Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
aus der Nase. Er war benommen und wehrte sich nicht, als er ihn am Jackenkragen fasste und auf die Straße zerrte.
»Ruft jemand die Gendarmen.«
»Da kannst aber sicher sein!«, sagte einer der Fahrgäste des Busses und trabte los. Beau und Chester kamen hinzu.
»Greg und ChiChi kümmern sich um Emma. Sie ist okay. Na ja, einigermaßen. Er hat eine Pistole.«
»Sucht sie. Beau, den Gürtel. Das fette Schwein muss verschnürt werden.«
Sie wuchteten Thalheimer auf den Bauch und fesselten seine Hände, ohne sich um die Menschentraube zu kümmern, die sich immer dichter um sie herum bildete. Aus dem Kühler des Benz entwich zischend der Dampf, der Horch hingegen schien nur wenig Schaden gelitten zu haben.
Zwei Gendarmen tauchten auf, militärisch grimmig in Knobelbecher und Tschako, und bellten Befehle, die keiner befolgte.
»Würden die Herren Wachtmeister bitte diesen Mann festnehmen? Er hat Fräulein Emmalou Schneider mit dieser Pistole bedroht, sie entführt und versucht, sie zu ermorden«, sagte Will in ziemlicher Lautstärke zu den beiden.
»Det kann jeda behaupten!«, schnarrte der eine ihn an.
»Det kannste aber glooben, Erwin!«, fauchte Fritz ihn an. »Kannste Zeujen finden im Adlon . Und kannste det Frollein Emmalou selber frajen.« Zu Will gewandt meinte er leiser: »Det is ’n Schupo ausm Viertel, den kenn ick, seit ich loofen kann. Der is so blöd wie Milchsuppe.«
»Rufen Sie Verstärkung, Mann. Wir wollen hier nicht weiter rumstehen und den Verkehr aufhalten. Und Fräulein Schneider braucht ärztliche Versorgung.«
»Brauch ich nicht.«
»Wenn du dich sehen könntest, Emma, würdest du mir zustimmen.«
Ein weiteres Fahrzeug hielt, und zwei Herren in Zivil kamen zu der Unfallstelle. Danach wurde die Angelegenheit professioneller geregelt. Gregoire und ChouChou begleiteten Emmalou in die Charité.
Ich fühlte mich angeschlagen, mein Gesicht schmerzte und meine Knochen schienen noch ein wenig in ihren Gelenken zu klappern. Der Sprung auf das Pflaster hatte mir Abschürfungen an den Knien eingebracht, aber ansonsten, so stellte auch die nette Ärztin fest, war ich nicht weiter lädiert. Gregoire war von ausnehmender Fürsorglichkeit und brachte mich zurück ins Adlon, wo er nicht nur seine Schwestern zu mir schickte, sondern auch Frau Heinemann verständigte.
Die drei Damen kümmerten sich um ein Schaumbad, vertrauten meine verschmutzten Kleider dem Zimmermädchen an und ließen eine üppige Kuchenplatte auffahren.
»Kannst du uns erzählen, was passiert ist, Emma?«
»Nicht alles, ein Teil fehlt mir.«
Ich berichtete, wie ich Thalheimer in meinem Zimmer überrascht hatte, von ihm nach unten in den Hof gezerrt wurde, Fritz gesehen und um Hilfe gerufen hatte. »Danach wurde es für eine Weile dunkel um mich. Als ich wieder klar sehen konnte, saß ich neben dem Widerling im Auto, und er schleuderte durch die Straßen. Er schwitzte wie ein Schwein und murmelte unablässig Verwünschungen. Ich gab mich weiter benommen, aber ich bemerkte einmal, dass ein Horch versuchte, ihm den Weg abzuschneiden. Darüber habe ich mich gewundert, denn dem Oberst hatte ich vorher ziemlich die Suppe versalzen. Aber etwas später sah ich den gelben Citroën. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie erleichtert ich war. Von dem Augenblick an habe ich nur auf eine Möglichkeit gewartet, aus diesem verdammten Auto herauszukommen. Ich glaube, Will, Greg und die Fitzens haben dem Thalheimer ziemlich eingeheizt. Tja, und dann kam dieser Moment. Liebe Frau Heinemann, eine Chance erkennen und sie nutzen. Das haben Sie gesagt. Es ging mir durch den Kopf, als der Bus vor uns auftauchte. Da bin ich aus dem Wagen gesprungen, in der Hoffnung, das mich jemand aufklaubt, bevor der Irre mich überfahren würde.«
»Greg hat geklaubt.«
»Hat er getan. Euer Bruder ist wundervoll. In vielerlei Hinsicht.«
»Ihm macht so etwas Spaß.«
»Ähm – mir nicht.«
Der Kuchen, vor allem aber der heiße, sahneschwere, süße Kakao weckte meine Lebensgeister. Wahrscheinlich half auch das Schmerzmittel, das man mir verabreicht hatte, und so stimmte ich der weiteren Behandlung zu. Denn meine Freundinnen – und das waren die drei Frauen wirklich – bestanden darauf, mir Coiffeursdienste angedeihen zu lassen. Dieses wunderbare Hotel machte alles möglich, und so wurde mir eine Kopfmassage zuteil, die mich halb ins Delirium versetzte, dann wurde geschnippelt und gelockt, geschminkt und gepinselt, und als ich wieder zu mir kam, erkannte ich
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