Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
durfte.
»Es ist kein Vertrauensbruch, Fritz. Ich habe ihn auch schon gefragt«, sagte Tilmann.
»Et is wejen der Ford-Fabrik. Die wolln ihn einstellen, wenn er die Rallye gewinnt.«
»Kluge Leute.«
Und den Meisterbrief hatte Mac jetzt auch wieder. Nur seinen Namen noch nicht. Aber das würde er auch noch schaffen. Wenn er gewann.
»Und ein kluges Ziel«, sagte auch Frau Heinemann. Die Fritzscheralds sahen einander an und murmelten: »For you and not for me!«
Was immer das hieß.
»Noch jemand ein Bier?«
»Nein, Mister Tilmann. Gehen wir zurück in unser nobles Heim. Unsere Helden müssen ruhen. Beau, Chester, Fritz – ich werde morgen auf der Tribüne sein und euch allen die Daumen drücken.«
Mac hatte ihn, als sie zurückkamen, höchst misstrauisch gemustert, dann aber über die Bulettenschlacht gelacht.
»Drückeberger. Ich musste Lachsfilet mit Spargelspitzen und Macaire-Kartoffeln essen. Ich sag dir, Fritz, morgen kommst du nicht drum herum.«
»Drohen Se mir?«
Mac grinste.
Fritz auch.
FINALE:
AVUS
64. GESCHWINDIGKEITSRENNEN
Towering in gallant fame,
Scotland my mountain hame.
High may your proud standards gloriously wave,
Land of my high endeavor,
Land of the shining river,
Land of my heart forever.
Scotland the Brave
L eider hatte Emmalou keine weiteren Anfälle von Unschicklichkeit gezeigt, und nach dem Abendessen war sie recht früh in ihrem Zimmer verschwunden. Aber Glück hatte sie ihm gewünscht und versprochen, ihm auf der Tribüne die Daumen zu drücken.
Das Adlon hatte einen Bus bereitgestellt, um die Fahrer der Rallye zur Avus zu bringen, wo auf dem Messegelände die Fahrzeuge warteten. Mac stellte mit einiger Verwunderung fest, dass sich eine gewisse Aufregung in ihm breitmachte. Fritz, der sich dicht neben ihm hielt, war ein wenig blass um die Nase und hatte seine große Klappe noch kein einziges Mal aufgemacht. Aber auch die anderen waren ungewöhnlich still.
Es ging um die Entscheidung.
Die Auswertungen der Rallye lagen vor, die Spitzengruppe stand fest. Aber noch konnte sich alles ändern. Auch ein Außenseiter konnte auf der Rennstrecke noch Punkte gutmachen.
Gut, es war kein echtes Rennen, nicht eines, das mit auf Höchstgeschwindigkeit hochgezüchteten Motoren gefahren wurde, sondern mit normalen Serienwagen, die ihre Straßentauglichkeit beweisen sollten. Keiner der Wagen erreichte mehr als einhundert Stundenkilometer, aber die Kraft der Maschinen war sehr unterschiedlich. Der Benz und der Horch beschleunigten weit schneller als der kleine Citroën oder der Ford. Dafür würde es sich zeigen, wie gut sie durch die Kurven kamen. Das Geschick der Fahrer, die Kenntnis ihres Fahrzeugs und seines Verhaltens entschieden eben auch über den Sieg. Daher fürchtete Mac Gregoire Latour weit mehr als den Thalheimer in seinem dicken Benz. Latour war ein Rennfahrer – auch wenn sein kleiner Citroën absolut keine Sportklasse war, kannte er vermutlich einige miese Tricks, um selbst den starken Horch des Oberst auszumanövrieren. Und bei Chester und Beau war er sicher, dass deren Todesverachtung sie zu abenteuerlichen Kapriolen veranlassen würde. Bei Rozier mit seinem Peugeot war er sich auch nicht sicher. Der Mann hatte sich still und unauffällig aller Prüfungen entledigt und keinerlei Fehler gemacht. Blieben auch noch die Teams, die mit nur wenigen Strafpunkten antraten. Der Spanier war ein unerwartet kaltblütiger Fahrer, der kalkulierte Risiken einging, der Italiener ein heißblütiger, der unkalkulierbare auf sich nahm. Und auch die beiden Niederländer, mochten sie auch noch so behäbig in ihrem Auftreten erscheinen, sie waren stur und zielgerichtet.
Es wäre gut, wenn Hans dabei sein könnte, sinnierte Mac, während sie durch den Tiergarten rollten. Hans hatte eine nüchterne Art, Chancen abzuwägen und damit auch seine Nerven zu beruhigen. Fritz hingegen war wieder starr vor Aufregung.
»Junge, es ist nur ein Rennen. Es geht nicht um Leben und Tod«, sagte er leise zu ihm.
»Doch, jeht et.«
»Fritz, kein Lorbeerkranz ist so wichtig. Du wolltest dabei sein. Du wirst deinen Traum wahrmachen und über die Avus rasen. Danach werden wir mit Tamtam und Trara zum Hotel
zurückfahren, ein paar hochtrabende Reden hören und ein leckeres Essen serviert bekommen. Und morgen fährst du nach Magdeburg zurück und berichtest deiner Nelly von dem rauschenden Erlebnis. Und irgendwann in ein paar Jahren wirst du deinen Kindern davon aufgeblasene Geschichten erzählen, und
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