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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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schon ist das Kamel an ihm vorbei und läuft und läuft und läuft. Und hinterm Horizont, da geht’s nicht nur weiter, da wirbelt Staub auf, über allen Dünengipfeln ist Rauch, über dir, da spürest du ihn auch, die Wanderdünen donnern und schmettern, während wir durch sie brettern. Und ein einsamer Beobachter, berückt vom Zauber, steht und fragt: ›Ist das ein Blitz, den ich hier vor mir seh? Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so erschrocken bin! Von dieser nie gesehenen Bewegung, von dieser nie gesehenen Kraft, die in diesen nie gesehenen Kamelen steckt, die in dieses nie gesehene Licht gehüllt sind. Diesen Kamelen, denen ein Sturm in die Höcker gefahren sein muss. Wacht ein Ohr in allen euren Adern, das da lauschet fort und fort? Habt einen Vierzeiler ihr vernommen und alle gemeinsam und alle zugleich die kupferfarbenen Brüste vorgestreckt, um in vollendeter Harmonie zu einer einzgen Linie zu verschmelzen, die über den Sand dahinschießt, den euer schwielger Fuß kaum mehr berührrrrr… aaah!«
    Dann überschlugen sich die Ereignisse. Der Wind peitschte Trix ins Gesicht, der zwischen den Höckern Schutz suchte. Links und rechts erhoben sich Staubsäulen, die Dünen tanzten. Die Schreie der Samarschaner verloren sich weit hinter ihm, obwohl Trix genau sah, dass sie an seiner Seite ritten. Jenes blaue Licht, das jeder Magier kennt, hüllte die Kamele ein. Der Zauber siegte über die Natur. Trix könnte jetzt mit bloßen Händen Eisen durchbrechen. Die Kamele könnten den Wind einholen … Obwohl die Tiere den Sand gar nicht zu berühren schienen, nahm Trix mit aller Klarheit wahr, wie dieser zur Seite stob, wie Dünen einkrachten. Sie flogen an alten Ruinen vorbei – die sich schon im nächsten Moment in Luft auflösten, als wären die schnellfüßigen, kupferbrüstigen Wüstenschiffe nie an ihnen vorbeigesaust oder als seien die jahrtausendealten Steine von einer Sekunde zur nächsten zu Asche zerfallen. He, Kamele, ihr rasenden Gestalten, welch trübem Blick habt ihr früh euch einst gezeigt? Doch ein ums andere Kamel nur schnauft, der Rest ist Schweigen, jede Antwort unterbleibt. Die Tiere, sie liefen nur und liefen und …
    Voller Entsetzen begriff Trix, dass ihm noch immer Reste des Zauberspruchs im Kopf rumspukten. Bisher hatte er von diesem Phänomen nur gehört.
    Wasab fuchtelte neben Trix mit den Armen und schrie ihm etwas zu, doch Trix verstand nicht, was. Immerhin waren die Gesten beredt genug: Er sah nach vorn.
    Da erstreckte sich keine Wüste mehr! Da gab es nur von Bewässerungskanälen durchzogene und mit Getreide bestellte Felder, auf denen Menschen arbeiteten und Gebäude standen. Sie näherten sich bereits Dachrian!
    »Haltet an, Kamele!«, rief Trix. »Drosselt euren Lauf, fallt in Schritttempo! Fragt euch doch mal, wohin laufen wir denn! Wollen wir tatsächlich blindlings vorwärtsstürmen und die Menschen erschrecken, wollen wir ohne Ziel und Verstand rasen, einzig um der Bewegung willen? Es gibt eine Zeit des Vorwärtsstürmens, aber es gibt auch eine Zeit der Wegwahl!«
    »Oh, halt sie an, Smaragd meines Herzens!«, jammerte Wasab. »Halt sie an … Oh größter aller Zauberer, warum hast du dich nur dazu herabgelassen, meinen Wunsch zu erfüllen?«
    Die Kamele blieben mitten auf dem Feld stehen. Die Bauern hatten sich zu Boden geworfen, die Arme schützend über den Kopf gerissen und wollten offenbar mit der Erde verschmelzen. Hinter den Kamelen klaffte eine halbmannstiefe Furche, die sich anscheinend bis zum Horizont zog, genau ließ sich das nicht sagen, denn Staubwolken verhüllten diesen. Aus der Furche selbst stieg Rauch auf.
    »Das wird mich ins Gefängnis bringen«, lamentierte Wasab.
    »Wieso das denn?«, wollte Trix wissen.
    »Wir haben die Saat zerstampft. Damit haben wir die Bauern beleidigt und das schätzt unser weiser Großwesir gar nicht. Oh Kummer und Leid, das ist mein Ende!«
    Die ersten Bauern kamen bereits auf sie zu. Sie hielten ihre Hacken fest gepackt, ihre Gesichter versprachen nichts Gutes. Ihr Anführer war ein Mann mit prachtvollem Turban und goldbesticktem Mantel. Ihnen folgte – und das verhieß erst recht nichts Gutes – ein Dutzend Soldaten, die mit Krummsäbeln bewaffnet waren und die legendären Samarschaner Harnische trugen.
    »Das ist ein angesehener Mann«, stöhnte Wasab. »Der zweite Helfer des Aufsehers über die nördlichen Felder, vermute ich. Der darf uns bis zum Gürtel im Boden eingraben!«
    »Wenn’s nur bis zum Gürtel

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