Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
schlafen, danach ist alles wieder in Butter!«
Trix seufzte. Nach seinem Dafürhalten nahm die Fee allzu oft den falschen Blütenstaub zu sich. Aber das hatte er sich selbst zuzuschreiben.
Als Wasab ihn höchstpersönlich zum Essen abholte, ließ er die schlummernde Annette jedenfalls mit einer Mischung aus Erleichterung und Schuld zurück. Den Umhang legte Trix nicht an, aber den Stab nahm er mit, um würdevoller zu erscheinen.
Das Mittagsmahl war, wie im Süden üblich, sehr leicht: Früchte, Tee und Naschwerk. Der Tisch stand im Hof, unter einem von Wein umrankten Gitterdach, das sie vor der sengenden Sonne schützte. An der einen Stirnseite saß Wasab mit Trix zu seiner Rechten und dem Neffen zu seiner Linken, an der gegenüberliegenden Gulin, die jüngste und einzige Frau des Kaufmanns. An der rechten Längsseite hatten die drei Söhne Wasabs Platz genommen, von denen zwei noch sehr klein waren, während einer nur etwas jünger als Trix war. Links saßen die beiden Töchter. Die Szenerie verströmte etwas Festtägliches, obwohl die eigentlichen Feierlichkeiten anlässlich der Rückkehr des Hausherrn erst am Abend stattfinden sollten.
»Ach, wie schön ist es doch, wieder zu Hause zu sein!«, rief Wasab aus. »Zwei Monate war ich unterwegs, zwei Monate habe ich gegen Feinde gekämpft und mit fremdländischen Kaufleuten verhandelt …«
Es folgte eine Aufzählung all der Heldentaten, die Wasab vollbracht hatte. Anfangs hörte Trix noch begeistert zu, denn Wasab und seine Soldaten hatten auf ihrem Weg ins Königreich eine Bande von vierzig Räubern bezwungen, einen blutdürstigen Greifen in die Flucht geschlagen, im Wald einen Angriff von Elfen abgewehrt, noch dazu so geschickt, dass die Elfen sich von ihnen mit Seide aus Spinnenweb und Heilelixieren freikaufen mussten. All das klang wie direkt den Chroniken für Kinder entsprungen.
Dann schilderte Wasab allerdings, wie er in der Oase Trix im Kampf gegen Drachen angetroffen hätte, wie er ihm zu Hilfe geeilt wäre und sie gemeinsam die blutrünstigen Drachen vertrieben hatten. Da wurde Trix klar, dass ein Kaufmann nicht nur auf dem Basar Phantasie braucht, um seine Ware anzupreisen, sondern auch in den eigenen vier Wänden, um sich die Anerkennung der Seinen zu sichern. Gelangweilt machte er sich daran, die kleinen, aber überaus süßen Weintrauben zu pflücken. Der schwarzäugige Junge neben ihm bat ihn, den Zauberstab einmal berühren zu dürfen, was Trix ihm großherzig gestattete. Wasabs Sohn tupfte mit dem kleinen Finger auf den Stock und platzte fast vor Stolz. Seine kleinen Brüder starrten ihn bewundernd mit offenem Mund an.
»Und was ist euch widerfahren?«, fragte Wasab schließlich.
»Oh mein geliebter Mann, als ob sich unsere Neuigkeiten mit den deinen messen könnten!«, antwortete Gulin. »Eine Woche nach deiner Abreise ist die Mauer des Kamelstalls zusammengebrochen. Die, die seit einem Jahr reparaturfällig ist, nachdem eines der Tiere mit den Hinterbeinen ausgeschlagen hat. Ich hatte dich schon oft darum gebeten, dich darum zu kümmern. Das haben wir dann erledigt, was uns zwei Wochen kostete. Dein jüngster Sohn litt eine Woche unter Bauchweh! Zum Glück hat der Heiler eingewilligt, dass wir die Kosten für die Behandlung später zahlen. Auf dem Basar wollte mich ein Händler übers Ohr hauen, was ich aber mitbekommen habe, worauf er mir in seiner Furcht das Doppelte von meinem Wechselgeld herausgegeben hat. Am dritten Tag, genauer in der dritten Nacht, ist jene Horde bei uns eingedrungen, die bereits seit einem Jahr im Viertel ihr Unwesen treibt. Als ich gehört habe, wie sie an den Truhen hantierten, haben unsere beiden Töchter und ich nach den Bratpfannen und den Kupferstößeln gegriffen, uns in der Dunkelheit an sie angeschlichen und sie dermaßen verbläut, dass nur einer fliehen konnte, während wir die beiden anderen geschnappt und vor den Kadi gebracht haben. Einer hat sich freigekauft, aber stell dir vor, es hat ihn sein Haus, die Kamele und das ganze Geld gekostet. Der andere hat den Richter beschimpft, da wurde er in die Salzsümpfe geschickt.«
»Das geschieht diesem Schuft ganz recht!«, äußerte Wasab zufrieden. »Tja, und der andere, der in die Sümpfe geht, wird auch noch merken, dass diese Strafe kein Zuckerschlecken ist! Was gibt es sonst Neues in der Stadt?«
»Der Großwesir – möge seine Ruhe und Selbstgewissheit auch uns erfassen! – versichert, von Abrakadasab drohe keine Gefahr, und falls es doch zu
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