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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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schlug die Hände vors Gesicht.
    »Ich habe die Last meines Amtes ein Vierteljahrhundert allein getragen«, fuhr Aabeze fort. »Doch wie groß war meine Freude, als vor fünf Jahren der junge Iibeem in unsere Schule kam …«
    »Das ist übrigens auch ein seltsamer Name«, murmelte Tiana.
    »Binnen eines Jahres leistete er das gesamte Ausbildungsprogramm eines Assassinen ab. Daraufhin habe ich ihn zum Dekan dieses Hauses ernannt«, berichtete Aabeze. »Es fehlte uns jedoch an Schülern. Der Ruhm unserer Schule geht leider mit einem recht erschreckenden Ruf einher. Deshalb bevorzugen die meisten Schüler die externe Ausbildung … Aber jetzt seid ihr ja hier! Mit euch wird die Verborgene Natter in neuem Glanz erstrahlen. Bald wird es in allen drei – ach, was heißt drei? – in allen vier Häusern wieder von Schülern wimmeln! Ausgelassene Kinderstimmen werden die breiten Gänge und Hörsäle erfüllen! In Todesangst ausgestoßene Schreie erschallen! Die Gerte gelangt erneut zum Einsatz, um zu strafen und anzuspornen! Es finden Wettkämpfe mit einem dornenbesetzten Ball und Verfolgungsjagden zum Aussieben statt! Im Tiergehege halten wir Mantikore und Greifen! Der Friedhof wird erweitert …«
    In den Augen Aabezes funkelte unverfälschte Glückseligkeit auf. Er zog ein kleines, schwarzes Taschentuch hervor, schnäuzte sich geräuschvoll und wischte sich verlegen die Tränen aus den Augen.
    »Seid Ihr jetzt fertig?«, zischte Iibeem.
    »Oh ja«, seufzte Aabeze. »Ich überlasse Euch jetzt die Schüler, Dekan!«
    Er trat hinterm Katheder hervor, wobei er sich immer noch die Freudentränen abwischte, und steuerte auf den Ausgang zu. Der Dekan Iibeem nahm seinen Platz ein und betrachtete Trix und Tiana mit starrem Blick.
    »Setzt euch, Schüler«, verlangte er. »Wir kommen jetzt zum Wichtigsten, was ein Assassine wissen muss: dem Giftbrauen.«
    »Und was ist mit dem Grasverzehr?«, fragte Derrick, während er aus seiner Tasche ein Bündel Kräuter zog.
    »Was ihr kocht, das esst ihr auch«, antwortete Iibeem. Er holte mit der Hand aus – und drei kleine Tische erschienen vor der ersten Reihe. Auf jedem von ihnen stand ein Kohlebecken mit glühenden Kohlen und ein Krug mit Wasser. »Stellt eure Töpfe aufs Feuer. Gebt ein wenig Wasser hinein …«
    »Ihr seid ein mächtiger Zauberer!«, bemerkte Trix. »Wie kann das sein?! Wo Ihr doch Assassine seid!«
    »Als ob du nicht auch ein Zauberer bist, der Assassine werden möchte!«, spottete Iibeem. »Und jetzt Ruhe im Saal! An die Arbeit!«
    Auf eine Geste des Dekans hin setzten sich Trix und Tiana neben Derrick.
    Die Ausbildung in der Assassinen-Schule hatte begonnen.

Trix wundert sich

1. Kapitel
    Tief in der Nacht wachte Trix durch ein wehmütiges Heulen des Alarmzaubers auf. Er sprang aus dem Bett, schnippte mit den Fingern, um dem Gejaule Einhalt zu gebieten, und sprach jenen Zauber aus, der so alt wie die Welt selbst war, aber dennoch stets tadellos klappte: »Es werde Licht!«
    Ein mattes, weiß-rosafarbenes Licht erhellte den oberen Schlafsaal im Haus der Lustigen und Gewitzten, fast, als sei die Morgendämmerung ein paar Stunden zu früh heraufgezogen.
    Der Anblick, der sich Trix bot, bestätigte seine Vermutungen. Auf der Schwelle zum Schlafsaal hing Derrick – barfuß und in einem schwarzen Nachthemd, den linken Fuß schon im Zimmer, die rechte Hand vorgestreckt – geradezu in der Luft festgefroren, denn der Zauber hatte verhindert, dass er die Bewegung zu Ende führte. Die Hand umschloss einen Kampfbesen, einen echten BFG 2000. Bei diesem Stück bestand der solide Stiel aus Bambus und war mit Feigenholz verstärkt sowie mit zweitausend ebenso spitzen wie elastischen Gladiolenzweigen versehen. Trix beherrschte die Kunst des Besenkampfes inzwischen selbst recht gut, doch sein Cousin Derrick verblüffte mit seinem Geschick selbst den Lehrer Aabeze und sogar den Dekan Iibeem. In der linken Hand hielt Derrick eine Bratpfanne. Der Kurs im Kampf mit Küchengeräten war fakultativ, aber der Sohn des Ex-Co-Herzogs Gris übte sich von morgens früh bis abends spät in dieser Kunst, nur um besser als Trix dazustehen.
    »Ich habe schon vor ein paar Tagen mit dir gerechnet«, gestand Trix, während er beobachtete, wie Derricks Gesicht aufgrund der Anspannung und Schmach immer röter leuchtete. Dabei war der Alarmzauber im Grunde höchst schlicht, jeder Magier hätte ihn im Handumdrehen mit einem Gegenzauber ausgeschaltet, ein Ritter ihn mit purer Kraft überwunden.

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