Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
gedacht, als ich die letzte Ausgabe des Bunten Blatts durchgesehen habe. Da war mein Artikel schon nicht mehr drin, sondern ein dümmliches Gewäsch über die kluge Hausfrau. Und die Sekretärin hat auch mit einem sehr seltsamen Benehmen meinen Artikel über die Rallye aufgenommen. Jürgen hatte vorher ja schon wie üblich gestänkert, aber dass er dann die ganze Sache hintertrieben hat, hätte ich eigentlich nicht erwartet.«
»Und jetzt?«
»Werde ich am Montag eine Szene machen und mit großer Geste kündigen. Anschließend fahre ich nach Godesberg zurück. Ich bin pleite und arbeitslos. Ich hoffe, dass ich zu Hause einen neuen Anfang machen kann.«
»Du siehst es sehr gefasst.«
»Tränen, Berte, habe ich genug vergossen. Und mit einigen Dingen habe ich abgeschlossen. Man hat mich belogen, hintergangen, fortgeekelt. Aber ich habe es mir gefallen lassen. Damit ist jetzt Schluss.«
Ich hob mein Glas Sherry, und Berte tat es mir gleich.
»Dann viel Glück, Emmalou.«
»Kann ich brauchen.«
Wir nippten an unseren Gläsern, dann fragte ich: »Und was machst du jetzt?«
»Der Roland von Berlin hat das Vergnügen, mich als freie Redakteurin zu beschäftigen.«
»Auf die Idee hätten sie schon früher kommen können.«
Das Magazin war bekannt für seine gesellschaftskritischen Artikel.
»Es war ein notwendiger Schritt. Und nebenbei arbeite ich an einem … naja, an einem Roman. Eine goldene Nase verdiene ich mir nicht damit, aber ich habe noch Reserven. Und, ehrlich, Emmalou, die persönliche Zufriedenheit ist mir inzwischen weit mehr wert als eine Festanstellung und den täglichen Kampf mit den engstirnigen Stoffeln, die ihre Leser für blöder halten, als sie sind.«
»Du wirst deinen Weg schon machen. Ich weiß noch nicht, ob ich weiter journalistisch tätig sein werde. Ein besonders gutes Zeugnis wird Koch mir nicht ausstellen …«
»Doch, das wird er. Immerhin will er dich auf leise Art loswerden. Und möchte sicher nicht, dass sein und Jürgens mieser Trick publik wird. Presse, Emmalou, hat Macht.«
Ich dachte an mein fingiertes Interview mit Thalheimer. Ja, die Drohung, mit seinen Verfehlungen an die Öffentlichkeit zu gehen, versetzte den einen oder anderen in namenlose Angst.
Ich nahm noch ein Cremeschnittchen. Manchmal brauchte man solche Nervennahrung.
Ein Kellner führte eine Dame in einem blassblauen Kleid an unserem Tisch vorbei, und die hielt plötzlich in ihrem Gang inne.
»Fräulein Emmalou Schneider!«, sagte sie überrascht.
Ich fuhr von meinem Stuhl hoch.
»Frau Heinemann. So trifft man sich wieder!«
Sie reichte mir die Hand.
»Ich freue mich sehr, Sie hier zu treffen, Emmalou. Wohnen Sie im Hotel?«
»Nein, ich bin hier nur mit Frau Jordan verabredet und später mit einigen Teilnehmern der Rallye. Berte Jordan ist Redakteurin beim Roland von Berlin, wir waren früher Kolleginnen beim Bunten Blatt .«
Berte, viel mehr Dame als ich, nickte Frau Heinemann lächelnd zu.
»Sind Sie verabredet, oder möchten Sie uns beim Tee Gesellschaft leisten, gnädige Frau?«, erlaubte ich mir zu fragen.
»Ich möchte nicht stören …«
»Bitte nehmen Sie doch Platz.« Berte winkte dem Kellner und bat um ein weiteres Gedeck und frischen Tee.
»Ich habe Fräulein Emmalou im Kölner Dom-Hotel kennen und schätzen gelernt«, meinte Frau Heinemann zu Berte und ließ sich mir gegenüber nieder. »Dort war ich nach einer höllischen Anreise gestrandet, und der Mensch an der Rezeption wollte eine Landstreicherin wie mich auf die Straße setzen. Emmalou hat ihn sehr beherzt in seine Schranken gewiesen.«
»Hier, so hoffe ich, war der Empfang weit höflicher.«
»Oh ja, meine Liebe. Und ich bin tatsächlich froh, dass ich Sie wiedertreffe. Ich hatte darauf gehofft, denn in der Zwischenzeit … Nun, dazu später. Wo sind Sie untergebracht?«
»Noch gar nicht, Frau Heinemann. Ich werde mir heute Abend eine Unterkunft suchen.«
»Du kannst bei mir wohnen, Emma. Das ist kein Problem.«
»Danke, Berte. Aber …«
»Warum nicht hier? Soweit ich weiß, ist man nicht ausgebucht.«
Mir gelang ein schiefes Lächeln.
»Ich fürchte, das Adlon übersteigt meine Mittel, Frau Heinemann.«
»Emmalou hat einige Nackenschläge zu verkraften, an denen sie keine Schuld trägt«, erklärte Berte leise.
»Nun, dann ist es kein Problem. Sie gestatten, Emmalou, dass ich mich hier um ein geeignetes Zimmer für Sie kümmere.«
»Das ist doch nicht …«
»Ich glaube, Emmalou, du solltest diese freundliche
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