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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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bleibt also nur …«, setzte Trix an.
    »Richtig!«, bestätigte Aabeze strahlend. »Ihr kommt ins Haus der Lustigen und Gewitzten!«
    »Wirkt sich das irgendwie auf die Ausbildung aus?«, wollte Trix wissen.
    »Überhaupt nicht. Ihr werdet ebenfalls im Grasverzehr unterwiesen, damit ihr überlebt, wenn ihr nur eine Handvoll zerstoßenen Unkrauts esst, im Giftbrauen, damit ihr aus jedem Stoff ein Toxin herstellen könnt, selbst aus Milch, Honig und klarem Wasser, in der Verteidigung gegen die guten Künste, damit erbauliche Romane und anrührende Gemälde nicht euren Kampfesgeist schwächen, im Tadeln, damit ihr jeden Feind als miesen Nichtsnutz darstellen könnt und folglich bei einer Auseinandersetzung kein Mitleid mit ihm zeigt, in Astronomie, damit ihr euren Weg mithilfe der Sterne findet, in Exhohnierung, damit ihr gegebenenfalls selbst noch die Leiche eures Feindes verhöhnt …«
    »Igitt!«, rief Tiana.
    »Die Übungen finden ja nicht an echten Leichen statt«, beruhigte sie Aabeze. »Dann gibt es noch die meisterliche Beherrschung des Besens …«
    »Des Besens?«, hakte Trix nach. »Ihr meint einen magischen Besen, oder?«
    »Des Besens?«, hakte auch Tiana nach. »Damit wir Gleichmut und Geduld erlernen?«
    »Weder noch!«, sagte Aabeze. »Der Besen ist eine der todbringendsten Waffen. Ein erfahrener Assassine vollbringt mit ihm wahre Wunder.« Seine Begeisterung für diese Waffe unterstrich der Lehrer mit wilden Handbewegungen. »Batz! Dem Gegner die Borsten in die Visage! Stechen wir ihm die Augen aus! Und mit dem Dreck, der am Reisig klebt, verstopfen wir ihm die Atemwege! Dann eine Kehre, ausgeholt, und den Stiel über den Schädel gezogen! Eine halbe Wendung und das Stielende in den Bauch gerammt!«
    »Ehrlich gesagt habe ich angenommen«, brachte Trix schüchtern hervor, »Ihr würdet uns in der Beherrschung von Dolch und Schwert unterweisen. Oder in der Handhabung von zwei schweren Hölzern, die mit einer Eisenkette verbunden sind. Oder dass wir lernen, den Gegner mit blauen Metallbohnen auszuschalten, mit denen wir ihn bewerfen.«
    »Pah!« Aabeze spie aus. »Wie einfallslos! Die Meisterschaft eines Assassinen liegt nicht darin, mit Gegenständen zu kämpfen, die dafür gedacht sind, sondern die unscheinbarsten Alltagsgegenstände in eine schreckliche Waffe zu verwandeln! Nur so zieht ihr ohne Waffe durch die Lande – und seid doch stets bewaffnet! Niemand wird in euch je gefährliche Mörder vermuten, wenn ihr mit einem papiernen Fächer wedelt oder euch mit einem feinen Hölzchen im Ohr bohrt, das an einem Ende mit Watte umwickelt ist. Doch auch dies sind todbringende Waffen!«
    »Das leuchtet ein«, bestätigte Trix. »Das überzeugt!«
    »Eben! Eigentlich ist es doch ganz schön, dass ihr hier seid! Ihr regt meinen Geist an!«
    Dann wies er auf eine Tür, auf der ein geheimnisvolles Symbol aus Gold funkelte: zwei Punkte, unter denen ein nach oben weisender, gebogener Strich lag.
    »Das ist das Zeichen eures Hauses«, erklärte Aabeze. »Geht hinein, ihr lieben Jungen, erfrischt euch und ruht euch ein wenig aus. Heute Abend um sieben erwarte ich euch im Hörsaal Nr. 1. Dort werden wir uns mit Grasverzehr und Giftbrauen beschäftigen. Bringt einen Kochtopf mit und sammelt ein paar Gräser!«
    »Wo ist denn der Hörsaal Nr. 1?«, fragte Tiana. »Und wo finden wir einen Kochtopf?«
    »Stellt euch nicht an wie kleine Kinder!«, polterte Aabeze. »Sucht halt! Dieses Schloss quillt über von Zeug! Und du, mein Junge, zieh dir etwas passendere Kleidung an! Was sind das bloß für Hosen? Wie kann ein künftiger grausamer Assassine in halbdurchsichtigen Pumphosen herumlaufen?«
    Trix und Tiana sahen erst sich an, dann blickten sie dem abziehenden Aabeze lange nach.
    »Irgendwie ist er seltsam«, bemerkte Tiana. »Oder?«
    »Hauptsache, er bringt uns was bei.«
    Hinter der Tür mit dem merkwürdigen Zeichen lag eine breite Wendeltreppe mit flachen Stufen, die ziemlich lang schien. Trix seufzte. Sie machten sich an den Aufstieg.
    Die Stufen schoben sich ihnen jedoch wie von selbst unter die Füße, und noch ehe eine Minute vergangen war, hatten sie das Ende bereits erreicht.
    »Da steckt Magie hinter«, bemerkte Trix voller Neid. »Heute kann man so was leider nicht mehr zaubern …«
    Die Treppe hatte sie in einen runden Raum gebracht, der mit löblicher Bescheidenheit eingerichtet war: Auf dem Boden lag ein schlichter Teppich in gedeckten Farben, anstelle von Sesseln gab es große, weiche Kissen, an

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