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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bittere Reise, Emmalou. Die Überfahrt verlief zwar angenehm, doch schon in Hamburg begannen die Schwierigkeiten, aus denen Sie mich in Köln dann gerettet haben. Danach machte ich mich auf die Suche nach meiner Familie.«
    »Hatten Sie denn noch Kontakt mit Ihren Eltern?«
    »Nein, lange Zeit nicht. Erst nach dem Kriegsende haben wir eine Detektei beauftragt, nach ihnen und meinen Geschwistern zu suchen. Meine Eltern sind schon vor dem Jahrhundertwechsel gestorben, meine Schwester kurz nach ihnen, mein jüngerer Bruder fiel im ersten Kriegsjahr. Aber die Familie Velten existierte noch.«
    Frau Heinemann sah versonnen zwei jungen Mädchen nach, die in ihren kurzen Kleidchen auf zwei wartende Herren zustakselten.
    »Ja, die Familie Velten, so erfuhr ich in Köln, lebt noch immer im Havelland. Daher fuhr ich nach Berlin, und von hier zu dem Gut der Familie. Ich wurde nicht freundlich empfangen, Emmalou. Carl von Velten, der Kindsvater, war schon seit Jahren verstorben, doch seinem – und meinem – Sohn hat die Mutter eingeredet, dass ich die Schlampe gewesen sei, die ihren Mann verführt hatte. Trotzdem habe man den Bastard an Sohnesstatt angenommen. Carl Johann von Velten ist ein grobschlächtiger Kerl, seinem Erzeuger weit ähnlicher als mir, und, Emmalou, die Stimme des Blutes schwieg. Abgrundtief.«
    »Bitter.«
    »Nein. Meine Bitterkeit ist lange vergangen. Aber mein Mann und ich wollten Gerechtigkeit. Und Harry hatte mir immer zugeredet, dass auch mein verlorener Sohn an unserem Erbe teilhaben sollte. So er mit gewissen Bedingungen einverstanden ist. Er war es nicht, und daher habe ich beschlossen, ihn aus dem Testament zu streichen. Seiner Tochter Beatrix will ich jedoch eine Chance geben.«
    »Beatrix von Braunlage also.«
    Dass sie eine verschwenderische, verzogene kleine Gans war, hatten wir gehört. Aber es war nicht an mir, das ihrer Großmutter zu berichten. Frau Heinemann schien mit einer guten Menschenkenntnis gesegnet zu sein, sie würde bald genug herausfinden, wes Geistes Kind ihre Enkelin war.
    »Von Braunlage dürfte keine schlechte Partie gewesen sein«, fuhr sie fort. »Man sagte mir, dass der Oberst Leiter des Heeresbeschaffungsamtes ist. Sie leben in Berlin. Dass er im Krieg Hinrichtungen befohlen hat, macht ihn mir jedoch nicht besonders sympathisch.«
    »Ich möchte mich dazu lieber nicht äußern.«
    »Gewiss nicht. Vermutlich werde ich ihn und auch meine Enkelin noch heute kennenlernen. Ich habe ihm einen Brief ins Fach legen lassen, in dem ich um ein Treffen bitte.«
    »Dann wünsche ich Ihnen, dass die Begegnung angenehmer verläuft als die mit Ihrem Sohn, Frau Heinemann.«
    Sie lächelte wieder, aber fröhlich war dieses Lächeln nicht.
    »Ich bin skeptisch, Emmalou. Und deswegen freue ich mich, dass ich Sie hier angetroffen habe. Kommen Sie, wir gehen zur Rezeption und regeln das mit Ihrem Zimmer.«
    Frau Heinemann hatte mich mit dieser Bemerkung neugierig gemacht, aber ich hütete mich, sie zu fragen, was sie damit meinte.
    Außerdem hatten sich an der Rezeption die Teilnehmer der Rallye versammelt, und ich erkannte Fritz, der mit weit aufgerissenen Augen um sich blickte.

63. JRAF KOKS
    Jlücklich ist, wer verfrisst,
    wat nich zu versaufen ist.
    Berliner Spruch
    M ann, was für eine Pracht! Oh, Mann. Und die Teppiche. Und die Leuchter. Und dieser Duft.
    Fritz wusste nicht, wohin er zuerst schauen sollte. Wie betäubt stand er neben Mac und staunte.
    »Mach den Mund zu, Fritz, sonst fliegen dir noch gebratenen Tauben rein«, flüsterte der.
    Fritz klappte den Mund zu.
    Dann wollte dieser uniformierte Jungschnösel mit dem ulkigen Hütchen und den weißen Handschuhen ihm seine Tasche abnehmen. Das ging aber nicht.
    »Fritz, lass den Pagen dein Gepäck tragen.«
    Wieder so ein Flüstern. Also gut, Mac wusste wohl, wie das hier ablief. Und dann der Lift. Der schwebte so lautlos nach oben. Und dann wieder Teppiche. Und elektrische Lampen. Und ein Zimmer. Oh Mann!
    »Det is nüscht für mich, Mac. Lassen Se mir irjendwo inner Pangsion wohnen. Hier mach ick nur wat kaputt.«
    »Fritz, ich brauche dich hier. Es ist nicht so schwer, sich zurechtzufinden. Hast du deinen guten Anzug dabei?«
    »Hab ick. Aber det hilft ooch nich.«
    »Doch, das hilft. Und ein heißes Bad zuvor auch. Sie zuerst, junger Herr.«
    »Ick soll hier baden? Mir ausziehn?«
    »Ich schau nicht hin. Aber Staub und Öl und Schmier müssen runter, Fritz.«
    Höchst misstrauisch lugte Fritz in das Badezimmer, das zu dem Raum

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