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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verlieren wollte. Und auch der junge Fritz sollte gesund und heil seinen Traum überstehen.
    Das Rennen begann, und meine Nerven blieben bis zum Finale angespannt bis zum Zerreißen. Und als das Unmögliche geschah und Will die Gunst der Sekunde nutzte, um sich an die Spitze zu setzen, musste ich aufspringen und schreien, was die Lunge hergab.
    Ehrlicherweise schrie die distinguierte Frau Heinemann mit. Und wir fielen uns wie die Kinder um den Hals und verschmierten unser Make-up.
    Weshalb ich nicht nach unten lief, sondern mich mit ihr zusammen in den schönen, komfortablen Maybach verdrückte und mich aus ihrer großzügig offerierten Schminkkassette bediente.
    »Sie haben Ihr Herz an ihn verloren«, stellte sie dabei fest.
    »Ja, ich fürchte, das habe ich. Auch wenn ich nicht weiß, was uns die Zukunft bringt, Frau Heinemann, ich werde versuchen, an seiner Seite zu bleiben.«
    »Er ist ein tapferer Mann. Mir gefällt, wie er sich des Jungen annimmt.«
    »Fritz. Ja, das ist einer. Der wird es mal weit bringen.«
    Ich erzählte ihr die Geschichte von dem Taschendiebstahl im Tiergarten, und sie kicherte. Während wir warteten, bis die Siegerehrung zu Ende ging, berichtete sie mir von ihrem Sohn, dem Architekten Arthur, der sich über das Autofahren in Amerika Gedanken gemacht hatte.
    »Wissen Sie, das Land ist so viel größer, die Entfernungen, die man überwinden muss, so viel weiter. Darum lieben alle ihre Automobile, und dank Herrn Ford kann sich auch fast jeder eines leisten. Er baut diese Autos in langen Werkstraßen, ohne großen Schnickschnack, wie ihn beispielsweise dieser edle Wagen beinhaltet. Aber damit sind sie preisgünstig und leicht zu warten. Die Ersatzteile bekommt man in jeder Schmiede, und jeder kann das Gefährt mit etwas Geschick selbst reparieren. Es gibt sie nur in Schwarz, aber das stört keinen. Kurzum, in Amerika bewegt man sich allenthalben mit Autos.«
    »Und ich vermute, auch auf den Straßenbau legt man Wert?«
    »Weit mehr als hier. Aber, Emmalou, Amerika hat keinen Krieg erlebt. Die Wirtschaft in Deutschland wird von den Siegermächten geknebelt – es wird noch dauern, bis Geld für Autostraßen vorhanden ist.«
    »Es können sich bei uns auch nicht so viele Menschen Autos leisten. Obwohl es schon weit mehr sind als vor dem Krieg.«
    »Es ist eine ungeheure Bequemlichkeit. Und Unabhängigkeit ist ein gutes Argument. Aber zurück zu meinem Sohn, Emmalou. Wir reisen bei uns also über lange Strecken, und nicht immer findet man eine Unterkunft in unbesiedelten Gebieten. Weshalb man gezwungen ist, entweder Umwege zu fahren oder eine Campingausrüstung mit sich zu führen. Darum hat mein kluger Sohn die Idee entwickelt, an den großen Autostraßen, den Highways, einfache Hotels für Kraftfahrer zu bauen. Motor-Hotel nennt er das, oder kurz Motel-Inn. Das erste wird er im Dezember in Kalifornien eröffnen. Er möchte eine ganze Kette derartiger Motels bauen, damit die Reisenden immer eine passende Unterkunft antreffen.«
    »Das scheint mir sehr klug zu sein. Mit Parkplätzen für die Fahrzeuge, vielleicht sogar einer Tankanlage.«
    »Mit einem Garten, in dem man sein Barbecue machen, seine Drinks am Pool nehmen oder sich das Essen im Restaurant bestellen kann.«
    »Unser Gartenlokal erfreut sich sommers großer Beliebtheit«, sann ich laut.
    »In Kalifornien dauert der Sommer zwölf Monate.«
    Mir entschlüpfte ein kleiner Seufzer. Die vergangenen Winter waren entsetzlich gewesen – kein oder viel zu wenig Heizmaterial, keine ausreichenden Nahrungsmittel –, Steckrüben hoffte ich nie wieder kochen zu müssen.
    Bevor ich aber weiterträumen konnte, wurden wir vom Platz gewunken, und die Parade begab sich zum Brandenburger Tor.
    »Gibt es einen Weg, auf dem wir vor der Kolonne am Pariser Platz ankommen?«
    »Ja, den gibt es.«
    »Dann geben Sie Tex Anweisungen.«
    Wir fuhren über Nebenstraßen zum Brandenburger Tor, hörten uns dort weitere Triumphreden, Märsche und Nationalhymnen an. Frau Heinemann betrachtete sinnend den Horch einige Meter von uns entfernt, in dem Oberst von Braunlage mit seiner Gattin saß.
    »Haben Sie Beatrix von Braunlage treffen können«, fragte ich sie.
    »Ja. Oh ja. Ja, ich habe sie kennengelernt. In den alten Mantel gehüllt, in dem Sie mich in Köln antrafen. Eine Gabe der Bahnhofsmission, die fortzuwerfen ich nicht gedenke. Sie ist überaus nützlich, um zu prüfen, ob die Person oder die Kleidung für einen Menschen ausschlaggebend sind. Beatrix Velten

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