Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

verabschiedete sich die Ahr in heftigen Windungen, und sie folgten der Straße wieder durch unbewohntes Gebiet. Hupend näherte sich von hinten der Bugatti, sie ließen ihn passieren. Ein letzter Anstieg war zu bewältigen, dann wurde die Landschaft ebener. Und in Gelsdorf hatte man in einer großen Scheune einen Kontrollpunkt eingerichtet. Drei Wagen standen schon dort, ein gähnender Fahrer lehnte an dem einen und wärmte seine Finger an einem Kaffeepott.
    »Kaffee«, seufzte Mac.
    »Kriegst du hier.« Hans wies auf das Pappschild am Bau ernhaus.
    Heißes Wasser hier, 3 Pfg.
    »Die sechs Pfennige spendiere ich«, sagte Mac, und Hans holte ihren Vorrat an Kaffeebohnen aus der Tasche. Eine geschäftstüchtige Bäuerin hielt eine klapprige Kaffeemühle und einen simmernden Kessel auf dem Herd bereit, und eine Viertelstunde später schlürften Mac und Hans das schwarzschlammige Gesöff. Drei weitere Wagen rollten an die Scheune, die anderen waren bereits gestartet. Mac brachte ihre Tassen zurück, und sie machten sich bereit für den nächsten Abschnitt. Er würde sie nach Godesberg an den Rhein führen.
    »Alles in Ordnung, Hans?«
    »Ich werd’s überstehen.«
    »Dann los.«
    Aber auch Mac wurde beklommen, als er an das nächste Ziel dachte. Es war so lange her, und in den vergangenen elf Jahren waren Welten zusammengebrochen, aus deren Ruinen nie wieder blühendes Leben erwachsen würde.
    Sie würden dort keine Rast einlegen.
    Mac gab Gas, und die brave Tin Lizzy tuckerte davon.
    Die Straße war nun besser, auch wenn es wieder ein Stück Wald zu durchqueren galt. Noch herrschte tiefschwarze Nacht, und mit etwas Glück hielt sich das Wild in den Tiefen des Kottenforsts auf und floh nicht, aufgeschreckt durch Motorenlärm und Lichter, über die Strecke.
    Sie erreichten Godesberg in einer guten Zeit, doch je näher sie dem Rhein kamen, desto feuchter wurde die Luft. Als sie über die gepflasterte Allee fuhren, wallte der Nebel dichter und dichter vom Strom hoch, und bald konnten sie die Häuser rechts und links schon nicht mehr richtig erkennen. Dann wichen auch diese zurück.
    »Hochkreuz«, sagte Hans, und Mac erspähte den Schemen des gotischen Denkmals. Vor ihnen schimmerten die Rücklichter eines weiteren Fahrzeugs, das im Schritttempo voranschlich.
    »Kommst du vorbei!«
    Mac betätigte das Signalhorn, der Wagen vor ihnen bremste und schaukelte wild hin und her. Mac riss das Steuer herum und beschleunigte, dann hatte er den unsicheren Kandidaten hinter sich gela ssen. Sie kannten sich aus, hier entlang des Rheins, das war ihr Vorteil. Im Nebel würde der eine oder andere möglicherweise die Orientierung verlieren, sich verfahren und länger brauchen, um nach Bonn und dann nach Köln zu gelangen.
    »Tiddelit-pom-pom! Tiddelit-pom-pom!«
    »Morris hinter uns. Rat mal, wer das ist.«
    »Zwei verrückte Engländer.«
    Mac nickte.
    »Sollen wir sie vorbeilassen?«
    »Müssen wir nicht, oder?«
    Mac gab Gas. Der Motor brummte lauter, sie gewannen an Tempo. Die Verbesserungen, die Mac an der Maschine vorgenommen hatte, hatten sie, außer bei den Steigungen, noch nicht ausgenutzt. Hier in der Ebene würde es sich zeigen, ob sie die hohe Geschwindigkeit durchhalten konnten.
    Der Morris klemmte sich hupend an ihr Heck. Mac blieb mitten auf der Straße, gab keinen Millimeter frei. Die Nadel des Geschwindigkeitsmessers zitterte in der äußersten Position.
    »Lichter voraus!«, rief Hans über das Dröhnen des Motors hinweg. »Hupen!«
    Ihr Signal schallte durch die Nacht, die Lichter vor ihnen schwenkten zur Seite. Der Horch wich aus, sie und ihre Verfolger rauschten vorbei. Der Nebel wurde grauer, das frühe Morgenlicht vertrieb die Schwärze der Nacht. Erste Häuser tauchten wieder auf, sie näherten sich Bonn. Noch immer fuhr Mac mit hoher Geschwindigkeit, weiterhin blieben die Fitzgeralds dicht hinter ihnen.
    »Links halten!«
    Mac bog mit quietschenden Reifen ab.
    »Das hatten wir doch schon einmal«, murmelte Mac und wich einem Ascheimer aus, der am Straßenrand stand. Der Morris touchierte ihn, scheppernd flog er über die Fahrbahn.
    »Ja, solche verrückten Touren habt ihr vor dem Krieg unternommen.«
    »Und du hast dazu geschwiegen.«
    »Vielleicht wäre ich gerne dabei gewesen …«
    »Du? Mensch, Hans, ich dachte, du hättest Angst vor solch wilden Fahrten gehabt.«
    »Angst schon, aber euer Übermut war ansteckend. Vorsicht. Vooorsicht!«
    Es knallte.
    Mac schaffte es gerade noch, über den Bürgersteig