrieben? Unterlagen, die ihm in die Hände gefallen waren und außergewöhnlich schmierige Geschäfte bezeugten. Und mit denen sie ein Kapital besäße, um einen neuen Anfang zu wagen.
    Ob Titus damit gemeint hatte, dass Geraldine oder ihre Eltern mit diesem Wissen jemanden in der Hand hatten, der ihnen helfen würde? Narr! Wer schmutzige Geschäfte machte, half niemandem, den man mit dem Wissen darüber in die Enge trieb. Man könnte sich für das eigene Schweigen bezahlen lassen und sich damit auf das gleiche Niveau begeben. Oder man konnte ihn anzeigen – und nichts davon haben, als das Gefühl der Rechtschaffenheit.
    Ja, das war es vermutlich, worauf er abzielte. Er selbst war unehrenhaft aus diesem Leben geschieden, seine – besser die Ehre der Familie – konnte mit der Aufdeckung einer Straftat vielleicht

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