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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Schönes zu denken. Das half kurzfristig, sie verschwanden dann für eine Weile – und tauchten in den Träumen wieder auf mit ihren hässlichen Fratzen. Will – Mac – hatte bestimmt auch mit solchen Träumen zu kämpfen, und Hans … Er war nicht mehr der, den ich einst kannte. Wir alle fühlten einen Totentanz in uns. Wir lenkten uns mit Arbeit ab, mit hektischen Vergnügungen, dem Rausch der Gefahr … Skandalen, Triumphen, Morden. Das Leben war kurz. Ob morgen das Geld noch etwas wert sein würde, musste man sich fragen, ob Liebe von Dauer war, Vertrauen wachsen konnte, ebenfalls. Die Welt war für uns alle so unsicher geworden.
    Sicherheit, ein Heim, Freunde und Geborgenheit – auf einmal wurde mir klar, dass ich all das früher so selbstverständlich hingenommen hatte. Und als die Welt zusammenbrach, hatte ich mich nicht bemüht, diese Dinge zu retten, sondern war vor lauter Angst, dass ich sie nie wiederfinden würde, davongelaufen.
    Hier glitt ich nun über Felder, Dörfer und Städte, unberührt von der dort herrschenden irdischen Mühsal. Und doch war es nur ein flüchtiges Entkommen. Die Schwerkraft war unerbittlich, sie zwang mich früher oder später zur Landung.
    Braunschweig lag unter mir. Noch eine knappe Dreiviertelstunde, und ich würde in Magdeburg eintreffen. Früher Nachmittag, Zeit genug, um mir im Hotel ein Mittagessen zu bestellen, ein heißes Bad zu nehmen, ein wenig durch die Stadt zu schlendern. Einen Bericht würde ich nicht mehr schreiben. Worüber auch? Meine Karriere als Reporterin war zu Ende. Morgen würde ich Henning die Rumpler zurückbringen, Kassensturz machen und nach dem letzten Rennen meine Koffer packen, um Berlin zu verlassen.
    Dann würde man weitersehen.
    Der Wind war etwas aufgefrischt, und ich musste das Flugzeug leicht trimmen. Ich hatte gerade die Nase ein Stückchen hochgezogen, als es einen kleinen Knall gab. Und ein Ruck ging durch den Flugzeugkörper, die Rumpler drehte nach rechts ab und sank. Instinktiv fing ich die Bewegung ab. Noch ein Ruck. Wieder musste ich abfangen. Alarmiert prüfte ich die Anzeigen und dann die Ruder. Die Seitenruder reagierten wie üblich. Das Höhenruder nicht.
    Leise Panik wollte in mir aufsteigen.
    Ruhig bleiben, hatte Henning gesagt. Immer ruhig bleiben und besonnen handeln, wenn noch Zeit ist.
    Zeit hatte ich noch. Ich versuchte allerlei Manöver, um die Höhenruder doch wieder zu betätigen, aber offenbar war der Seilzug gerissen. Warum ich den Defekt beim Check vor dem Start nicht bemerkt hatte, darüber konnte ich später nachdenken. Jetzt galt es, den Vogel auf irgendeine Weise sicher nach unten zu bringen. Noch hielt er die Höhe, aber die Landung musste ich nun tatsächlich der Schwerkraft überlassen.
    Natürlich konnte ich auf jedem einigermaßen ebenen Acker landen, aber besser war es, mein Zielflugfeld zu erreichen. Das lag etwas außerhalb von Magdeburg auf dem Cracauer Anger. Es würde knifflig werden, den genau anzufliegen. Ein kontrollierter Sinkflug wurde jetzt sehr schwierig und war nur noch über die Motorleistung möglich. Kreisen, dabei langsam absteigen. Allerdings musste ich Höhe und Entfernung richtig einschätzen. Als Magdeburg in Sicht kam, begann ich, in eine weite Kurve zu gehen. Den Höhenmesser behielt ich angestrengt im Blick, versuchte gleichzeitig, mich zu orientieren und das Flugfeld ausfindig zu machen. Verflixt, ich war noch nie in Magdeburg gewesen. Es gab einige große Grünflächen da unten, einen Fluss und einige Seen. Es gab aber leider auch eine Menge Häuser. Die erste Runde hatte ich vollzogen und war auf tausend Fuß gesunken. Dreihundert Meter, noch immer viel zu hoch. Meine Hände waren inzwischen nass, und der Schweiß lief mir den Rücken hinunter. Eine engere Kurve. Da, das musste der Cracauer Anger sein – ein Feld, ein paar Baracken, einige Leute, die dort herumliefen. Zu hoch, falscher Winkel.
    Mein Magen war nur noch eine harte Kugel. Was hatte mich nur getrieben, diese bescheuerte Aufgabe zu übernehmen? Ich wollte nicht in den Trümmern der Rumpler enden.
    Ich sank weiter, Kehre über der Stadt, ein Ausweichfeld suchen. Über den Fluss. Sollte ich es auf dem Wasser probieren? Ich kam weiter nach unten, versuchte über die Geschwindigkeit das Sinken zu verhindern. Die Dächer kamen näher. Gegen den Wind, Emma, gegen den Wind! Noch eine halbe Runde, dann gerader Anflug. Erleichtert sah ich die Grünfläche hinter den Häusern auftauchen. Ich würde es in diesem Park

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