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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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seid pünktlich«, lobte Aabeze. »Das ist gut, denn Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Assassinen. Setzt euch neben den Schüler Derrick!«
    Als Trix den bekannten Namen hörte, zuckte er zusammen. Tatsache, in der ersten Reihe saß sein Cousin Derrick, dieser Verräter und Sohn eines Verräters, der Ex-Erbe des Ex-Co-Herzogs Sator Gris!
    Er war braun gebrannt und abgemagert, aber noch nicht so ausgemergelt wie knapp einen Monat später, wo Trix ihn in Dachrian treffen sollte.
    »Du!«, schrie Trix.
    »Du!«, schrie Derrick.
    »Was tust du hier?«
    »Was hast du hier verloren?«
    »Warum verfolgst du mich?«, fragte Trix wütend.
    »Wirst du mich eigentlich nie in Ruhe lassen?«
    Es trat eine unheilvolle Stille ein. Die Jungen maßen sich mit hasserfüllten Blicken.
    »Das ist also Derrick Gris, der Sohn des Verräters Sator Gris!«, sagte Tiana, die Derrick nur ein einziges Mal am Hofe von König Marcel gesehen hatte. »Sei gegrüßt!«
    Wie verlegen und aufgebracht Derrick auch sein mochte, die Regeln des guten Tons vergaß er nicht. Er stand hastig auf und verbeugte sich. »Es freut mich, Euch zu sehen, Eure Erlaucht, Fürstin Tiana.«
    Danach trat erneut Grabesstille ein.
    »Ihr kennt euch also?«, entzückte sich Aabeze. »Aus eurem früheren Leben? Aus der Zeit, bevor ihr in die Assassinen-Schule eingetreten seid? Und ihr hasst euch bis aufs Mark?«
    Die grauenvolle Stille im Auditorium lastete auf ihnen.
    »Prächtig!« Aabeze reckte die Hände gen Decke. »Ganz wie in den guten alten Zeiten! Ganz wie in jenen Jahren, als die Verborgene Natter in ihrer Blüte stand! Schüler, die durch einen alten Hass miteinander verbunden sind und nach Rache dürsten! Heimtückische Mordversuche! Intrigen, Skandale, Investigationen! Gift, das dem Feind ins Bett gestreut wird! Schüler, die des Nachts unter einem Umhang, der unsichtbar macht, durch die Gänge schleichen! Im stillen Glanz der Sterne blitzen Dolche auf! Die Dielen knarren! Jemand stöhnt im Todeskampf! Was für ein Glück! Nichts fördert den Lernprozess derart wie die Erwartung, gleich den Tod zu finden! Nichts schürt den Wissensdrang so wie ein Erzfeind, der seine giftigen Tränke an deiner Seite braut!«
    Die schreckliche Stille hätte sich gern noch weiter ausgebreitet – war aber bereits bis ins hinterste Eckchen vorgedrungen. Zum Glück ging in diesem Augenblick die Tür auf und ein weiterer Mann betrat das Auditorium.
    »Dekan Iibeem«, rief Aabeze erfreut. »Lasst mich Euch diese beiden Jungen vorstellen, die Eurem Haus zugewiesen wurden!«
    Tiana seufzte bloß.
    »Zwei Jungen?« Der frisch aufgetauchte Mann kniff die Augen zusammen. »Ich möchte Euch ja nicht widersprechen, aber … im Übrigen, was spielt das schon für eine Rolle?«
    Trix und Tiana musterten den Neuankömmling.
    Er war blutjung, zählte noch nicht einmal zwanzig Jahre. Trotzdem verströmte er etwas Altes und Abstoßendes. Das Gesicht des Dekans konnte man durchaus als aristokratisch bezeichnen, ja, sogar als fein, doch lag auf ihm etwas Kaltes und Beängstigendes. Etwas Schlangenhaftes. Diesen Eindruck verstärkte die Kleidung aus orangefarbenem, geschupptem Leder. Sie nahm sich gegenüber den schwarzen Gewändern der Schüler und dem schwarzen Umhang des Lehrers Aabeze wie ein greller Feuerfleck aus. Mit starrem, finsterem Blick taxierte Iibeem die neuen Schüler.
    »Der junge Herzog Trix Solier«, sagte er schließlich. »Bestens. Die junge Fürstin Tiana Dillon. Entzückend. Ich bin Iibeem, Dekan des Hauses der Lustigen und Gewitzten, meines Zeichens Meister im Giftbrauen und Grasverzehr. Ich werde alles daransetzen, damit ihr eure Ausbildung als zähe und beschwerliche Zeit in Erinnerung behaltet!«
    »Ich bitte Euch, Dekan«, protestierte Aabeze. »Seid ein wenig nachsichtiger. Schließlich sind es noch Kinder. Und zum ersten Mal seit fünfzig Jahren haben wir wieder Schüler.«
    »Nicht für lange, will ich hoffen«, presste Iibeem heraus.
    »Verzeiht, Lehrer, verzeiht, Dekan«, mischte sich Trix höflich ein. »Aber könntet Ihr uns nicht erklären, warum die Schule so wenig Schüler hat?«
    Der Dekan und der Lehrer tauschten einen beredten Blick.
    »Ich werde antworten«, entschied Aabeze schließlich. »Die Jungen haben ein Recht, das zu erfahren, meint Ihr nicht auch? Ich nehme an, ihr seid mit unserer ruhmreichen Geschichte vertraut?«
    »Oh ja«, sagte Trix, der vorübergehend sogar Derrick vergaß. »Alle kennen die Geschichte des großen Lehrers Aabeze und

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