Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
ist, überstehen wir das schon«, tröstete ihn Trix.
»Kommt darauf an, welche Hälfte in der Erde steckt.«
Trix schluckte den Kloß hinunter, der ihm in der Kehle saß.
»Oh abscheulicher Kaufmann, der du mit erbärmlichen Dienern und einem dubiosen bartlosen Fremdling hier erscheinst!«, kläffte der Mann in dem goldglitzernden Mantel. »Was hast du nur angerichtet? Mit welchem widerwärtigen Zauber? Und wozu? Ich, Zuf al Abzakk, der erste Helfer des Aufsehers über die nördlichen Felder verlange im Namen des Großwesirs Akhsogud Antwort auf diese Fragen.«
»Erster Helfer … das bedeutet, bis zu den Knien«, murmelte Wasab. Ansonsten schien die Angst ihm die Sprache verschlagen zu haben.
In diesem Augenblick hörte Trix, wie es unter ihm plätscherte. In der gegenwärtigen Situation konnte das die unterschiedlichsten Gründe haben, darunter auch höchst peinliche. Doch als er es wagte, den Blick zu senken, sah er, wie in die von den Kamelen gezogene Furche das Wasser aus den zerstörten Kanälen floss. Die Kamele, die niemand im Boden einzugraben auch nur plante, machten sich sofort über das Nass her.
»Oh Zuf al Abzakk, weiser erster Helfer des Aufsehers über die nördlichen Felder des Großwesirs Akhsogud – mögen die Bäume in seinem Garten viele Früchte tragen! –, die Diener sind gehorsam und die Kamele schnellfüßig!«, schwadronierte Trix. Eben jetzt schätzte er die Samarschaner Höflichkeit, die ihm die Zeit verschaffte, seine Gedanken zu ordnen. Zuf al Abzakk sah ihn argwöhnisch an. »Ich bin Trix Solier, ein großer Magier und Untertan des Königs Marcel des Lustigen, und komme in einer Angelegenheit von äußerster Wichtigkeit zu Euch!«
Leider zeigten diese Worte nicht ganz den gewünschten Effekt.
»Dann müssen wir also auch dich in die Erde eingraben«, hielt Zuf al Abzakk scharfsinnig fest. Wasab erbleichte.
»Oh weiser Zuf al Abzakk!«, fuhr Trix fort. »Hört mich an, bevor Ihr eine Entscheidung trefft!«
»Was glaubst du, was ich gerade mache?«, blaffte dieser. Die Bauern fingen derweil an, mit ihren Hacken etwas abseits schmale, tiefe Gruben auszuheben.
»Der heiße Atem der Wüste hindert diese … äh … reichen Felder daran zu wachsen«, sagte Trix. »Deshalb wollte ich den einfachen, arbeitsamen Menschen zur Feier meiner Ankunft ein großzügiges Geschenk machen.«
»Indem du ihre Saat zerstampfst«, höhnte Zuf al Abzakk.
»Indem ich ihnen einen wunderbaren Kanal zukommen lasse, der sich durch Eure Felder bis weit in die Wüste zieht. Die Arbeit zigtausender Menschen wäre nötig gewesen, ihn anzulegen! In diesem Augenblick füllt er sich mit Wasser – und Ihr könnt Eure Felder bis in die Wüste ausdehnen!«
Zuf al Abzakk spähte nachdenklich in die Furche, raffte den Mantel und sprang in sie hinein. Er lief ein paar Schritte auf und ab und berührte die Wände. »Das ist ein nie da gewesenes Wunder!«, rief er erstaunt aus. »Der Sand bildet eine solide Verschalung! Dieser Kanal wird Jahrzehnte halten!«
»Das ist mein Geschenk an die Dachrianer Bauern!«, brüstete sich Trix.
Die Bauern begriffen, dass sich das Blatt gewendet hatte, ließen vom Grubenausheben ab und betrachteten ebenfalls die Furche.
»Was willst du für dieses Geschenk, Zauberer aus dem Norden?«, fragte Zuf al Abzakk.
»Aber das ist doch ein Geschenk!«, entgegnete Trix.
»Es bietet dir ja auch niemand Geld dafür an! Nein, die Höflichkeit verlangt nach einem Gegengeschenk.«
»Bitte um goldene Geschmeide«, flüsterte Wasab Trix ins Ohr. Da allmählich die bronzene Farbe in das Gesicht des Kaufmanns zurückkehrte, sah er nun braun-weiß gescheckt aus, während sein Bart einen Hauch von Silbergrau zeigte.
»Bitte um nützliche Kontakte«, meldete sich Annette unterm Umhang hervor. »Beziehungen sind das Einzige, was im Orient zählt!«
»Oh weiser Zuf al Abzakk!« Trix verbeugte sich, doch da er noch auf seinem Kamel saß, blieb er auch so größer als der erste Helfer des Aufsehers über die nördlichen Felder. »Gibt es in der Welt eine Freude, die größer wäre als die des Umgangs mit anderen Menschen? Könntet Ihr mir nicht einige geschätzte Persönlichkeiten Eurer Wahl vorstellen?«
»Deine Worte zeugen von Klugheit«, erwiderte Zuf al Abzakk. »Ich werde mir überlegen, wer da in Frage kommt. Wo wirst du in Dachrian Quartier nehmen?«
»Bei meinem verehrten Freund, dem Kaufmann Wasab Kurkum.«
Zuf al Abzakk bedachte den Kaufmann mit einem zweifelnden Blick, worauf
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