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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Applaus wollte kein Ende nehmen. Ein riesiger Kranz aus Eichenlaub und Lorbeer wurde ihm über die Schultern gelegt. Getragen durch ein Meer von Menschen, brachten sie ihn zu den Podesten. Endlich ließen sie ihn zu Boden, und er stand neben den Fitzgeralds. Beide grinsten ebenfalls. Und dann sangen Chester und Beau lauthals:
    »Hark when the night is falling.
    Hear! Hear the pipes are calling,
    loudly and proudly calling,
    down thro’ the glen.
    There where the hills are sleeping,
    now feel the blood a-leaping,
    high as the spirits of the old Highland men.«
    Scotland the Brave, ohne Dudelsack und Trommeln, aber von Herzen für Alasdair MacAlan.
    Will wollte mitsingen, aber die Stimme versagte ihm.
    Es dröhnte die Marschkapelle los, sie wurden auf die Podeste geleitet. Tilmann, an seiner Seite der Monsieur von L’Auto , Honoratioren aus Berlin, von den Automobilclubs, der Presse.
    Fritz hatte er im Gewühl verloren, von Emma konnte er keine Spur entdecken, nur der Oberst stand mit grimmer Miene neben dem Podest. No points for second best.
    Schließlich wurde Will wieder nach unten gebeten, man geleitete ihn zu seinem Wagen, den Helfer wieder auf den Messeplatz gefahren hatten, und hier wartete auch Fritz auf ihn. Der schwere Kranz wurde ihm abgenommen und über den Kühler drapiert.
    »Wir machen jetzt Parade«, erklärte Fritz ihm mit neu gewonnener Begeisterung. »Wir fahrn voraus. Mit Musike.«
    So war es dann auch. Die Kolonne setzte sich in Bewegung, den Kaiserdamm hinauf zum Tiergarten. Hier, am Großen Stern, sammelten sie sich, und Einweiser gaben ihnen die Positionen vor. Den restlichen Weg durch das Brandenburger Tor, den Triumphzug, fuhren sie nur noch im Schritttempo, umjubelt von den Zuschauern entlang des Weges.
    Will war still, und Fritz schwieg auch. Hin und wieder winkten sie beide, und als sie durch das quadrigageschmückte Tor rollten, gedachte Will seinem Freund Alasdair.
    Ansprachen, mehr Musik, mehr Presse. Dann endlich durften sie in den Hof des Adlon einfahren und ihre Zimmer aufsuchen.
    Um acht Uhr abends würde das Festbankett beginnen – sechs Stunden Freizeit waren ihnen gegönnt.
    Will stand schon am Aufzug, als zwei Herren in dunklen Anzügen auf ihn zutraten.
    »Mister MacAlan?«
    »Ja.«
    »Fordwerke Berlin, John Greysham, Edgar Holbein. Wir würden Ihnen gerne ein Angebot unterbreiten.«
    »Sehr freundlich von Ihnen. Aber könnten wir diese Angelegenheit im Laufe der Woche regeln?«
    »Wann immer Sie wollen, Mister MacAlan. Dem Sieger der Rallye Paris–Berlin stehen jederzeit alle Türen offen.«
    »Dann hören wir voneinander. Sie entschuldigen mich jetzt bitte. Es war eine harte Tour bis hierher.«
    Er stieg in den Lift, und Fritz folgte ihm.
    »Jetzt kriechste die Stelle!«, frohlockte der, als die Tür sich geschlossen hatte.
    »Mal sehen.«
    »Och, Mensch.«
    »Vielleicht wollen sie ja nur Mac und nicht Will Marten. Und der bin ich nun wieder, Fritz.«

65. EMMAS RACHE
    Denn wie man sich bettet, so liegt man,
    es deckt einen da keiner zu,
    und wenn einer tritt, dann bin ich es,
    und wird einer getreten, dann bist du’s!
    Bertolt Brecht
    A m Morgen hatte mich Frau Heinemann zum Frühstück eingeladen und dabei die Bitte geäußert, ich möge sie zur Avus begleiten. Ich hätte gerne Will noch einmal Glück gewünscht, aber die Einladung sah auch vor, dass wir gemeinsam mit ihrem Wagen dort hinfahren würden. Mit einem kleinen, schiefen Lächeln geleitete sie mich zu besagtem Wagen.
    »Ein bisschen Angeberei, ich weiß, aber Tilmann hat den für mich organisiert, und mein Chauffeur ist völlig aus dem Häuschen, dass er einen Maybach fahren darf.«
    Fahren? Gleiten, umgeben von schimmerndem Holz, umhüllt vom Duft nach feinstem Leder, einem Bouquet eben aufgeblühter Rosen. Auf der Tribüne hatten wir Ehrenplätze, Tilmann saß neben uns und erinnerte sich sogar an mich. Er schilderte Frau Heinemann seinen Flug mit mir über Paris und nach Meaux in launigen Worten.
    Ich schwieg dazu und besah mir die Rennstrecke. Wenn das die Blüte des Straßenbaus war, dann brauchte ich mich nicht über die Trampelpfade in der Eifel zu wundern. Zwar waren es zwei schnurgerade zweispurige Bahnen, aber der Belag wirkte von den Zuschauerplätzen aus schon löchrig und uneben. Angst keimte in mir auf. Hohe Geschwindigkeiten hier zu fahren würde mit Sicherheit zu Unfällen führen.
    Will – hoffentlich schätzte er die Gefahr richtig ein. Plötzlich wurde mir klar, dass ich ihn nicht wieder

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